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Fonds ebneten der Industrie den Weg

„Der Investmentfonds hat mehr zur Demokratisierung der Nation beigetragen als das Frauenwahlrecht“, preist der amerikanische Fondsanbieter Lindner. Zumindest kommt den Fonds-Erfindern das Verdienst zu, Sparern den Weg geebnet zu haben, auch geringe Mittel breit gestreut und ertragreich investieren zu können.

15.09.2002 | 19:43 Uhr

Geburtsland der Fonds-Idee ist Großbritannien

Geburtsland der Fonds-Idee ist Großbritannien. Als Geburtsjahr gilt das Jahr 1868. In diesem Jahr wurde in London der „Foreign and Colonial Government Trust“ gegründet – der Vorläufer der noch heute aktiven F&C Management.

Die Idee der damaligen Manager von Foreign & Colonial: „Den Anlegern mit kleinen Beträgen sollen die gleichen Vorteile eingeräumt werden wie den großen Kapitalisten, indem das Risiko durch die Streuung der Kapitalanlage auf eine Vielzahl verschiedener Aktien vermindert wird.“

Das Prizip Risikostreuung

Damit wurde schon vor 130 Jahren die Idee einer Branche beschrieben, die bis heute gültig ist: das Prizip der Risikostreuung. Und die wurde von den britischen Pionieren der Fondswirtschaft auch schon grenzüberschreitend praktiziert. Die Fondsanbieter der ersten Stunde investierten vor allem auch in den USA. Die zunehmende Industrialisierung brauchte Kapital und versprach gute Renditen.

Damals geschlossene Fonds

In einem entscheidenden Merkmal allerdings unterschieden sich die britischen und amerikanischen „Trusts“ des 19. Jahrhunderts vom heute üblichen Fondsmodell: Durchweg handelte es sich um „Geschlossene Fonds“: Der Investor erwarb quasi Aktien der Fondsgesellschaft. Diese Aktien konnten nicht an die Gesellschaft zurückgegeben, sondern nur an der Börse an andere Investoren verkauft werden.

Anders als bei den heute üblichen Investmentfonds richtete sich die Bewertung der Anteile daher nicht exakt nach dem Wert der Wertpapiere im Vermögen des Trusts, sondern nach Angebot und Nachfrage am Markt. Daher war es durchaus möglich, dass der Fondsanteil deutlich mehr (Aufgeld) oder auch deutlich weniger kostete (Abgeld), als dies dem Nettoanlagevermögen des Fonds entsprach.

Der erste offene Fonds wurde 1924 gegründet

Die Geburtsstunde der modernen Fonds schlug in den „Roaring Twenties“, genauer gesagt am 21. März 1924. An diesem Tag gründete Edward G. Leffler den Massachusetts Investors Trust (MIT) – den ersten Offenen Fonds. Was heute selbstverständlich ist, war damals eine Revolution: Anleger konnten ihre MIT-Anteile jederzeit an die Gesellschaft zurückgeben. Der dafür zu zahlende Preis orientierte sich strikt am Wert der Anlagen im Fondsvermögen, dem Inventarwert.

Mit „ehrlichen“ Fonds zum Erfolg

„Inmitten der Masse von Wall-Street-Manipulatoren war Leffler eine provozierende Erscheinung, weil für ihn das Wohlergehen der Kunden Priorität hatte“, charakterisiert die Fondshistorikerin Diana Henriques den MIT-Gründer. Was viele von Lefflers Wall-Street-Kollegen der 20er-Jahre wohl am meisten überraschte: Der Mann hatte mit seiner Ehrlichkeit auch noch Erfolg.

Während das erste Portfolio des MIT aus 45 Aktien im Wert von 50000 Dollar bestanden hatte, wuchs das Fondsvermögen bis zum Vorabend des Börsenkrachs auf 18 Millionen Dollar an, in heutiger Kaufkraft gerechnet entsprach das immerhin der stolzen Summe von etwa 200 Millionen Euro.

Kein Produkt nicht für „den kleinen Mann“ konzipiert

Immerhin 1600 Anleger hatten damals bereits in die neue Produktidee investiert. Allerdings war Lefflers Produkt schon nicht mehr unbedingt für „den kleinen Mann“ konzipiert. Die Mindestanlage belief sich 1924 auf 250 Dollar, der Gegenwert eines neuen Autos. Im Vergleich zu den Geschlossenen Fonds führte die Handvoll neuer Produkte mit Rückgaberecht deshalb zunächst nur ein Schattendasein – bis zum „Schwarzen Freitag“ am 25. Oktober 1929.

Der „Schwarzen Freitag“ zeigte die Vorteile der Offenen Fonds

Der erste große Börsenkrach offenbarte die Vorteile der Offenen Fonds in dramatischer Weise, denn für die Geschlossenen Fonds und ihre Anteilseigner wurde der Zusammenbruch der Kurse zum Desaster. Die Verluste der Fondseigner gingen über die Wertverluste bei den Wertpapierbeständen der Trusts weit hinaus.

Preisverfall bei Geschlossenen Fonds

Einerseits, weil viele Gesellschaften Aktien auf Pump gekauft hatten. Im Boom hatte dies den Anlage-Erfolg in die Höhe getrieben, nun wurde es zum Vermögensvernichter. Während die Schulden der Fonds konstant blieben, verfielen die Werte auf der Aktivseite – ein rasanter Wertverlust der Anteile war die Folge.

Hinzu kam, dass andererseits kein Mensch die Anteile der Geschlossenen Fonds mehr haben wollte. Sie notierten sogar deutlich unter dem am Wertpapierbestand orientierten, theoretisch angemessenen Wert. So war ein Dollar, vor dem 1929er-Crash in einen Geschlossenen Fonds investiert, 1937 nur noch schlappe fünf Cent wert, während der Aktienpreisverfall im gleichen Zeitraum „nur“ gut 50 Prozent betrug.

Offenen Fonds vermieden Liquiditätskrise

Ganz anders überstanden die Offenen Fonds wie der MIT die Krise. Die Rückgabemöglichkeit von Anteilen an die Gesellschaft konnte die Liquiditätskrise der Geschlossenen Fonds vermeiden. Außerdem hatten Fonds wie der MIT auf die Kreditfinanzierung ihrer Anlagen weitgehend verzichtet. Die Anleger honorierten diese Seriosität. Neue Anlagegelder flossen von da an vor allem in die Offenen Fonds. 1936 war der MIT bereits 128 Millionen Dollar schwer.

Der Investment Company Act von Präsident Franklin D. Roosevelt

Der Absturz der Geschlossenen Fonds brachte nicht nur den neuen Fondsprodukten Auftrieb, auch der amerikanische Gesetzgeber kümmerte sich nun um den ungeregelten Wildwuchs in der Branche. Ein 5000-Seiten-Bericht brachte die Verfehlungen vieler Fonds in den 20ern ans Tageslicht:

Manager, die viel Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet hatten; willkürliche Änderungen der Anlagepolitik, ohne die Geldgeber zu informieren; hochriskante Spekulationen durch Aktienkauf auf Pump – um nur einige zu nennen. Für Abhilfe sorgte Präsident Franklin D. Roosevelt, indem er 1940 den Investment Company Act erließ – ein Gesetz, das wegweisend für das Investmentrecht weltweit wurde.

Neue Regeln – tägliche Rücknahmekurse

Von nun an hatten Fonds die Pflicht, täglich einen Preis für ihre Anteile festzustellen, der sich am Marktwert der im Fonds befindlichen Wertpapiere orientieren musste. Zu diesem Preis musste auch die Rücknahme der Fondsanteile erfolgen. Wertpapiergeschäfte zwischen einem Fonds und seinen Managern wurden verboten.

In ihren Prospekten mussten die Gesellschaften genau über ihre Anlagepolitik Auskunft geben, die Kreditaufnahme wurde beschränkt. Mit diesen klaren Grundsätzen konnte die Investmentbranche in den USA dann erhebliche Erfolge im Nachkriegsboom verzeichnen.

Schrittmacher Amerika

Amerika ist bis heute der Schrittmacher geblieben. Neue Fonds-Ideen wurden meistens jenseits des Atlantiks ausgetüftelt. 1928 kamen Scudder, Stevens & Clark in Boston mit einem Fonds ohne Ausgabeaufschlag auf den Markt, dem ersten so genannten No-load-Fonds. 1940 wurde der erste weltweit investierende Aktienfonds aufgelegt. Und ein weiterer Meilenstein war 1976 die Auflage des ersten Index-Fonds, des Vanguard Index Trusts.

Deutschland folgt den Spuren der US-Fondsindustrie nur langsam

Im Vergleich zu den Angelsachsen blieb Deutschland zunächst Entwicklungsland in Sachen Fondsprodukte. 1949, als es in den USA bereits eine Million Fondsbesitzer gab, wurde in München mit der Allgemeinen Deutschen Investment GmbH, der heutigen Adig, die erste deutsche Fondsgesellschaft gegründet.

Aber auch danach hinkte die deutsche Entwicklung lange Zeit der amerikanischen hinterher. Erst 1957 trat das Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften (KaGG) in Kraft. Und sinnvolle Innovationen der Branche wurden vom Gesetzgeber über viele Jahre ausgebremst. Geldmarktfonds etwa standen US-Konsumenten schon 1971 zum Parken von Liquidität zur Verfügung. Die Deutschen mussten dagegen bis 1994 warten, bis der Gesetzgeber die renditestarke Alternative zum Sparbuch zuließ.

„Geld anlegen wie die großen Kapitalisten“

Doch von 1990 bis 2000 stieg das Vermögen deutscher Publikumsfonds dramatisch von 71 auf 424 Milliarden Euro. Alleine im Jahr 2000 investierten deutsche Anleger 117 Milliarden Euro in Fonds. Damit hat die Idee des „Geld anlegen wie die großen Kapitalisten“ nach mehr als 130-jähriger Fondsgeschichte den Langzeittest erfolgreich bestanden.

Denn etwa an der privaten Vermögensbildung über Aktien führt auch im Hinblick auf die Alterssicherung – hier sind die USA meilenweit voraus – kein Weg vorbei. Gerade auch der drastische Wertverlust vieler Einzeltitel in den letzten Jahren hat gezeigt, wie wichtig die Idee der Diversifikation für Rendite und Sicherheit ist.


Quelle: FINANZEN EXTRA, III 2002, Wilhelm Heinke

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