Capital Group: Chinesische Aktien - Im Wandel Chancen erkennen

Aktien

Trotz langsameren Wachstums bieten chinesische Aktien noch immer profitable Möglichkeiten.

01.04.2019 | 09:48 Uhr

Chinas Wachstum verlangsamt sich und die Wachstumsrate hat mittlerweile ein fast 30-jähriges Tief erreicht. Zwar konnten chinesische Aktien gemessen am MSCI China Investable Market Index in den ersten beiden Monaten 2019 knapp 15 Prozent zulegen und Investoren scheinen auf eine wirtschaftliche Erholung sowie eine Beilegung des Handelsstreits mit den USA zu hoffen. Stephen Green, Volkswirt mit Schwerpunkt Asien bei Capital Group, geht jedoch davon aus, dass Chinas Wirtschaftswachstum von den Antworten auf zwei wesentliche Fragen abhängen wird. Erstens: Wird Peking ein neues Konjunkturprogramm auflegen? Zweitens: Wird dieses umfangreich genug sein, um Wirkung zu zeigen?

Konjunkturprogramme könnten zu Immobilienblasen führen

Betrachtet man das große Ganze, sind primär langfristige, ökonomische Trends für das abnehmende Wachstum verantwortlich – zum Beispiel die sinkende Arbeitskraft und das geringere Produktivitätswachstum. „Dabei handelt es sich um den normalen Reifeprozess eines Schwellenlandes, das der Bezeichnung als Emerging Market entwächst“, so Green. Hinzu kommen zyklische Faktoren, wie beispielsweise der Schuldenabbau bei Staatskonzernen, das Durchgreifen bei Schattenbanken oder Versuche, den Wohnungsmarkt abzukühlen.

Trotz der derzeitigen Lage scheint es Peking mit Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur, wie beispielsweise in den Jahren 2015 und 2016, derzeit nicht eilig zu haben. „Die Sorge ist, dass weitere Konjunkturpakete am Immobilienmarkt zu einer Blasenbildung führen und die Schuldenkrise verschärfen könnten“, so Green. „Man sollte aber auch nicht vergessen, dass Chinas Wirtschaft, den offiziellen Regierungsabgaben zufolge, aktuell noch immer mit einer jährlichen Geschwindigkeit von 6,6 Prozent wächst – auch wenn dies unter den zweistelligen Wachstumsraten vergangener Jahrzehnte liegt.“

Auf den Umfang der Reformen kommt es an 

Dem Asienkenner Green zufolge könnten zwei Szenarien eintreten – je nachdem wie umfangreich die Reformen ausfallen. Bei einem Neustart der umfangreichen Reformen könnte sich das chinesische Wirtschaftswachstum in den nächsten fünf bis sechs Jahren auf durchschnittlich rund fünf Prozent verlangsamen. Sollte es jedoch nur kleinere Reformen geben, schätzt der Experte ein Wachstum von drei Prozent. „Das wäre dann insbesondere auf das negative allgemeine Produktivitätswachstum zurückzuführen“, sagt Green.

Green selbst hält eine Mischung aus beiden Szenarien für am wahrscheinlichsten: „Angesichts zyklischer Abschwünge wird Peking mehr Reformen anstreben, von den wichtigsten Schritten jedoch weiter Abstand nehmen. Eine durchschnittliche reale Wachstumsrate von vier Prozent bis 2025 würde mich daher nicht überraschen.“ Sollte der Handelskonflikt mit den USA allerdings weiter anhalten, könnte sich das negativ auswirken. „Beide Staaten haben aufgrund des Handelsstreits bereits hohe Verluste erlitten. Folglich sollten auch beide Verhandlungspartner Interesse daran haben, zumindest einem Übergangsdeal auszuhandeln, der die Zölle senkt und vielleicht die Handelsbeziehungen ausdehnt“, so der Experte.

In die wachsende Mittelschicht Chinas investieren

Den Entwicklungen zum Trotz bieten chinesische Aktien noch immer profitable Möglichkeiten. Zwar sollten Investoren die wirtschaftlichen Aussichten vor Augen haben, ebenso sollten sie aber auch die wachsende Mittelschicht und ihr Konsumwunsch nach Smartphones, Tennisschuhe oder Kaffee nicht vergessen. Attraktive Titel können Investoren zum Beispiel bei in- und ausländischen Unternehmen finden, die der wachsenden chinesischen Mittelschicht Reise- oder Finanzdienstleistungen offerieren sowie bei innovativen Technologieunternehmen, die Halbleiterkomponenten für mobile Endgeräte und die industrielle Automatisierungstechnik herstellen. „Wichtig ist auch, den Handelsstreit mit den USA im Blick zu behalten. Sollten Handelsabkommen unterzeichnet werden könnte dies einen positiven Einfluss auf den Schutz geistigen Eigentums haben, wovon insbesondere inländische Software- und multinationale Unternehmen profitieren würden.“

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