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Wir dürfen die Erholung von COVID-19 nicht überschätzen

Wir dürfen die Erholung von COVID-19 nicht überschätzen
Volkswirtschaft
Wir dürfen die Erholung von COVID-19 nicht überschätzen
11/2020
Eswar Prasad
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Die Weltwirtschaft hat sich vom Abgrund des ersten COVID-19-Rückgangs wieder erholt. Aber die Erholung war schwach, ungleichmäßig und anfällig – und wird es wohl auch in absehbarer Zukunft bleiben.

03.11.2020 | 08:48 Uhr

Beginnen wir mit den guten Nachrichten: Der Welthandel hat sich stark erholt – im Einklang mit Anzeichen für eine Wiederbelebung der Haushaltsnachfrage nach Waren in vielen Ländern, obwohl die Nachfrage nach Dienstleistungen weiterhin durch Gesundheitsbeschränkungen und Verbrauchersorgen behindert wird.

Darüber hinaus haben sich die Finanzmärkte überraschend gut gehalten. In vielen Ländern haben die Aktienbörsen ihre vorpandemischen Hochs wieder erreicht oder gar übertroffen. Trotz Zinsen nahe Null scheinen die Banken- und Finanzsysteme größtenteils stabil zu sein. Und die Nachfrage durch Verbraucher und Industrie hat den Rohstoffpreisen Auftrieb gegeben, wobei sich sogar die Ölpreise wieder etwas erholt haben.

Aber wie die jüngste Aktualisierung der Brooking-Financial Times-Indizes für die weltweite wirtschaftliche Erholung (TIGER) zeigt, können viele Volkswirtschaften letztlich kein Wachstum aufweisen oder schrumpfen sogar. Da das Vertrauen des privaten Sektors erschöpft und der Kampf gegen das Virus noch lang nicht vorbei ist, steigt die Gefahr grundlegender und lang anhaltender wirtschaftlicher Schäden deutlich an.

Dies gilt sogar für die Volkswirtschaften, die zum Wachstum zurückgekehrt sind, wie die Vereinigten Staaten. In mancherlei Hinsicht scheinen die USA über den Berg zu sein. Die industrielle Aktivität und die Arbeitsmärkte scheinen wieder etwas an Boden gewonnen zu haben. Die Arbeitslosigkeit geht zurück, und die Beschäftigung nimmt zu.

Aber die Arbeitslosigkeit ist immer noch signifikant höher und die Beschäftigung signifikant niedriger als vor der Pandemie. Die Zunahme der Langzeitarbeitslosigkeit weist gemeinsam mit den anhaltenden Störungen im Dienstleistungssektor darauf hin, dass es bis zu einer robusteren und nachhaltigeren Erholung noch ein schwerer Weg ist.

Dabei hilft auch nicht, dass die Maßnahmen zur fiskalen Stimulierung größtenteils ausgelaufen und die Verhandlungen über ein neues Erleichterungspaket wiederholt gescheitert sind. Im Zug der sinkenden verfügbaren Haushaltseinkommen ist das Wachstum des Privatkonsums schwächer geworden. Auch die Unternehmensinvestitionen gehen weiterhin zurück – ein Trend, der kaum zu einem anhaltenden Wachstum beiträgt.

Sogar die Aktienmärkte, die in diesem Jahr wieder stark aufgeholt haben, scheinen nun eine Atempause zu machen. Dies könnte Besorgnis über die Viruseindämmungstrategie (oder ihre Abwesenheit) der Regierung von US-Präsident Donald Trump widerspiegeln. Auf jeden Fall wird das Verbraucher- und Unternehmervertrauen wegen der höheren politischen Unsicherheit im Vorfeld der Präsidentschaftswahl des nächsten Monats gedämpft bleiben.

Die Eurozone ist sogar noch schlechter in Form: Nicht nur hat die Pandemie dem kurzfristigen Wachstum geschadet, sondern jetzt setzt auch noch Deflation ein, was die Gefahr eines tiefen und langen Rückschlags erhöht. Obwohl sich die Produktion in Deutschland und anderswo erholt hat, werden die positiven Effekte durch die anhaltende Flaute im Dienstleistungsbereich – verstärkt durch die aktuellen Gesundheitsrestriktionen – mehr als zunichte gemacht.

Der britische Dienstleistungssektor hingegen konnte sich erholen. Aber die Verbindung einer erratischen Lockdown-Politik mit weitreichenden Unsicherheiten in Bezug auf den Brexit trägt auch dort zu einem dauerhaften wirtschaftlichen Rückgang bei. Unterdessen befindet sich auch Japan auf der anderen Seite der Welt in ernsten Schwierigkeiten, obwohl das Land bislang verhindern konnte, in eine Deflation zurückzufallen.

Auch den meisten Schwellenländer ist es nicht gut ergangen. Indien erlebt einen scharfen Rückgang seiner wirtschaftlichen Aktivitäten, der durch eine verheerende Zunahme der COVID-19-Fälle aufgrund der Lockdown-Erleichterungen verstärkt werden könnte. Die Regierung hat zwar einige Landwirtschafts- und Arbeitsmarktreformen durchgedrückt, aber das dortige Bankensystem, das durch faule Kredite behindert wird, hemmt das Wachstum immer noch massiv.

Auch Brasilien und Russland schnitten kaum besser ab. Beide erlebten erhebliche wirtschaftliche Rückgänge und verfügen über noch weniger politische Hebel, um das Wachstum wiederzubeleben.

Das einzige Land, das eine starke Erholung verzeichnen konnte, ist China, wo – dank dem offensichtlichen Erfolg des Landes beim Versuch, das Virus unter Kontrolle zu bringen – sowohl die Industrieproduktion als auch der Dienstleistungssektor wieder auf die Beine gekommen sind. Auch die Umsätze im Einzelhandel und die Investitionen im Produktionssektor konnten sich erholen. Laut vieler Indikatoren ist die Leistung der chinesischen Volkswirtschaft jetzt sogar stärker als vor der Pandemie.

Aber im Gegensatz zur Zeit nach der globalen Finanzkrise von 2008 wird Chinas starke Leistung wohl nicht erheblich dazu beitragen, den Rest der Weltwirtschaft zu unterstützen – nicht zuletzt wegen des wachsenden Trends hin zur Deglobalisierung. Chinas kürzlich enthüllte „Politik der zwei Kreisläufe” – laut der sich das Land für seine langfristige Entwicklung zunehmend auf den inländischen Zyklus von Produktion, Vertrieb und Konsum konzentriert – wird diesen Trend noch verstärken.

Schlimmer wird die Lage noch dadurch, dass die Zentralbanken heute über viel weniger Feuerkraft verfügen als nach der Krise von 2008. Sicherlich haben die großen Zentralbanken seit Beginn der COVID-19-Krise alle Register gezogen und eine beispiellose geldpolitische Expansion betrieben, um die wirtschaftliche Aktivität zu unterstützen und in einigen Fällen eine Deflation abzuwenden. Einige – darunter vor allem die Federal Reserve der USA – haben sogar ihre politischen Richtlinien angepasst, um ihre Toleranz gegenüber höherer Inflation zu signalisieren. Auch die Zentralbanken einiger kleinerer Industrieländer wie Australien und Neuseeland sowie Schwellenländer wie Indien haben auf unkonventionelle Maßnahmen zurückgegriffen.

Aber die Grenzen der Geldpolitik bei der Förderung des Wachstums werden immer offensichtlicher. Durch die umfassenden Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen gemeinsam mit der Direktfinanzierung von Firmen entstehen ernsthafte Risiken – nicht zuletzt für die Unabhängigkeit der Zentralbanken.

Vor diesem Hintergrund haben die Regierungen nur eine gute Möglichkeit: weitere aggressive Haushaltsstimuli, idealerweise in Form gut gezielter öffentlicher Ausgaben, die die privaten Investitionen anregen. Obwohl die höheren Staatsschulden gefährlich sind, sind sie – insbesondere in der heutigen Niedrigzinsumgebung – nicht mit den Risiken der langfristigen Wirtschaftsprobleme vergleichbar, die die Länder ohne solche Stimuli eingehen müssten.

Um effektiv zu sein, müssen solche Haushaltsmaßnahmen allerdings durch stimmige Strategien zur Eindämmung des Virus ergänzt werden, die auf glaubwürdige Weise eine erneute wirtschaftliche Öffnung ermöglichen. Ohne solche Strategien bleiben Nachfrage und Vertrauen weiterhin gedämpft, und das weltweite Wachstum wird auch zukünftig gelähmt sein.

Über den Autor

Eswar Prasad

Eswar Prasad ist Professor für Handelspolitik an der Dyson School of Applied Economics and Management der Cornell-Universität und Senior Fellow an der Brookings Institution. Er ist Verfasser von Gaining Currency: The Rise of the Renminbi.

Beim Verfassen dieses Kommentars haben Darren Chang und Ethan Wu geholfen, Vordiplomstudenten an der Cornell-Universität.

Copyright: Project Syndicate

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