Es sei wenig wahrscheinlich, dass Christine Lagarde auf ihrer ersten Pressekonferenz als EZB-Präsidentin eine Änderung der Geldpolitik ankündigen werde, so Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management.
09.12.2019 | 08:36 Uhr
Aber eine wichtige Aufgabe stehe ihr bevor: wieder Vertrauen herstellen in die Stabilität der Währungsunion. Zudem verweist Walk in seinem aktuellen Kapitalmarktausblick auf die Verbesserung der globalen Einkaufsmanagerindizes. Um einen Aufschwung anzudeuten, seien die Daten allerdings noch zu schwach.
Mit
großer Spannung dürfte die EZB-Sitzung am Donnerstag erwartet werden.
Dabei ist es sehr unwahrscheinlich, dass die EZB neue Maßnahmen
beschließen wird, da sich die Konjunkturdaten zuletzt auf niedrigem
Niveau stabilisiert haben und die Kerninflation im November bis auf 1,3 %
stieg. Vielmehr wird der Fokus auf der Pressekonferenz der neuen
EZB-Präsidentin Christine Lagarde liegen. Ihre ersten Aufgaben werden
sein, wieder Vertrauen zu schaffen – in die Stabilität der Europäischen
Währungsunion, in die europäische Wirtschaft und in die
Handlungsfähigkeit der EZB. Darüber hinaus muss sie auch versuchen,
einen gespaltenen und zerstrittenen EZB-Rat wieder zusammenzuführen.
Grundsätzlich kann aber auch die neue EZB-Präsidentin nichts an der
Tatsache ändern, dass die EZB ihr geldpolitisches Pulver schon nahezu
komplett verschossen und kaum noch größere Handlungsoptionen hat.
Auch
die US-Notenbank (Mittwoch) wird in der kommenden Woche tagen. Nach
drei Leitzinssenkungen in diesem Jahr, einer stabilen Kerninflationsrate
nahe dem Inflationsziel und soliden Konjunkturdaten besteht derzeit
kein Handlungsbedarf. Auch die neuen Prognosen der US-Notenbank dürften
kaum überraschen. Allenfalls US-Präsident Trump dürfte seine
Unzufriedenheit mit der US-Notenbank via Twitter einmal mehr verkünden. Für
2020 erwarten wir keine neuen geldpolitischen Schritte, sondern eine
unveränderte Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks.
In
dieser Woche verbesserten sich die globalen Einkaufsmanagerindizes für
die Auftragseingänge und die Beschäftigung merklich. Damit bestätigen
sich die Anzeichen dafür, dass die Abwärtsdynamik gestoppt ist. Um einen
Aufschwung zu konstatieren, müssten sich die Daten in den kommenden
Monaten aber erst weiter verbessern – noch sind sie zu schwach. Es ist
allerdings schon erschreckend, dass derzeit – wie so oft in der
Vergangenheit – nur noch der US-Konsum die maßgebliche Wachstumsstütze
der Weltwirtschaft ist. Immerhin läuft der US-Konsum gut, wie die
Einzelhandelsumsätze (Freitag) bestätigen dürften. Gleichzeitig sind die
kleineren und mittleren Unternehmen in den USA anhaltend optimistisch
(NFIB-Geschäftsklimaindex am Dienstag), sodass mit weiteren
Einstellungen in diesem wichtigen Segment des US-Arbeitsmarktes
gerechnet werden kann. Inflation (Mittwoch) ist nach wie vor kein Thema.
Die
japanische Wirtschaft könnte bald eine weitere Wachstumsstütze neben
dem US-Konsum werden. Hier plant die Regierung einen fiskalischen
Stimulus von 121 Mrd. USD. Neben der Mehrwertsteuererhöhung am 1.
Oktober scheint auch der Taifun Hagibis im Oktober einen großen
wirtschaftlichen Schaden verursacht zu haben. Dass es sich hierbei nur
um vorübergehende wachstumsdämpfende Effekte handeln könnte, legt der
starke Anstieg der Geschäftserwartungen laut „Eco Watchers Umfrage“
(Montag) im Oktober und voraussichtlich auch im November nahe. Die
Kombination aus positiven Geschäftserwartungen und einem fiskalischen
Stimulus spricht für eine merkliche Erholung der japanischen Wirtschaft
in den kommenden Monaten.
Vielleicht überträgt sich die positive Stimmung in Japan auch auf Europa? Das wird der ZEW-Index (Dienstag) zeigen.
Eine gute und erfolgreiche Woche wünscht
Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management
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