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Warum Asien und Europa auf die gleiche Krise unterschiedlich reagieren

Warum Asien und Europa auf die gleiche Krise unterschiedlich reagieren
Volkswirtschaft
Warum Asien und Europa auf die gleiche Krise unterschiedlich reagieren
08/2020
Hoe Ee Khor und Rolf Strauch
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

COVID-19 hat uns über 700.000 Menschenleben gekostet, über 19 Millionen Menschen infiziert und sowohl reiche als auch arme Volkswirtschaften schwer getroffen.

31.08.2020 | 08:20 Uhr

Aber sogar im Angesicht einer weltweiten, beispiellosen Rezession unterscheiden sich die politischen Reaktionen stark. Ein Beispiel dafür ist der Kontrast zwischen Europa und Asien. Beide Regionen stehen zweifellos vor ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Laut der Europäischen Kommission soll die Wirtschaft der Eurozone – die 2019 noch um 1,3% wuchs – in diesem Jahr um 8,7% schrumpfen.

In den ASEAN+3-Ländern – den zehn Mitgliedern der Organisation der Südostasiatischen Staaten (Brunei Darussalam, Kambodscha, Indonesien, der Demokratischen Volksrepublik Laos, Malaysia, Myanmar, den Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam) plus China, Hongkong, Japan und Südkorea – soll das BIP-Wachstum von 4,8% im Jahr 2019 auf 0% in diesem Jahr zurückgehen.

Die Politiker in beiden Regionen haben aggressiv reagiert – mit beispiellosen geld- und haushaltspolitischen Stimuli sowie anderen Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft. Aber unterschiedliche wirtschaftliche Strukturen, institutionelle Gegebenheiten und Verletzlichkeiten bedeuten, dass der Umfang, der Charakter und die Verteilung der Unterstützung sehr verschieden waren.

In der Europäischen Union wurden die Haushaltsregeln – insbesondere die Einschränkung, dass Haushaltsdefizite 3% des BIP nicht übersteigen dürfen – zeitweise außer Kraft gesetzt, um den Ländern mehr Raum für eine expansive Haushaltspolitik zu geben. Natürlich bleiben immer noch erhebliche Unterschiede in den Haushalts- und Finanzmöglichkeiten der Länder, also ist der Umfang der Stimuli je nach Land sehr verschieden – von etwa 50% des BIP in Italien bis hin zu nur wenigen Prozent in anderen Ländern wie Irland.

In den ASEAN+3-Ländern ist die Bandbreite etwas enger, aber nicht viel. Japans Stimuluspaket ist mit 40% des BIP das größte, während es in den anderen Ländern bei etwa 10% liegt. Insgesamt belaufen sich die Haushaltsmaßnahmen gemeinsam mit den indirekten Finanzmaßnahmen (wie der Aussetzung von Schulden) in der Eurozone auf fast 29% des BIP und in den ASEAN+3 auf 13%.

Die quantitativen Unterschiede der Reaktionen auf die Krise kann teilweise durch das Ausmaß der Garantien zur Unterstützung der Unternehmen erklärt werden. In der Eurozone werden frei verfügbare Haushaltsmaßnahmen im Wert von 5,3% des BIP durch Liquiditätshilfen in Höhe von fast 21% des BIP gestützt. Diese Hilfen bestehen aus öffentlichen Garantieprogrammen, die über das Bankensystem Liquidität in die Wirtschaft leiten.

Die ASEAN+3-Volkswirtschaften haben frei verfügbare Haushaltsmaßnahmen in ähnlicher Höhe – von durchschnittlich 5,1% des BIP – eingeführt, aber diese werden lediglich durch liquiditätsunterstützende Programme in Höhe von 5% des BIP unterstützt (einschließlich temporärer Schuldenerleichterungen und -moratorien). Das Niveau der Steuer- und Sozialversicherungsnachlässe ist in der Eurozone und den ASEAN+3-Ländern vergleichbar.

Beide Regionen haben außerdem Schritte unternommen, um das Haushaltseinkommen zu unterstützen, obwohl auch hier strukturelle Unterschiede zu unterschiedlichen Ansätzen geführt haben. Die Volkswirtschaften der Eurozone bevorzugten Programme zur Arbeitsplatzsicherung über Kurzarbeitergeld – was teilweise die robusten Sozialversicherungssysteme der Region widerspiegelt. In vielen ASEAN+3-Wirtschaftsräumen – die trotz ihrer wirtschaftlichen Heterogenität zu größeren informellen Wirtschaftsbereichen, flexibleren Arbeitsmärkten und schwächeren sozialen Sicherungsnetzen neigen – haben sich hingegen direkte Programme zur Einkommensunterstützung als effektiv erwiesen.

Darüber hinaus haben automatische Stabilisatoren – wie steuerliche Maßnahmen und die Ausweitung der Arbeitslosenunterstützung und Sozialleistungen – in der Eurozone mit etwa 5% des BIP eine viel größere Rolle gespielt. In den meisten ASEAN+3-Volkswirtschaften hatten solche Stabilisatoren nur etwa einen Umfang von 1,1% des BIP.

Ein weiterer nennenswerter Unterschied ist institutioneller Natur: Im Gegensatz zu den ASEAN+3-Ländern haben die bestehenden Strukturen in Europa ergänzende politische Initiativen auf regionaler Ebene ermöglicht. Noch vor dem beispiellosen Wiederaufbaufonds der EU in Höhe von 750 Milliarden Euro haben sich die Finanzminister auf drei Programme im Umfang von insgesamt 540 Milliarden Euro geeinigt.

Erstens kann den Mitgliedstaaten durch das SURE-Hilfsprogramm der Europäischen Kommission (Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency) bis zu 100 Milliarden Euro zu günstigen Konditionen bereitgestellt werden. Zweitens ist die Europäische Investitionsbank in der Lage, bis zu 200 Milliarden Euro zur Unterstützung der Unternehmen beizusteuern. Und schließlich werden die Ausgaben für Gesundheit und Präventionsmaßnahmen mit bis zu 240 Milliarden Euro von der Kreditlinie des Europäischen Stabilitätsmechanismus zur Krisenbewältigung in der Pandemie unterstützt.

Natürlich birgt die integrierte Struktur der Eurozone auch Risiken – insbesondere wenn die COVID-19-Krise die destabilisierenden Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern verstärkt. Dieser Gefahr soll durch einige eurozonenweite Initiativen – wie den Wiederaufbaufonds – abgemildert werden.

Auch an der geldpolitischen Front gibt es nennenswerte Unterschiede. In den Entwicklungs- und Schwellenländern haben sich die Zentralbanken darauf konzentriert, die Zinsen zu senken und Liquidität zur Verfügung zu stellen. Zu den Hauptmaßnahmen in den ASEAN+3-Volkswirtschaften gehörten staatliche Garantien für ausgewählte Kreditvergabeaktivitäten der Banken, kurzfristige Finanzierungslinien und Käufe von Unternehmensanleihen. Darüber hinaus werden die gut kapitalisierten Bankensektoren durch regulatorische Lockerungen dazu ermutigt, ihren Schuldnern Erleichterungen zu geben.

Die Zentralbanken in den Industriestaaten hingegen hatten wenig Raum, die Zinsen zu senken, also haben sie sich stark auf quantitative Lockerungen konzentriert. Die Europäische Zentralbank hat ihr 120-Milliarden-Euro-Anleihenkaufprogramm erweitert und ein neues, befristetes Pandemie-Notkaufprogramm in Höhe von 750 Milliarden Euro aufgelegt, was sie danach noch um 600 Milliarden Euro erweitert hat.

Durch die COVID-19-Pandemie wurde sichtbar, wie die Reaktionen auf die Krise durch strukturelle Unterschiede, institutionelle Rahmenbedingungen und die Linderungsmaßnahmen der Regierungen und Finanzsysteme geprägt werden. Aber kurzfristige Nothilfen sind nur der Anfang.

Wie sich die COVID-19-Krise entwickeln wird, ist unmöglich zu sagen. Weitere Infektionswellen könnten erneute Lockdowns nötig machen, die wirtschaftliche Erholung behindern oder gar umkehren und den Druck auf die öffentlichen Haushalte erhöhen. So könnten zusätzliche Stimulusmaßnahmen erforderlich werden.

Selbst wenn das Virus relativ schnell unter Kontrolle gebracht wird, ist der Weg zur Erholung lang. Deshalb müssen sich die Politiker sowohl in Europa als auch in Asien fragen, wie sie die Nothilfemaßnahmen in eine nachhaltige Politik überführen können. Ihre Ansätze sind vielleicht nicht gleich, aber ihr Ziel – der Schutz der langfristigen Aussichten ihrer Volkswirtschaften – sollte es sein.

Über die Autoren

Hoe Ee Khor ist leitender Ökonom beim Makroökonomischen Forschungsbüro der ASEAN+3. Rolf Strauch ist leitender Ökonom beim Europäischen Stabilitätsmechanismus.

Copyright: Project Syndicate

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