
Wir erwarten, dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2026 anhält, jedoch werden diverse Faktoren die Entwicklungen beeinflussen
29.12.2025 | 06:50 Uhr
Mit Herannahen des Jahres 2026 dürfte die Weltwirtschaft weiterhin ein moderates Wachstum verzeichnen. Allerdings gibt es Bereiche, die Anlass zur Sorge geben und unsere Basisprognose beeinträchtigen könnten, insbesondere im Zusammenhang mit der Expansion in den USA. Weltweit haben die Strafzölle die Handelsströme umgeleitet, und die Anleger mit einem gehörigen Maß an Unerwartetem rechnen.
Die globale Konjunktur zeigte sich im Jahr 2025 widerstandsfähig und
wuchs trotz drastischer Änderungen der Politik sowie zahlreicher
geopolitischer Risikofaktoren. Wir erwarten, dass das Wachstum im Jahr
2026 weitergeht, auch wenn es voraussichtlich unter dem langfristigen
Durchschnitt bleiben wird. Aus unserer Sicht hat sich die Bandbreite
möglicher Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr verengt: Die
Wahrscheinlichkeit eines deutlichen Abschwungs ist geringer geworden,
ebenso das Risiko eines ausgeprägten Inflationsanstiegs.
Auch wenn unser Basisszenario relativ günstig ist, offenbart ein Blick
unter die Oberfläche Unstimmigkeiten. Die US-Expansion wird zunehmend
durch eine Kombination aus KI-bezogenen Technologieinvestitionen und den
Konsum der einkommensstärksten Schichten getragen. Das führt zu einem
schmalen statt breiten Wachstum und könnte eine Anfälligkeit für
bestimmte Schocks bedeuten, die ein breiterer Aufschwung möglicherweise
besser bewältigen könnte.
Es ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr, dass KI das Potenzial hat, die
Wirtschaft zu revolutionieren; Unternehmen haben dies erkannt und tief
in ihre Kassen gegriffen. Nach Jahren stetigen Anstiegs sind die
Investitionen in Technologie im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen (Abbildung);
heute machen sie mehr als 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
aus. Wir erwarten, dass diese Kapitalallokationen im Jahr 2026 anhalten,
obwohl der Druck auf die Unternehmen mit den höchsten KI-Investitionen
allmählich steigen dürfte, profitable Ergebnisse vorzuweisen.
Sollten diese Ergebnisse nicht schnell genug für die Märkte sichtbar
werden, könnte es zu einer Korrektur kommen. Für sich genommen ist eine
Börsenkorrektur kein wirtschaftliches Problem. Doch da der Konsum
derzeit stark bei den Wohlhabenden konzentriert ist, könnte der
Einschnitt deutlicher ausfallen. Wenn Finanzanlagen erheblich an Wert
verlieren, könnte ein „negativer Vermögenseffekt“ dazu führen, dass sich
eine Marktschwankung auch auf die Realwirtschaft auswirkt. Mit anderen
Worten: Der Rückgang des finanziellen Vermögens könnte die Ausgaben und
den Konsum dieser Bevölkerungsgruppe dämpfen.

Auch wenn diese Situation im Auge behalten werden sollte, erwarten
wir derzeit, dass Investitionen 2026 per saldo positiv zum Wachstum
beitragen, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte, wenn sich
Unternehmen stärker an die 2025 eingeführte Zollpakete gewöhnt haben.
Mit dem Abklingen der Unsicherheit erwarten wir eine Belebung der
Konjunktur und prognostizieren für das nächste Jahr ein Wachstum des
US-BIP von 1,75 %, was in etwa dem langfristigen Potenzial der
Wirtschaft entspricht. Doch dieses Wachstum wird nicht gleichmäßig
verteilt sein.
Der sprunghafte Anstieg der Technologieinvestitionen ging zulasten des
Arbeitsmarkts; Unternehmen waren eher bereit, KI „einzustellen“ als
Arbeitskräfte – was zu einer K-förmigen Expansion geführt hat (Abbildung).
Die finanzielle Lage der Vermögenden verbessert sich parallel zu
Finanzanlagen, die von Unternehmensgewinnen profitieren – der
aufwärtsgerichtete Ast des „K“. Wer nicht in Finanzanlagen investiert
ist oder dessen Einkommen nicht mit Gewinnen Schritt hält, bildet den
abwärtsgerichteten Ast und kämpft mit den Folgen eines sich
abschwächenden Arbeitsmarkts. Auf die obersten 10 Prozent der
Einkommensbezieher entfallen mittlerweile rund 50 Prozent des
Gesamtkonsums, und wir gehen davon aus, dass dieser Anteil weiter
steigen wird, da Technologie die Kapitalrendite im Vergleich zur
Arbeitsrendite steigert.

Die zunehmende Nutzung von Technologie könnte die Ungleichheit vergrößern, doch sollte sie auch dazu beitragen, dass die Inflation im Zeitverlauf wieder in Richtung des Ziels der Federal Reserve sinkt – was 2026 weitere Zinssenkungen unterstützen würde. Derzeit prognostizieren wir, dass die Fed die Zinssätze in den kommenden Quartalen auf 2,50 bis 2,75 Prozent senken wird, etwas unter den Markterwartungen. Aus mittelfristiger Sicht verfügt die US-Zentralbank weiterhin über beträchtlichen Spielraum für Zinssenkungen, falls sich unser günstiger wirtschaftlicher Ausblick als falsch erweisen sollte. Sollten sich die Bedingungen verschlechtern, kann die Fed weitere Zinssenkungen vornehmen, um die Realwirtschaft zu unterstützen und die Finanzmärkte zu stärken.
Außerhalb der USA war die Anpassung an die US-Strafzölle die
Schlagzeile des Jahres 2025 und dürfte sich wahrscheinlich bis 2026
fortsetzen. China befindet sich weiterhin in einer schrittweisen
konjunkturellen Abschwächung (Abbildung), da seine Gesellschaft
altert und politische Entscheidungsträger 2025 mit der zusätzlichen
Herausforderung von Handelsbeschränkungen konfrontiert waren. Sie
hielten den Wachstumspfad weitgehend aufrecht, indem sie Exporte von den
USA weg in andere asiatische Länder sowie nach Südamerika und Europa
umleiteten.
Diese Neuordnung der Handelsströme dürfte in den kommenden Jahren
anhalten – es sei denn, die Beziehungen zwischen China und den USA
würden sich plötzlich entspannen. Doch die chinesische Wirtschaft steht
vor einer größeren Herausforderung: einer schwachen Binnennachfrage.
Ohne ein umfangreiches fiskalisches Konjunkturpaket ist es schwer
vorstellbar, dass sich dieser Gegenwind im Jahr 2026 umkehrt. Der
schwache Binnenkonsum dürfte die Preise niedrig halten, sodass China
eher von einer Deflation als von einer übermäßigen Inflation bedroht zu
sein scheint.

Trotz des Zolldrucks war das Wachstum in Europa widerstandsfähiger
als erwartet, doch ein Blick auf die Details offenbart Schwächen. Irland
und Spanien haben den Rest der Region übertroffen, doch andernorts
wächst die Eurozone kaum. Die Aussichten sind etwas positiver, da
Deutschland umfangreiche fiskalische Anreize plant und einige Länder an
der Peripherie voraussichtlich weiterhin stärker bleiben werden.
Doch die private Nachfrage bleibt schwach, und die Volkswirtschaften
sind äußeren Schocks und strukturellen globalen Veränderungen
ausgesetzt. Verschiebungen der globalen Handelsströme weg von den USA
und hin nach Europa verschärfen den Wettbewerb mit heimischen
Unternehmen und erzeugen Abwärtsdruck auf die Inflation (Abbildung).
Während die Gesamtinflation nun nachhaltig im Zielbereich liegt, wird
sie mittelfristig voraussichtlich dauerhaft unter den Zielen bleiben.
Die treibenden Faktoren gehen über die Handelsströme hinaus: Auch die
Entspannung bei den Preisen für inländische Dienstleistungen, ein
stärkerer Euro und niedrige Energiepreise werden eine Rolle spielen. Die
Europäische Zentralbank scheint mit den aktuellen Zinsniveaus zufrieden
zu sein, doch erwarten wir 2026 eine weitere Senkung, wobei die Risiken
weiterhin eher nach unten gerichtet sind und potenziell zusätzliche
Senkungen möglich sind.

Wie immer ist unsere verlässlichste Prognose, dass im Jahr 2026 das
Unerwartete eintreten wird – und es gibt bereits eine Liste möglicher
Auslöser. Es könnte die Ernennung des nächsten Fed-Vorsitzenden oder die
Möglichkeit sein, dass der Supreme Court die Fed unter die
Zuständigkeit der Exekutive stellt. Geopolitische Entwicklungen lauern
stets im Hintergrund, und es könnte etwas völlig Unerwartetes auftreten.
Die Welt ist zu komplex, als dass irgendein Ausblick alles erfassen
könnte, was sich ereignen wird.
Dennoch schöpfen wir Vertrauen aus der Widerstandsfähigkeit, die die
globale Wirtschaft im Jahr 2025 gezeigt hat, als sie eine Vielzahl
politischer Veränderungen und anderer Entwicklungen verkraftete, die sie
durchaus aus der Bahn hätten werfen können. Diese Robustheit ist der
wichtigste Trend, dessen Fortsetzung wir für das Jahr 2026 erwarten.
Auch wenn stets Unerwartetes geschehen kann, gehen wir zumindest zum
jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die globale Wirtschaft im kommenden
Jahr auf Kurs bleiben wird.
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