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Markus Hübscher, Credit Suisse: „ETFs werden immer beliebter“

In den USA zählen börsengehandelte Fonds (ETF) zu den beliebtesten Fonds überhaupt. Seit 2000 gibt es sie auch in Deutschland. Derzeit notieren im XTF-Segment der Deutschen Börse 65 Indexfonds. e-fundresearch fragte Markus Hübscher, ETF-Experte der Credit Suisse, welche Vorteile die so genannten Exchange Traded Funds gegenüber klassischen, aktiv gemanagten Fonds bieten.

15.05.2003 | 20:21 Uhr

Kosteneffizienz spricht für ETFs

e-fundresearch: Herr Hübscher, warum soll ein Anleger passiv gemanagte Exchange Traded Funds (ETF) kaufen?

Hübscher: Passiv verwaltete ETF bieten eine Reihe von Vorteilen. Beim Kauf über die Börse fällt kein Ausgabeaufschlag an. Zudem sind sie sehr kosteneffizient. Die laufenden Gebühren bei ETFs sind deutlich geringer als bei aktiv gemanagten Fonds.

e-fundresearch: Warum ist das so?

Hübscher: Das ist ganz einfach. Das Verwalten von passiven Fonds benötigt nicht ein Heer von Analysten.

ETFs brauchen kaum umzuschichten

e-fundresearch: Wieso nicht?

Hübscher: Wir brauchen in einem ETF nur umzuschichten, wenn es zu Indexveränderungen kommt. Etwa bei Kapitalerhöhungen, bei Änderungen des Streubesitzes oder der Indexzusammensetzung. Damit fallen zudem weniger Transaktionskosten an. Aktiv gemanagte Fonds hingegen versuchen, durch gezielte Über- oder Untergewichtungen besser zu sein als der Index. Daher schichten sie ihr Depot sehr häufig um, was einfach höhere Kosten durch die Differenz zwischen An- und Verkaufs- sowie Brokergebühren verursacht.

e-fundresearch: Um wieviel höher liegen die Kosten?

Hübscher: Bei ETFs bewegen sich die Kosten in der Regel zwischen 25 bis 50 Basispunkten pro Jahr. Sie könnten noch niedriger sein, wenn es in Europa ein einheitliches Zulassungsverfahren gäbe. Bei den aktiven Fonds liegen sie in der Regel um 100 bis 200 Basispunkte höher.

Privatanleger haben börsengehandelte Fonds noch nicht entdeckt

e-fundresearch: Wenn ETFs besser sind als aktive Fonds, warum ist die Verbreitung dann noch so gering?

Hübscher: Dies liegt daran, dass ETFs ein relativ junges Produkt sind. Andererseits kann dies mit der Vertriebsstruktur in der Fondsbranche erklärt werden. Die Mehrzahl der Fonds wird über Berater, seien es Bankberater oder Unabhängige, verkauft. Diese Berater wollen für ihre Leistung entlohnt werden. Daher erhalten sie den Ausgabeaufschlag sowie laufende Provisionen aus der Jahresgebühr. Wenn sie einen ETF verkaufen, gehen sie dagegen leer aus. Es fehlt also der Anreiz, solche Produkte zu verkaufen. Für Berater hat die Credit Suisse Asset Management deswegen Anfang des Jahres zwei Passiv-Fonds lanciert. Den CS IndexMatch-Fonds auf den MSCI Europe Growth- und den auf den Value-Index. Darüberhinaus haben wir weitere passive Fonds auf verschiedene Indizes.

e-fundresearch: Wer engagiert sich derzeit hauptsächlich in ETFs?

Hübscher: Das sind vor allem Versicherungen, Pensionkassen sowie Arbitrageure. Aber auch bei Vermögensverwaltern werden diese Produkte immer beliebter. Weil man mit relativ kleinen Beträgen zu geringen Kosten gut diversifizieren kann.

Renten-ETFs sind problematisch

e-fundresearch: Bislang gibt es vorwiegend Aktienprodukte. Wieso ist das Angebot an Renten-ETFs noch so gering?

Hübscher: Bei den klassischen Rentenindizes, wie etwa den JP Morgan-Indizes, hat man ein Problem, den Index nachzubilden. Die meisten der darin enthaltenen Anleihen sind einfach nicht liquide. Dadurch ist es nicht gewährleistet, dass überhaupt faire Kurse gestellt werden können. Es ist aber gerade die Liquidität der im Index enthaltenen Titel, die einen ETF attraktiv und auch liquide macht.

e-fundresearch: Wie funktioniert das dann bei den beiden bestehenden Renten-ETFs?

Hübscher: Dafür wurden eigens neue Indizes geschaffen, in die nur Anleihen aufgenommen wurden, die sehr liquide sind. Damit wird gewährleistet, dass für sie jederzeit faire Kurse gestellt werden. Market-Maker garantieren das. Die Renten-ETFs sind allerdings etwas problematisch, weil ihre Indizes hinsichtlich der Duration mit anderen Renten-Indizes nicht vergleichbar sind. Der Anleger muss also entscheiden, ob ihm die Zusammensetzung zusagt oder nicht. ETFs sind aber sehr transparent, was dem Anleger die Entscheidungshilfe vereinfacht.

ETFs stehen vor Durchbruch

e-fundresearch: Glauben Sie, dass auch zunehmend Privatanleger die Vorteile passiver Fonds entdecken werden?

Hübscher: ETFs sind in Europa ja noch relativ neu und ihr Bekanntheitsgrad ist dementsprechend gering. Ich denke aber, dass sich das zunehmend ändert und auch der Privatanleger seinen Berater darauf hin anspricht. Außerdem sind es die Anleger leid, hohe Gebühren zu zahlen und dann nur ein schlechtes Produkt zu bekommen.

Markt steht vor Konsolidierung

e-fundresearch: Wie wird sich der ETF-Markt zukünftig entwickeln?

Hübscher: Ich gehe davon aus, dass es zu einer Konsolidierung kommen wird. Es macht wenig Sinn, wenn es fünf identische Fonds auf einen Index gibt. Der Markt wird entscheiden welche Produkte gebraucht werden. Ebenso glaube ich, dass verschiedene Branchen-ETFs geschlossen werden. Die Nachfrage danach ist entgegen aller Erwartungen sehr gering. Entsprechend hoch sind die Spannen zwischen An- und Verkaufspreis. Damit ist das Produkt uninteressant. Die ersten Branchen-ETFs wurden ja auch schon geschlossen. Wenn man die Gesamtumsätze betrachtet, entfallen auf zwölf ETF rund 85 Prozent des Geschäfts.

Zur Person: Markus Hübscher ist Finanzanalytiker. Nach dem Wirtschaftsstudium an der Universität Bern stieß er 1986 zum Economic Research Department der Credit Suisse. 1991 wechselte er als Portfolio Manager für Aktien sowie indexierte Fixed Income-Produkte zur CSAM. Seit 1996 leitet er in Zürich das Quantitative Portfolio Management.

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