Geopolitische Spannungen, Handelskonflikte, Verhandlungen über den Brexit und eine Eintrübung der Konjunktur – im vierten Quartal des Jahres 2018 kam weltweit vieles zusammen. Als Folge brachen die auch die Kurse von Hochzinsanleihen ein.
19.03.2019 | 10:31 Uhr
Kräftige Gewitter reinigen ja bekanntlich die Luft. Amerikanische Hochzinsanleihen konnten mittlerweile fast alle Verluste aus dem vergangenen Quartal wieder ausgleichen. Shannon Ward, Portfoliomanagerin bei Capital Group, vertritt allerdings die Ansicht, dass es auch nach der Erholung noch attraktive Opportunitäten am Markt für US High Yield Bonds gibt.
Stärke der Coupons hilft bei Marktvolatilität
Ein Grund hierfür ist, dass die Spreads noch immer deutlich weiter sind
als im vergangenen Jahr – obwohl sich die Anlageklasse bereits wieder
erholt hat. „Investoren haben daher jetzt einen besseren
Einstiegszeitpunkt“, so Ward. Was ob der Risikofaktoren kontraintuitiv
erscheinen mag, erklärt ein Blick auf die Fakten: Die Rendite (Yield to
Worst) beträgt 6,90 Prozent, der optionsbereinigte Spread liegt bei 423
Basispunkten und die Coupons liegen im Mittel bei 6,37 Prozent.
Besonders Letzteres ist laut der Portfoliomanagerin
ein entscheidender Faktor: „Wir halten die Bewertungen derzeit für
wesentlich attraktiver als noch vor den Kursturbulenzen Ende des
vergangenen Jahres. Und die Coupons sind so hoch, dass ein
High-Yield-Portfolio auch bei anhaltender Marktvolatilität oder gar
bei steigender Zahlungsausfallquote attraktive Erträge erzielen kann.“
Geringfügig mehr Zahlungsausfälle als im Jahr 2018 zu erwarten
Hinzu kommt eine hohe Stabilität der Kreditqualität am Markt. Der Anteil
risikoreicherer, mit CCC-Rating versehener Anleihen am High-Yield-Markt
liegt nach wie vor lediglich bei 13,3 Prozent. Für jedes Unternehmen,
das herabgestuft wurde, wurden 2018 volumengewichtet
1,3 Unternehmen hochgestuft. Auch der Anteil von Anleihen mit einem
optionsbereinigten Spread von mindestens 1.000 Basispunkten, der als
gerne genutzter Indikator für zukünftige Zahlungsausfälle gilt, ist
relativ niedrig. „Das aktuelle Niveau dieses Indikators
spricht für eine jährliche Ausfallquote unter 3,0 Prozent“, so Ward.
„Das entspricht ungefähr dem Vergangenheitsdurchschnitt und bedeutet,
dass es 2019 geringfügig mehr Zahlungsausfälle als noch 2018 geben
wird.“
Ausgewogenere Sektorstruktur
Auch die voraussichtlich weniger restriktive Geldpolitik der
amerikanischen Zentralbank kann positive Auswirkungen auf amerikanische
Hochzinsanleihen haben. „Wenn die Leitzinsen nicht mehr so oft angehoben
werden, ist das gut für die risikolosen Renditen und
damit in diesem Jahr auch für High-Yield-Anleihen“, so Ward. Zudem ist
die Sektorstruktur des US-High-Yield-Anleihen-Marktes Ward zufolge
ausgewogener als früher. Während dieser noch vor wenigen Jahren durch
den amerikanischen Energiesektor dominiert wurde,
machen solche Titel heute lediglich noch 14 Prozent aus. „Dazu zählen
Midstream-Unternehmen, die Öl und Gas verarbeiten, lagern und
transportieren. Deren Cashflows hängen weniger von Rohstoffpreisen ab
als die der Rohstoffförderer“, sagt Ward.
Wenn man die Risiken angemessen in seine Investmententscheidungen einbezieht, bieten sich Ward zufolge also viele gute Gründe, auf High-Yield Bonds zu setzen – auch in volatileren Zeiten. Insbesondere eine gute Diversifikation des eigenen Portfolios, sowohl nach Emittenten aber auch nach Sektoren, gehört dazu. Und auch „ein Anlagehorizont, der langen Zielen und nicht kurzfristigen Kursbewegungen folgt, hilft die Ertragskraft von Hochzinsanleihen im eigenen Interesse zu nutzen“, analysiert Ward.
Diesen Beitrag teilen: