ETF Securities: Gratwanderung der Zentralbanken

In den USA werden die Zinsen stufenweise angehoben. Die Kerninflation nimmt in den restlichen Industrienationen allgemein zu. Dies legt nahe, dass andere Zentralbanken dem Beispiel der US-Notenbank folgen müssen.

09.05.2017 | 08:59 Uhr

Wir bezweifeln, dass es bei einer so hohen Staatsverschuldung und einer so niedrigen Produktivität zu einer Normalisierung der Zinssätze kommen kann. Deshalb müssen die Zentralbanken unseres Erachtens eine Gratwanderung zwischen den doppelten Gefahren der Inflation und Rezession vollziehen. Die Inflation wird in erster Linie von den steigenden Rohstoffpreisen angetrieben. Zudem könnte der Inflationsdruck durch den Aufstieg des Populismus und eine mögliche Umkehr der Globalisierung weiter angeheizt werden. Diese Entwicklungen hängen jedoch davon ab, ob die politischen Wahlversprechen eingelöst werden, was sich als zunehmend schwierig erweist.

Die Zentralbanken gehen allmählich zu einer moderaten geldpolitischen Straffung über und lassen die Inflation lieber über das Ziel hinausschießen. Trotz der Risiken halten wir dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt für den richtigen Ansatz, denn die tiefe Kluft zwischen den „weichen“ und „harten“ Wirtschaftsdaten macht deutlich, wie hoch die Unsicherheit ist.

Wir gehen davon aus, dass der Euro davon profitieren wird, wenn die Europäische Zentralbank in diesem Jahr ihre Wertpapierkäufe einstellt. Die Bank of England wird dem Beispiel der US-Notenbank folgen und die Zinsen anheben – und gleichzeitig eine stabile, aber erhöhte Bilanz beibehalten. Wir sind der Ansicht, dass es im Zuge der geldpolitischen Straffung keine Wiederholung des 2013 beobachteten „Taper Tantrum“ geben wird, denn die vorsichtigen Maßnahmen und die bessere Kommunikation der Zentralbanken mindern das Risiko von Marktverzerrungen. Der FTSE100, britische Haushalte und kleinere Unternehmen in den USA werden aufgrund der steigenden Zinsen jedoch mit Problemen zu kämpfen haben.

Wir sind der Meinung, dass Europa nicht am Populismus zerbrechen wird, auch wenn sich die Märkte weiterhin sorgen werden. Diese Bedenken werden vorrangig auf den Devisenmärkten zum Tragen kommen. Gegen Ende des Jahres wird Ruhe einkehren – wenn größere Klarheit herrscht im Hinblick auf den Brexit und die Wahlen in Deutschland und Frankreich und sich zudem herauskristallisiert, ob USPräsident Trump zur Durchsetzung von Reformen fähig ist.

Auch außerhalb der Industrienationen sind populistische Bewegungen zu verzeichnen, diese werden jedoch von einer ethischen Rhetorik begleitet. Mehrere Schwellenländer sind scheinbar dazu bereit, auf das Wirtschaftswachstum zu verzichten, das mit dem Abbau von Bodenschätzen erzielt wird, um auf diese Weise ihre Umweltbilanz zu verbessern. Da dies zu einer Verknappung des Angebots führt, könnten die Metallpreise steigen. Das rekordverdächtige Stimmungshoch im Rohstoffsektor ist gerade wieder abgeklungen, was kurzfristig für eine vorsichtige Herangehensweise spricht. Langfristig wird das Angebot weiterhin von den Investitionskürzungen beeinträchtigt, die in den vergangenen Jahren von den Minenbetreibern vorgenommen wurden.

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