
Bruno Lamoral, Portfoliomanager für institutionelle Mandate bei DPAM, skizziert seine Erwartungen bis zum Jahresende:
28.10.2025 | 09:12 Uhr
Nach acht Zinssenkungen gehen die Märkte davon aus, dass die EZB ihren Lockerungszyklus abgeschlossen hat. Für die Fed werden dagegen vier Zinssenkungen in den kommenden zwölf Monaten eingepreist. Der Fed-Vorsitzende Powell hat öffentlich festgestellt, dass weniger neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Dies wirkt sich bisher kaum auf die Arbeitslosenquote und das Lohnwachstum aus, Angebot und Nachfrage halten sich auf dem Arbeitsmarkt derzeit die Waage.
Keine Rezession absehbar
Auch wenn sich der
US-Arbeitsmarkt weiter abschwächen dürfte, sollte die Gesamtwirtschaft in naher
Zukunft nicht in die Rezession abkippen. Die jüngste Berichtssaison hat
überdies gezeigt, dass die Stärke der US-Unternehmen nicht auf den Tech-Sektor
begrenzt ist; positive Gewinnrevisionen gibt es weit darüber hinaus.
Entsprechend breit fiel zuletzt der Kursaufschwung aus – mit Ausnahme der
Basiskonsumgüter werden alle US-Sektoren derzeit über ihrem gleitenden
200-Tage-Durchschnitt gehandelt. Das Umfeld für Aktien halten wir für gesund
und ausgewogen.
Zölle treiben Inflation
mit Verzögerung
Risiken bestehen nicht
zuletzt in der Preissteigerung, die in den USA in den kommenden Monaten
zunehmen wird, da sich die Zölle zunehmend auf die Warenpreise auswirken.
Ausländische Exporteure absorbieren nur etwa 10 bis 20 % dieser Zölle; den
Großteil der Belastung tragen US-Unternehmen und -Verbraucher. Sind die vor
Einführung der Zölle gekauften Lagerbestände abgebaut, werden die Auswirkungen
für den Endverbraucher deutlicher werden.
Dies könnte dazu führen,
dass die Fed trotz zunehmender Inflation die Zinsen senkt, was zu einer
steileren Zinsstrukturkurve führen könnte. Sollte die Rendite 10-jähriger
US-Anleihen wieder über 4,5 % steigen, dürften die Aktienbewertungen
erneut unter Druck geraten.
Die inflationären
Auswirkungen sollten jedoch nur vorübergehend und Marktrückgänge angesichts der
soliden mittelfristigen Liquiditätsaussichten begrenzt bleiben.
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