Dr. Markus Elsässer: Fluchtwährungen – wo Sie Ihr Geld aufbewahren sollten

Dr. Markus Elsässer: Fluchtwährungen – wo Sie Ihr Geld aufbewahren sollten
Währungen

Die Kaufkraft, die wir mit unseren Ersparnissen angesammelt haben, soll erhalten oder im besten Fall gesteigert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, nehmen wir das Thema Währungen nun genauer unter die Lupe. Wie sollten wir verschiedene Währungen in Zeiten einer politischen Krise beurteilen?

04.05.2022 | 08:16 Uhr

Ist Ihr Wohnsitz in Deutschland oder Österreich, sollten Sie nicht den Fehler begehen und nur den Euro als Währung betrachten. Koppeln Sie Ihre Geburtsurkunde und Ihre Meldung bei dem Einwohnermeldeamt von der Disposition der Währung, in der Sie liquide Mittel aufbewahren, ab. Selbstverständlich sollten Sie unabhängig davon, wie Ihre Meinung zu der Landeswährung aussieht, immer genügend Zahlungsmittel von dem Land, in dem Sie leben, besitzen. Im Folgenden spreche ich nur von freien liquiden Mitteln, die nicht zur Bestreitung des Lebens zur Verfügung stehen müssen. Beherzigen Sie folgende wichtige Regel: Sobald Sie eine Zahlungsverpflichtung eingehen oder eine Zahlungsverpflichtung am Horizont erscheint, sollten Sie den Betrag in der jeweiligen Zahlungswährung zur Seite legen. Ein Freund von mir hat in Südamerika seinen zweiten Wohnsitz und ist dort Bauherr eines großen Projekts. Er weiß, dass er in zwei Jahren einen Betrag X zahlen muss und es wäre in den aktuellen Zeiten ein mörderisches Risiko, diesen Betrag nicht in der Landeswährung zuhalten. Man darf nie ausschließen, dass der Euro plötzlich einbricht, die Währung nicht mehr transferiert werden darf, Zollgebühren für die Einfuhr des Kapitals in ein Land oder Gebühren beim Umtausch fällig werden.

Widmen wir uns nun dem Schweizer Franken, dem Dollar, dem Euro und den Schweden Kronen und deren Potenzialen:

Zunächst stellen wir uns die Frage, warum der US-Dollar eine klassische Fluchtwährung ist, obwohl die Regierung in den USA keine gute Budgetdisziplin an den Tag legt und die Währung aufgebläht ist? In den USA ist das kapitalistische Gedankengut sowie das Modell aus Geld, mehr Geld zu machen, tief verankert. Diese beiden Punkte in Kombination mit dem hohen Rohstoffreichtum und guten landwirtschaftlichen Versorgungsmöglichkeiten führen dazu, dass die USA ein autarkes Land sind, welches alleine Krisen überwindet und dies in Zukunft tun wird. Wird mehr Dollar gekauft als verkauft, steigt der Währungskurs (abgesehen von der Manipulation der Zentralbanken).

Nun schlüpfen wir in die Rolle eines großen Brauereibetreibers aus Chile, der seine überschüssigen Mittel nicht in Chile halten möchte. Stattdessen schaut er auf den Globus und würde nach jetzigen Verhältnissen sein überschüssiges Kapital niemals in Westeuropa in den Euro investieren, da es dort militärisch und politisch gewaltig rumpelt. Stattdessen wird er vermutlich sein Geld in US-Dollar anlegen. Der US-Dollar ist transferierbar, eine Weltwährung und er kann jederzeit den Währungskurs nachschauen. Dieses Beispiel zeigt, dass viele Menschen aufgrund schwieriger Situationen im jeweiligen Land das Bedürfnis haben, außerhalb politischer oder militärischer Bedrohungen Gelder sicher anzulegen.

Ähnlich verhält es sich bei dem Schweizer Franken. Schaut man sich die Historie an, stellt man fest, dass der Euro im Vergleich zu Schweizer Franken seit 20 Jahren schwach ist. Natürlich gibt es im Zeitverlauf kurze Perioden, in denen man nicht profitiert, wenn man Euro in Schweizer Franken tauschte, jedoch ist die Tendenz ganz klar, dass der Euro hier unterlegen ist. Doch wie kann das sein? Von jeher fließen Gelder aus der ganzen Welt in die Schweiz. Vor ein paar Wochen schaute ich einen Schweizer Spielfilm in dem folgendes aufgegriffen wurde: Der Schweizer hat nur vor zwei Dingen Angst: 1. Vor dem Finanzamt und 2. Dem Einbruch des Schweizer Franken.

Für die Schweiz ist ein starker Schweizer Franke enorm wichtig und dieser Wunsch ist tief im wirtschaftlichen Denksystem der Schweizer verankert. Diejenigen, die ihr Geld nicht in die USA fließen lassen wollen, sondern in ein Land mit starkem Haushaltsbudget, investieren in Schweizer Franken. Er gehört zu den ersten Währungen, die mit einem Negativzins belegt wurden, jedoch hat es sich bisher meistens gelohnt, 0,05 Prozent Strafzinsen zu zahlen, denn der Währungsgewinn war deutlich höher.

Der Euro wird meiner Einschätzung nach über die Zentralbanken und die Medien „gesundgebetet“ und steht besser dar, als er wirklich ist. Die Einführung des Euro-Raums war eine fantastische Idee und am besten wäre es, wir hätten von Moskau bis Portugal eine einheitliche Währung und eine einheitliche Sprache. Das stellen Sie sich jetzt eventuell schwieriger vor als es ist: So hat Lee Kuan Yew in Singapur beispielsweise durchgesetzt, dass alle dort lebenden Chinesen ab sofort Mandarin in der Schule lernten. Er forderte dies, da er damals absehen konnte, dass China einen gigantischen Aufstieg vor sich hatte und Mandarin nun mal die führende Sprache war. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass solche Veränderungen innerhalb von 1-2 Generationen umgesetzt werden können. Ich wünsche mir eine starke europäische Währung und eine neben der Landessprache durchgängige Amtssprache in ganz Europa, damit unser Kontinent wirklich zusammenwächst. Zwischen den großen Blöcken China und USA ist es äußerst wichtig, dass wir einen Block Europa bilden. Leider sind wir davon jedoch aktuell weit entfernt. So muss man leider feststellen, dass der Euro durch die fragwürdige Haushaltsdisziplin vieler südeuropäischen Ländern und einer ausufernden Schuldenmacherei in Nordeuropa in Zukunft eine gefährdete Währung sein könnte. Welcher private Sparer würde erhebliche Ersparnisse dem Land Griechenland oder Italien in Form einer Staatsanleihe und zu minimalen Zinsen anvertrauen? Nichts gegen diese Länder, es geht mir um die Zentralbankpolitik dieser Länder. Keine Privatperson kauft zu diesen niedrigen Zinsen und diesem hohen Risikograd. Käufer sind hier nur die Zentralbanken.

Als Fazit kann man sagen, dass die Währung zwar fundamental, aber in einem schlechten Zustand ist. Von daher würde ich zwar immer eine gewisse Summe an Euro besitzen, aber für mein überschüssiges Kapital würde ich mich immer mit Schweizer Franken und Dollar als Beimischung beschäftigen.

Länder wie Norwegen, Schweden und Dänemark haben noch ihre alten Währungen, was per se schon mal eine gute Sache ist. Jedoch existiert das Phänomen, dass beispielsweise die schwedische Krone gegenüber dem Euro zu tief bewertet wird. Die schwedische Krone müsste schon seit langer Zeit viel höher stehen, doch warum ist das nicht der Fall? Zu dieser Fragestellung habe ich in Stockholm mit einem Mitarbeiter der staatlichen Pensionskasse gesprochen und kam zu folgender Feststellung: Die schwedische Gesellschaft ist im Gegensatz zu Deutschland sehr kapitalaffin und versteht es sehr gut, mit Aktien weltweit umzugehen. Es handelt sich bei einem Teil der Bevölkerung daher um international tätige Investoren, allerdings weist Schweden selbst eine geringere Unternehmensanzahl auf als beispielsweise Zentraleuropa. Der klassische schwedische Unternehmer investiert daher in internationale Aktien. Dadurch entsteht monatlich ein Outflow aus dem Land hinaus. Nicht wegen Misstrauen oder einer Flucht, sondern weil es sich eben um viele internationale Investoren handelt. Angebot und Nachfrage führen also zu einer zu tiefen Notierung der Währung, da für Investmentzwecke mehr schwedische Kronen verkauft wie gekauft werden. Diese Erkenntnis zeigt mal wieder, dass Sie einen langen Blick und einen großen Horizont für das große Gesamte benötigen.

Der Autor Dr. Markus Elsässer ist seit 1998 selbstständiger Investor und Fondsberater sowie Gründer der ME-Fonds, die er seit dem Jahr 2002 betreut. In seinem Buch, im "Des klugen Investors Podcast" und auf seinem YouTube-Channel geht er regelmäßig auf Handwerkszeug zum Value-Investing, psychologische Gefahren beim Investieren und wertvolle Tipps zum Vermögensaufbau ein.

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