Capital Group: 3 Ansichten zur Zukunft von Wachstumswerten

Capital Group: 3 Ansichten zur Zukunft von Wachstumswerten
Aktien

Wachstumswerte mussten 2022 eine Niederlage einstecken, keine Frage. Die entscheidende Frage für wachstumsorientierte Anleger lautet daher: Wie geht es jetzt weiter?

17.03.2023 | 08:16 Uhr

„Die Anleger haben im vergangenen Jahr erkannt, dass die historisch niedrigen Zinssätze zu vielen Exzessen geführt haben, einschließlich Überfliegeraktien, die gar nicht über die entsprechenden Erträge verfügen“, sagt Aktienportfoliomanager Carl Kawaja. „Für langfristige Anleger ist es jedoch nach wie vor sinnvoll, Unternehmen zu kaufen, deren Rendite sich aus dem überdurchschnittlichen Wachstum ergibt, das sie im Laufe der Zeit erzielen. Sie müssen heutzutage nur selektiver vorgehen.“

Zahlreiche namhafte Wachstumsunternehmen erfuhren in der Tat eine Neubewertung, um den teureren Kapitalkosten Rechnung zu tragen. In Zukunft dürfte das nachgewiesene Gewinnwachstum wahrscheinlich wichtiger für die Rendite sein, sagt Kawaja. Die gute Nachricht ist, dass Unternehmen mit Wachstumspotenzial wahrscheinlich aus einer breiteren Palette von Branchen und Regionen kommen werden – nicht nur aus dem Bereich der Technologie- und Konsumwerte

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„Wir bewegen uns von einer sehr binären Welt – man investierte in einen Sektor und mied andere, man investierte in den USA und mied alles außerhalb der USA – hin zu einem ausgewogeneren Umfeld mit einem umfassenderen Sinn für Marktchancen“, erläutert Aktienportfoliomanager Martin Romo.

Hier teilen drei Wachstumsanleger der aktuellen Generation von Capital Group – Romo, Kawaja und Cheryl Frank – ihre Ansichten darüber, wie sich Wachstumswerte entwickeln, wo sie nach Möglichkeiten suchen und wie sie sich auf die nächste Hausse vorbereiten.

1. Der KI-Wendepunkt ist erreicht – Martin Romo, Portfoliomanager, 31 Jahre Anlageerfahrung

Technologie- und Konsumwerte wurden abgestraft, was in vielen Fällen auch gerechtfertigt war. Aber ich denke, dass der Markt in einigen Fällen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet hat. Nahezu alle sagen, dass sich die Welt verändert hat und dass das, was in den letzten 10 Jahren wahr gewesen ist, in Zukunft nicht mehr wahr sein kann – das ist meiner Meinung nach ein Fehler. Möglicherweise übersieht der Markt die anhaltende Stärke einiger gut aufgestellter Unternehmen.

Darüber hinaus nimmt das Innovationstempo weltweit zu. Einige Kollegen und ich haben vor kurzem einige Wochen im Silicon Valley verbracht und uns dort mit Aktiengesellschaften und Risikokapitalfirmen getroffen. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass wir mit der künstlichen Intelligenz (KI) an einem Wendepunkt angelangt sind. In nahezu allen Bereichen finden sich innovative Einsatzmöglichkeiten für die KI.

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Unternehmen wie Microsoft nutzen die KI-Technologie, um ihre Angebote zu differenzieren und den Kunden eine höhere Produktivität zu bieten. Microsoft hat bereits eine begrenzte Testversion seiner Suchmaschine Bing veröffentlicht, die ChatGPT nutzt, einen Chatbot, der in Zusammenarbeit mit OpenAI entwickelt wurde. Darüber hinaus plant Microsoft nach eigenen Angaben, die Technologie in seine weit verbreitete Office-Softwaresuite, seine Teams-Plattform und seinen Code-Entwicklungsdienst GitHub zu integrieren.

Eine breitere Anwendung von KI-Technologien wird massive Rechenleistung erfordern, was wiederum Rückenwind für Cloud-Dienste und die Halbleiterindustrie bedeutet. Nvidia, ein Unternehmen, das Halbleiter und Computer-Hardware entwickelt, setzt bereits KI ein, um seine eigene Produktentwicklung zu beschleunigen, und hat kürzlich eine Vertriebspartnerschaft mit Microsoft im Bereich KI angekündigt. Der 2016 an der Entwicklung von KI-Chips für Google beteiligte Halbleiterhersteller Broadcom hat mittlerweile noch fortschrittlichere KI-Chips auf den Markt gebracht.

Die für mich wichtigste Erkenntnis ist, dass wir uns in einem sehr frühen Stadium der Entwicklung dieser Technologie befinden. Es wirkt wie in den Anfängen von Technologien wie Mobile und Cloud, als sie in eine Ära des explosionsartigen Wachstums eintraten. Im Moment gibt es einen riesigen Hype um KI und Fragen zur Treffsicherheit von Chatbots. Ungeachtet des herausfordernden Umfelds bin ich nach wie vor begeistert von den langfristigen Anlagemöglichkeiten, die sich am Horizont abzeichnen.

2. „Pick-And-Shovel-Strategien“ ermöglichen Wachstum über Branchen hinweg – Cheryl Frank, Portfoliomanagerin, 24 Jahre Anlageerfahrung

Wenn ich in meiner Karriere etwas gelernt habe, dann ist es, die Kapitalüberflutungen und -dürreperioden genau zu verfolgen. Wenn Kapital in einen Sektor flutet, führt dies in der Regel zu einem Anstieg der Investitionen, was wiederum Chancen für die Zulieferer in dieser Branche mit sich bringt. Das sind die Firmen, die ich als „Pick-and-Shovel-Unternehmen“ bezeichne. Anleger übersehen diese Unternehmen manchmal, aber sie haben oft stabilere Cashflows und ein geringeres Risikoprofil im Vergleich zu den Unternehmen, die sie beliefern.

Bedenken Sie, wie viel Geld in die Forschung und Entwicklung (FuE) im Gesundheitswesen geflossen ist. Diese Entwicklung zeichnet sich schon seit einigen Jahren ab, wurde aber während der Pandemie noch verstärkt. Pharmaunternehmen, die erfolgreich COVID-Impfstoffe und antivirale Therapien entwickelt haben, wie Pfizer und Moderna, strichen reichlich Geld ein. Ein Großteil dieses Kapitals wird in verstärkte Forschung und Entwicklung fließen.

Pick-and-Shovel-Unternehmen wie Danaher und Thermo Fisher Scientific, die Arzneimittelhersteller mit Testgeräten, Reagenzien und Diagnostika versorgen, könnten mit den wachsenden Investitionen in die Forschung und Entwicklung eine steigende Nachfrage nach ihren Leistungen erleben.

Im Gegensatz dazu haben wir im Energiesektor eine jahrelange Kapitaldürre erlebt, als die Energiepreise gegen Null tendierten. Sobald das Angebot knapp wurde und die Preise stiegen, ist das Kapital zurückgeströmt. Der rekordverdächtige Cashflow der letzten 12 Monate hat den Ölproduzenten einige der besten Bilanzen der Geschichte beschert.

Auch wenn Energie kein Wachstumssektor ist, glaube ich, dass sich in diesem Sektor Wachstumschancen bieten. Wenn Energieunternehmen Gewinne machen, weiten sie in der Regel die Exploration und Produktion aus, was mehr Maschinen und Dienstleistungen erfordert. Dies könnte eine Quelle des Wachstums für Unternehmen sein, die Technologien, Produkte und Dienstleistungen für die Branche anbieten.

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3. Globale Champions werden stärker, wenn der Dollar schwächer wird – Carl Kawaja, Portfoliomanager, 36 Jahre Anlageerfahrung

Im vergangenen Jahr schnitten die US-Aktien zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt schlechter ab als die Märkte in anderen wichtigen Regionen der Welt. Meiner Meinung nach ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieser Trend fortsetzt, recht groß, einfach weil wir uns in einem langen Aufschwung für US-Aktien und den US-Dollar befinden.

Für Unternehmen außerhalb der USA ist der starke Dollar tendenziell ein Problem. Ich glaube, dass die US-Notenbank irgendwann die Zinsen senken muss. Und wenn dies geschieht, könnte es meiner Meinung nach zu einer weiteren Schwäche des US-Dollars kommen. Daher bin ich optimistisch, was die Aussichten für globale Investitionen angeht.

Unabhängig davon, ob sich die Volkswirtschaften in Europa oder Asien gut entwickeln, wird es in diesen Regionen großartige Unternehmen mit soliden Geschäftsaussichten geben.

Ich denke, dass es heute einige ausgewählte Unternehmen außerhalb der USA gibt, die erkannt haben, welche Chancen sich ihnen auf globaler Ebene bieten. In einer Zeit, die für ihre Währung viel vorteilhafter ist, richten sie ihr Hauptaugenmerk auf die Schaffung von Werten für die Aktionäre. Mit anderen Worten, die Welt holt ähnlich wie beim Basketball auf, und einige der Superstars haben ihren Sitz in anderen Ländern.

Nehmen Sie ASML, den weltweit führenden Anbieter von Fertigungsanlagen für die modernsten Halbleiter. Der Sitz des Unternehmens ist zufällig in den Niederlanden. ASML hat eine einzigartige Technologie zur Herstellung moderner Chips entwickelt. Im Zuge der Ausweitung seines Marktanteils investierte das Unternehmen aggressiv in den Ausbau seines technologischen Vorsprungs. Im Moment sind viele Chip-Aktien rückläufig und die Branche hat mit einem Überangebot zu kämpfen. Aber über mehrere Jahre hinweg betrachtet, ist die Branche meiner Meinung nach gut für eine starke zyklische Erholung positioniert.

Ein weiteres Beispiel ist die Wirkstoffforschung. Wir befinden uns mitten in einem goldenen Zeitalter der Innovationen im Gesundheitswesen. Viele der jüngsten Fortschritte bei der Behandlung von Krebs und Krankheitserregern wie dem COVID-Virus wurden von US-Unternehmen entwickelt. Aber es gibt auch ein dänisches Pharmaunternehmen, Novo Nordisk, das Therapien zur Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit entwickelt hat. Auch hier hat das Interesse an diesem Unternehmen weniger damit zu tun, ob die europäischen Märkte die US-Märkte überholen können, sondern vielmehr mit der weltweiten Zunahme von Diabetes und Adipositas und dem Potenzial, das Leben der Patienten zu verbessern.

Warum Erfahrung in volatilen Märkten wichtig ist

Alle drei erfahrenen Anleger sind davon überzeugt, dass Geduld, Erfahrung und eine langfristige Perspektive in volatilen Märkten der Schlüssel zum Erfolg sind. „Derzeit gibt es viele Fragen im Zusammenhang mit der Inflation, der US-Notenbank und der Rezession“, sagt Romo. „Aber wenn wir über den Horizont hinausblicken und uns auf langfristige Anlagethemen in den nächsten Jahren konzentrieren, dann sehe ich zahlreiche Chancen vor uns.“

„Wachstumswerte sind zwar rückläufig, aber nicht out. Eine Anlage in Unternehmen mit hervorragenden langfristigen Aussichten ist heute so wichtig wie eh und je.“ Solche Unternehmen überleben Marktabschwünge eher und gehen gestärkt aus ihnen hervor.

Diese Meinung wurde vor Jahren vom ehemaligen Vorsitzenden der Capital Group, Jim Rothenberg, sehr treffend beschrieben.

Auf die Frage nach seiner Marktprognose sagte Rothenberg: „Ich kann den Regen nicht vorhersagen. Ich helfe Anlegern, Finanzarchen zu bauen.“


Martin Romo ist ein Aktienportfoliomanager mit 31 Jahren Anlageerfahrung (Stand: 31. Dezember 2022). Er ist President von Capital Research Company und sitzt im Capital Group Management Committee. Er hat einen Bachelor-Abschluss von der University of California, Berkeley, und einen MBA von Stanford.

Cheryl Frank ist Aktienportfoliomanagerin und hat 24 Jahre Investmenterfahrung. Sie hat einen MBA-Abschluss der Stanford University und einen Bachelor-Abschluss der Harvard University.

Carl Kawaja ist Aktienportfoliomanager und hat 36 Jahre Investmenterfahrung. Er hat einen MBA-Abschluss der Columbia University und einen Abschluss in Geschichte der Brown University.


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