Capital Group: Anleger geben ihre größten ESG-Hürden preis

Capital Group: Anleger geben ihre größten ESG-Hürden preis
Risiken

Da die Nachfrage nach Anlagen im ESG-Bereich (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) steigt, bleibt der Mangel an einheitlichen und robusten Daten eine der größten Herausforderungen für institutionelle Anleger und Großanleger weltweit bestehen.

25.11.2021 | 12:29 Uhr

Zu diesem Ergebnis kam die Capital Group nach der Durchführung ihrer neuen weltweiten Umfrage an der mehr als 1.000 Großanleger und Finanzexperten teilnahmen, um Schlüsselfaktoren zu ermitteln, die Einfluss darauf haben, wie sie ESG in ihre Geschäftsmodelle integrieren, sowie die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Die Ergebnisse zeigen, dass es immer noch zahlreiche Hürden bei der breiten Umsetzung von ESG gibt und unterstreicht eine Reihe an Problemen, die bald ins Fadenkreuz weltweiter Aufsichtsbehörden geraten wird.

Hier listen wir drei der größten Probleme auf, die Finanzexperten lösen wollen:

1. ESG-Daten und -Ratings müssen verbessert werden

Da die Anleger immer mehr Informationen für ihre ESG-Entscheidungen sammeln, sehen sie sich auf mehreren Ebenen mit Herausforderungen konfrontiert. Die Umfragebeteiligten zeigten sich aufgrund der am Markt vorhandenen ESG-Daten frustriert.

Mehr als die Hälfte (53 %) der Befragten Anleger geben an, dass der Mangel an Kontinuität bei ESG-Bewertungen von Ratingunternehmen1 ein Hindernis bei der Einbeziehung von Forschungsdaten in ihren Investitionsprozess ist. Es scheint, als würden sich Aufsichtsbehörden bald mit diesem Problem beschäftigen. Beamte der US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission, SEC) haben vor Unstimmigkeiten bei den Ratings gewarnt. Außerdem gab die britische Regierung im Oktober bekannt, dass sie die Überführung der ESG-Ratingagenturen in die Zuständigkeit der Finanzaufsichtsbehörden des Landes, der Financial Conduct Authority (FCA), plant.

Aber die Umfrage zeigt, dass viele Anleger nicht darauf warten, dass die Aufsichtsbehörden eingreifen. Eine bedeutende Anzahl der Befragten gab an, dass sie über die Scoring-Systeme hinausgehen und sich auf die Fundamentalanalyse und ein rigoroses Risikomanagement konzentrieren. Das könnte auch erklären, warum drei Viertel (75 %) der Befragten aktive Anlageentscheidungen anwenden, um sicherzustellen, dass ESG-Faktoren in ihre Fonds integriert sind.

Die Umfrage zeigt auch, dass die Anleger zunehmend frustriert sind über die Robustheit der von den Unternehmen gemeldeten ESG-Daten und über die Schwierigkeiten, die sie beim Zugang zu diesen Daten haben. Um diese Lücken zu schließen, greifen die Anleger zunehmend auf mehrere Datenanbieter zurück, um einen ganzheitlicheren Überblick über ihr Portfolio zu erhalten.

Mehr als die Hälfte der Befragten (53 %) verwendet nun zwei bis fünf Datenanbieter, vor zwei bis drei Jahren waren es noch weniger als ein Viertel (22 %) der Befragten. Diese Strategie mit mehreren Anbietern wird sich weiter durchsetzen, bringt aber auch eine Reihe neuer Herausforderungen mit sich.

Der derzeitige globale ESG-Regelungsrahmen ist ein Flickenteppich von Vorschriften, die von verschiedenen Stellen überwacht werden. Der US-amerikanische Präsident Joe Biden unterzeichnete im Mai einen Erlass, in dem Beamte des Finanzministeriums aufgefordert wurden, mit der Ausarbeitung eines Plans für Standards zur Offenlegung von Klimarisiken zu beginnen. Zahlreiche Länder, darunter auch das Vereinigte Königreich, sind auf dem Weg, die Offenlegung von Klimadaten durch Unternehmen in Übereinstimmung mit dem Rahmenwerk der Task Force on Climate-related Financial Disclosure (TCFD) vorzuschreiben. Europa führte im April seine eigene Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen ein. Zusätzlich arbeiten private Organisationen wie die International Financial Reporting Standards (IFRS) Foundation daran, neue ESG-Offenlegungsstandards zu entwickeln, die die Robustheit und Kontinuität der Daten verbessern könnten.

Fast die Hälfte (45 %) der befragten Anleger ist der Meinung, dass die Harmonisierung globaler ESG-Standards, -Klassifizierungen und -Kennzahlen die oberste ESG-Priorität für nationale Regulierungsrahmen in ihren jeweiligen Ländern sein sollte. Aber wie rigoros manche dieser neuen Standards sein wird, wird sich noch zeigen. Es ist auch noch nicht klar, wie viele ESG-Bereiche damit abgedeckt sind. Die meisten konzentrieren sich nur auf den Bereich Klima.

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2. Leistung: Anleger wollen Beweise, keine Versprechen

Insgesamt glauben nur etwa drei von zehn (28 %) der befragten globalen Anleger, dass ESG-Faktoren die Anlageergebnisse nicht direkt verbessern. Diese Befragten sind zwar in der Minderheit, aber mehr als die Hälfte der befragten institutionellen Anleger geben an, dass die potenziellen Renditeeinbußen das größte Hindernis für eine stärkere Umsetzung von ESG sind.

Das könnte eine schwierige Hürde für die Vermögensverwalterbranche darstellen. Doch während institutionelle Anleger stärkere Befürchtungen hinsichtlich der Anlageergebnisse hegen, sind sie auch eher geneigt, solche Bedenken beiseite zu schieben, wenn ihnen Studien vorgelegt werden, die einen klaren Zusammenhang zwischen ESG und Rendite belegen. Fast die Hälfte der befragten institutionellen Anleger (46 %) gab an, dass überzeugendere akademische Beweise, die eine positive Beziehung zwischen ESG und Rendite zeigen, ihre Organisation dazu ermutigen würden, ihren ESG-Fokus zu erhöhen.

Aber zu beweisen, dass ESG allein die Rendite bestimmt, kann schwierig sein. Viele Faktoren können sich auf die Rendite auswirken, und es kann schwierig zu beurteilen sein, wie diese Faktoren mit ESG-Aspekten interagieren können. Die Unfähigkeit, Korrelation von Kausalität zu trennen, ist eine ständige Debatte und Herausforderung. Die langen Zeiträume, die mit einigen ESG-Themen verbunden sind, wie die Abkehr von fossilen Brennstoffen, erschweren auch nachzuweisen, wie Anlageergebnisse mit ESG zusammenhängen.

3. Greenwashing: Die Bedeutung von Offenlegung und Transparenz

Die Zunahme von ESG-Anlagen geht einher mit wachsenden Bedenken über Greenwashing, bei dem Unternehmen ihre Umweltbilanz verschönern, um ihren Ruf zu verbessern oder mehr Aufträge zu erhalten. Alles in allem gaben sechs von zehn (57 %) Anleger an, dass ihrer Meinung nach Greenwashing in der Vermögensverwaltungsbranche weit verbreitet ist.

Dieses Thema ist in Nordamerika besonders wichtig, wo fast zwei Drittel (63 %) der Befragten sagen, dass Greenwashing inzwischen weit verbreitet ist. Solche Bedenken erklären vielleicht, warum die USA an der ESG-Front etwas zurückgeblieben sind.

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Eine transparentere Fondsberichterstattung wird als die wirksamste Waffe im Kampf gegen Greenwashing angesehen. Die Umfrageergebnisse heben die Notwendigkeit für Vermögensverwalter, umfassende Fondsunterlagen zur Verfügung zu stellen, in denen spezifische ESG-Investitionen detailliert beschrieben sind und erläutert wird, wie diese überwacht werden, hervor.

Regulierung wird als ein Schlüsselfaktor für das Lösen der Probleme im Bereich Greenwashing gesehen. Fast die Hälfte (47 %) der Investoren, die an der Umfrage teilgenommen haben, sagen, dass das Setzen eines regulatorischen Mindeststandards für nachhaltige Anlageprodukte und -dienstleistungen helfen würde, Greenwashing zu bekämpfen. Europa, das im März 2021 seine Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor verabschiedet hat, ist wohl der Vorreiter an der Regulierungsfront. Die jüngsten Ankündigungen der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde zu zwei möglichen neuen Umweltproduktkategorien zeigen jedoch, dass selbst Pläne, die seit vielen Jahren ausgefeilt werden, Anpassungen erfordern können. Äußerungen des Vorsitzenden der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, im Juli deuten darauf hin, dass die SEC auch ein hartes Durchgreifen bei der Kennzeichnung von Fonds in Erwägung zieht, wobei sie von den Vermögensverwaltern verlangen würde, die Standards zu erläutern, die sie bei der Klassifizierung von Fonds als umwelt-, sozial- und unternehmensführungsorientiert anwenden. Doch wie bereits bei den ESG-Offenlegungsvorschriften erwähnt, bleibt abzuwarten, wie sich die Standards für die Fondskennzeichnung in den verschiedenen Rechtsordnungen angleichen werden.

Um mehr über diese Themen (z. B. automatisierte Analysewerkzeuge, wie künstliche Intelligenz, ESG-Anlegern helfen können) zu erfahren, sehen Sie sich die ganze Umfrage an.


1. Ein ESG-Rating ist eine Bewertung, die einem einzelnen Unternehmen zugewiesen wird, je nachdem, wie es in Bezug auf eine Reihe von ESG-Themen wahrgenommen wird. ESG-Ratingunternehmen haben verschiedene Systeme, um einem Unternehmen eine Bewertung zuzuweisen.

2. Quelle: Capital Group ESG Global Study 2021, Juni 2021

3. Quelle: Capital Group ESG Global Study 2021, Juni 2021



Jessica Ground ist der Global Head of ESG und verfügt über 24 Jahre Branchenerfahrung. Sie hat einen Bachelor-Abschluss in Geschichte von der Universität Bristol und ist Mitglied des CFA Institute.

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