Capital Group: Aktienanlagen im inflationären Umfeld

Capital Group: Aktienanlagen im inflationären Umfeld
Aktien

Das Thema beherrscht die öffentliche Diskussion: Deutschland befindet sich aktuell im inflationärsten Umfeld seit der Hyperinflation der 1970er-Jahre.

14.12.2022 | 10:39 Uhr

Christophe Braun, Investment Director bei Capital Group, ist jedoch der Meinung, dass dies für Aktienbewertungen nicht unbedingt eine schlechte Nachricht sein muss, für Unternehmen könne eine gewisse Inflation sogar von Vorteil sein. „Diese gibt vielen Unternehmen die Möglichkeit, die Preise zu erhöhen und die Rentabilität auf eine Art und Weise zu schützen, die in den letzten Jahren vielleicht nicht möglich war“, sagt Braun.

Selbst in Zeiten höherer Inflation hätten Aktien in der Vergangenheit zumeist positive reale Renditen geliefert. Globale Aktien würden eine wirksame Inflationsabsicherung bieten, sofern die US-Inflation zwischen zwei und sechs Prozent lege. Diese Funktion sei durch reales Gewinnwachstum und reales Dividendenwachstum gestärkt worden. Dagegen hätten globale Aktien häufig zu kämpfen, wenn die Inflation über sechs Prozent oder im negativen Bereich lege. „Anhaltende Phasen mit hoher Inflation sind jedoch selten“, erläutert Braun. „Die Hyperinflation der 1970er-Jahre war eine einzigartige Periode, während deflationäre Tendenzen, wie beispielsweise während der Großen Depression, oft sehr viel schwieriger zu bändigen waren.“

Auswirkung der Inflation auf einzelne Sektoren kann unterschiedlich sein

Die Geschichte zeige, dass einige Unternehmen und Branchen in der Vergangenheit in inflationären Zeiten recht konstante Renditen erzielen könnten, während andere eine eher gemischte Bilanz aufweisen würden.

„Der Kanal, über den sich die Inflation auf die Sektoren auswirkt, kann sehr unterschiedlich sein“, so Braun. „Oftmals erfolgt die Transmission über abgeleitete Effekte wie Wachstum und Zinssätze.“ Manchmal wirke sich die Inflation aber auch direkt auf das Entwicklung eines Sektors aus. Hier spielt der private Konsum eine wichtige Rolle. Die Ausgaben der Verbraucher würden durch höhere Kreditzinsen und auch durch die Energiepreise (insbesondere Benzin) beeinträchtigt. In dem Maße, wie die Belastung der Verbraucher abnehme (sinkende Inflation), könnten sich die Aussichten für zyklische Konsumgüter im Vergleich zum breiteren Markt wieder verbessern.

„Die Entwicklung eines Sektors kann auch von den Auswirkungen der Inflation auf die Wirtschaft beeinflusst werden. Dieser Effekt ist bei Basiskonsumgütern zu beobachten“, sagt der Experte. „Wenn die Wirtschaft in Bedrängnis gerät und die Verbraucherausgaben zurückgehen, kann sich der Basiskonsumgütersektor, der im Allgemeinen von stabilen Verbraucherausgaben profitiert, im Vergleich zum breiten Markt gut behaupten.“ Ähnlich verhalte es sich, wenn die Inflation zu sinken beginne und die Wirtschaft sich erhole. Dann könnten sich andere Sektoren erholen und Basiskonsumgüter könnten zurückbleiben.

In anderen Fällen werde die Entwicklung der Sektoren durch die Entwicklung der Zinssätze bestimmt. Unternehmen, bei denen die Zinserträge einen bedeutenden Teil ihres Geschäfts ausmachen würden, beispielsweise Lebensversicherungen und Banken, würden in einer Zeit höherer Zinsen, die in der Regel mit einer höheren Inflation einhergingen, profitieren.

Einem höheren Inflations- und Zinsumfeld begegnen

„Da sich die Inflation als hartnäckiger erweist, als die Zentralbanken ursprünglich angenommen hatten, ist es wahrscheinlich, dass die Kosten in den kommenden Monaten weiter steigen werden“, so Braun. „Unternehmen mit hohen durchschnittlichen Bruttomargen und geringer Verschuldung sind möglicherweise besser geeignet, dieses neue Umfeld zu meistern.“

Zu den Unternehmen, die in einem solchen Umfeld erfolgreich sein könnten, würden laut Braun insbesondere solche gehören, die essentielle Dienstleistungen erbringen, wie die Gesundheitsriesen Pfizer, UnitedHealth Group und Abbot Laboratories. Die durchschnittliche Bruttomarge im Pharma/Biotech-Sektor liege in der Regel bei 65 Prozent.

Das Gleiche gelte für Unternehmen mit Qualitätsprodukten. Der technologische Vorsprung von Tesla bei Elektrofahrzeugen habe es dem Unternehmen ermöglicht, eine äußerst dynamische Preisstrategie zu verfolgen. Im März 2022 habe Tesla die Preise für seine gesamte Produktpalette um bis zu zehn Prozent erhöhr.

„Im Jahr 2021 erholten sich die weltweiten Dividenden sehr stark und machten die Kürzungen, die während der schlimmsten Pandemie im Jahr 2020 vorgenommen wurden, mehr als wett“, resümiert Braun. „Mit Blick auf die Zukunft könnten Investitionen in Dividendenwerte eine wichtigere Rolle für die Gesamtrendite eines Portfolios spielen.“ Dividendenwerte würden eine Kombination aus Einkommen und dem Potenzial für Kapitalzuwachs bieten – zumal die Bewertungen vieler dieser Unternehmen nach einem langen Bullenmarkt für Wachstumswerte angemessen erschienen. Allerdings sei bei Unternehmen mit hoher oder übermäßiger Verschuldung in ihren Bilanzen Vorsicht geboten.

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