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US-Zinssenkung: Fed balanciert

Die Fed hat zum ersten Mal seit 2024 die Zinsen gesenkt. (Bild: Copilot KI)
Anleihen

Die US-Notenbank Fed hat auf ihrer Sitzung im September erwartungsgemäß die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt. Die Obergrenze für den Federal Funds Rate liegt nun bei 4,25 %. Damit reagiert die Zentralbank auf eine erkennbare Abschwächung am Arbeitsmarkt – bleibt aber gleichzeitig vorsichtig: Trotz der Lockerung betont sie ihre anhaltende Wachsamkeit gegenüber den weiter bestehenden Inflationsrisiken.

18.09.2025 | 06:55 Uhr

Beschäftigungsdynamik lässt nach – Inflation bleibt hoch 

Wie Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz, analysiert, ist die Entscheidung eine Reaktion auf den schwächer als erwartet ausfallenden Beschäftigungsaufbau. Die Fed sehe in der verlangsamten Entwicklung vor allem ein Zeichen für eine abkühlende Nachfrage – nicht unbedingt ein strukturelles Arbeitskräfteproblem. Dennoch sei Zurückhaltung angebracht, so Mayr, denn die Inflation liege weiterhin deutlich über dem Zielwert. Bemerkenswert sei dabei, dass die US-Notenbank ihre Wachstums- und Inflationsprognosen für 2026 sogar leicht angehoben habe. 

Auch der Chefökonom von HQ Trust, Dr. Michael Heise, verweist auf eine veränderte Lageeinschätzung der Fed: Datenrevisionen hätten gezeigt, dass der Beschäftigungszuwachs in den vergangenen zwölf Monaten nur etwa halb so stark war wie zunächst angenommen. Trotz dieser Signale sei die Entscheidung innerhalb des Offenmarktausschusses (FOMC) wohl umstritten gewesen, meint Heise. Denn mit der Zinssenkung gehe auch das Risiko einher, die Preisstabilität zu gefährden. 

Widerstand gegen politische Einflussnahme 

Ein zentrales Thema der Sitzung war auch die politische Unabhängigkeit der US-Geldpolitik. Seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump im Januar 2025 steht die Fed unter verstärkter Beobachtung. Dass mit Miran erstmals ein enger Vertrauter des Präsidenten als stimmberechtigtes Mitglied im FOMC vertreten war, sorgte für Aufmerksamkeit – zumal dieser laut Mayr für eine sofortige radikale Zinswende plädiert habe. Mayr sieht in dieser Entwicklung ein beunruhigendes Zeichen für die Risiken politischer Einflussnahme auf geldpolitische Entscheidungen – warnt aber zugleich vor voreiligen Schlüssen: „Zumindest heute hat sich die Fed verbal und in ihrer Entscheidung deutlich gegen den Eindruck einer 'Erdoganisierung' der US-Geldpolitik gestemmt“, so der Ökonom. 

Auch Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, betont: Die Fed sei bislang ihrem Mandat und ihrer Unabhängigkeit treu geblieben. Die aktuelle Maßnahme sei ökonomisch vertretbar und an den Kapitalmärkten weitgehend erwartet worden – wie lange dieser Zustand allerdings anhalte, sei offen. 

Märkte reagieren zurückhaltend 

Die unmittelbare Reaktion der Finanzmärkte fiel verhalten aus. Laut Mayr zeigt sich darin eine gewisse Skepsis gegenüber der Entscheidung. Die hohe Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Wirtschafts- und Handelspolitik, die hartnäckig hohe Inflation sowie ein angeschlagener US-Dollar machen es schwer, eine klare Richtung abzuleiten. Die heutige Entscheidung werde – so Mayr – „nur dann als richtig eingeschätzt werden, wenn sich die Konjunktur tatsächlich deutlich abschwächt“. 

Auch Robert Lind, Chefmakroökonom bei der Capital Group, sieht in der Zinssenkung ein klares Signal wachsender Konjunktursorgen. Zwar sei keine Rezession absehbar, doch sei dies ein „Moment der Wachsamkeit – nicht der Selbstzufriedenheit“. Weitere geldpolitische Schritte würden daher vorsichtig und datenabhängig erfolgen. 

Auswirkungen auf Kapitalmärkte: Chancen und Risiken

John Lamb, Aktienstratege bei der Capital Group, weist darauf hin, dass Zinssenkungen zwar kurzfristig Auftrieb für die Börsen bedeuten könnten, aber keine Garantie für steigende Kurse seien. Entscheidend sei vielmehr die Analyse der Beweggründe der Notenbank. Angesichts der Erholung vieler internationaler Aktienmärkte und der sektoralen Ausweitung über den Techsektor hinaus rät er zu differenzierter Positionierung und disziplinierter Titelauswahl. 

Für die Anleihemärkte ergibt sich laut Peter Becker, Fixed-Income-Direktor der Capital Group, eine attraktive Perspektive: Die Entscheidung der Fed könne ein positives Signal für Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating sein. Trotz globaler Unsicherheiten biete das aktuelle Zinsniveau von rund fünf Prozent stabile Ertragschancen und einen gewissen Schutz gegen Marktvolatilität. 

Fazit

Eine Entscheidung mit politischem und ökonomischem Gewicht Die Zinssenkung der Fed ist mehr als ein technischer Eingriff in den Geldmarkt. Sie ist ein Balanceakt – zwischen der Sorge um eine Konjunkturabschwächung und dem anhaltenden Inflationsdruck. Auch wenn sie ökonomisch begründbar ist, ist sie nicht ohne Risiken. Das Fundament der Entscheidung bleibt fragil – wirtschaftlich, aber auch politisch. Der Einsatz der Fed ist hoch – und ihr Spielraum wird kleiner. (jk)

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