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Sind die Inflationsängste begründet?

Sind die Inflationsängste begründet?
Volkswirtschaft
Sind die Inflationsängste begründet?
06/2021
Kenneth Rogoff
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Die massiven fiskal- und geldpolitischen Konjunkturprogramme in den USA und anderen hochentwickelten Ländern heizen derzeit ein wütende Debatte darüber an, ob unmittelbar eine höhere Inflation droht. Von Kenneth Rogoff

02.06.2021 | 07:31 Uhr

Schon jetzt steigen die Renditen zehnjähriger US-Schatzanleihen und die Hypothekenzinsen angesichts der Erwartung, dass die US Federal Reserve – die faktische globale Notenbank – zu Zinserhöhungen gezwungen sein wird, die potentiell überall auf der Welt Vermögensblasen zum Platzen bringen könnten. Doch während die Märkte die kurzfristigen Inflationsrisiken für 2021 vermutlich überbewerten, sind sie sich der längerfristigen Gefahren noch nicht völlig bewusst.

Um es klar zu sagen: Derzeit und auf absehbare Zukunft bedarf es eindeutig enormer makroökonomischer Unterstützung. Die pandemiebedingte Rezession ist schlimmer als die globale Finanzkrise von 2008, und Teile der US-Wirtschaft befinden sich noch immer in katastrophalem Zustand. Darüber hinaus könnte sich die Lage, trotz vielversprechender impfstoffbezogener Entwicklungen im Kampf gegen das Coronavirus, noch verschlimmern.

Vor diesem Hintergrund könnte sich ein echtes Inflationsrisiko verwirklichen, falls sowohl die Unabhängigkeit der Notenbanken als auch die Globalisierung in Ungnade fallen. Kurzfristig fürchten die politischen Entscheidungsträger zu Recht, dass Konjunkturhilfen und die Barersparnisse der Verbraucher bei einer Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung einen explosionsartigen Nachfrageanstieg bewirken könnten.

Doch ist es unwahrscheinlich, dass dies über Nacht zu einem steilen Anstieg der Inflation führen wird – vor allem, weil der Preisanstieg in modernen hochentwickelten Volkswirtschaften eine sich sehr langsam verändernde Variable ist. Selbst als die Inflation in den 1970er Jahren in vielen reichen Ländern auf zweistellige Werte stieg (und im Vereinigten Königreich und in Japan auf über 20% stieg), dauerte das viele Jahre.

Der Hauptgrund dafür ist, dass das Tempo, mit dem Preise und Löhne steigen, äußerst sensibel darauf reagiert, wie Arbeitnehmer und Unternehmen die grundlegende Inflationsdynamik der Wirtschaft einschätzen. Anders ausgedrückt: Die heutige Inflation wird sehr stark durch die langfristigen Inflationserwartungen beeinflusst.

Was wie ein Zirkelschluss erscheinen mag, spiegelt die Tatsache wider, dass die Unternehmen in vielen Sektoren aus Furcht vor dem Verlust von Marktanteilen vor aggressiven Preiserhöhungen zurückschrecken. Falls es die Notenbanken daher schaffen, die langfristigen Inflationserwartungen auf einem niedrigen Wert zu „verankern“, können sie jeden eventuellen längeren Inflationsanstieg bremsen. Und heute ist die jahrelange ultraniedrige Inflation fest in der öffentlichen Psyche verwurzelt.

All dies legt nahe, dass selbst bei einer raschen wirtschaftlichen Normalisierung die aufgestaute Nachfrage und große fiskalische Impulse nicht unmittelbar einen steilen Anstieg der Inflation auslösen werden. Doch wenn die Politiker die Unabhängigkeit der Notenbanken untergraben und eine zeitnahe Normalisierung der Leitzinsen verhindern, könnten selbst tief verwurzelte Erwartungen an eine niedrige Inflation sich abnutzen.

Das andere langfristige Inflationsrisiko ist subtilerer Art, aber potenziell noch schwerer zu verhindern. Viele Menschen stehen der Globalisierung heute enorm viel skeptischer gegenüber als vor drei Jahrzehnten. Das liegt weitgehend daran, dass von der Globalisierung laut den verfügbaren Belegen überproportional die Reichen profitiert zu haben scheinen. Während die Kurse an den Aktienmärkten steil gestiegen sind, hat sich der Anteil der Arbeitnehmer am wirtschaftlichen Kuchen verringert.

Und viele der vorgeschlagenen Maßnahmen, die die Arbeitnehmer in die Lage versetzen könnten, sich wieder einen größeren Anteil zu sichern – wie etwa eine verstärkte gewerkschaftliche Organisation und die Erschwerung von Standortverlagerungen –, werden zwangsläufig eine Verringerung des Handels bewirken.

Eine Umkehr der Globalisierung könnte große Auswirkungen auf die Inflation haben. Viele im Westen fürchten, dass China „unser Mittagessen essen“ wird, wie US-Präsident Joe Biden vor kurzem warnte, als er sich für eine dringend erforderliche Erhöhung der Investitionen in die Infrastruktur in den USA aussprach. Mag sein. Doch müssen sich die Menschen im Westen bewusst machen, dass es, was das die globale Fertigung angeht, China ist, welches dieses Mittagessen kocht, und dass die Mahlzeiten andernfalls deutlich teurer wären.

Allgemeiner ausgedrückt: Die Bemühungen der Notenbanken zur Inflationsverhinderung von 1980 bis zur Finanzkrise von 2008 profitierten enorm von der in dieser Zeit ablaufenden Hyperglobalisierung. Der Handel mit China und anderen Entwicklungsländern trieb zusammen mit dem technologischen Fortschritt die Preise für viele Konsumgüter unerbittlich nach unten.

Angesichts steigender Produktivität und einem deutlichen Rückgang der Preise, dessen Gründe über die Geldpolitik hinausgingen, fiel es den Notenbankern relativ leicht, die langfristigen Inflationserwartungen der Bevölkerung zu senken. Doch als ich 2003 bei einer wichtigen Konferenz von Notenbankern in einem Aufsatz mit dem Titel „Globalization and Global Disinflation“ hierauf hinwies, wollten die meisten Notenbanker von einem Beitrag der Globalisierung nichts wissen.

Jetzt könnten sich die Dinge in die andere Richtung entwickeln. Das gilt besonders angesichts des starken parteiübergreifenden Konsenses in Washington über die Notwendigkeit, China herauszufordern. Substanziell wird sich Bidens Politik, was Tempo oder Radikalität angeht, womöglich weniger stark von der unter Ex-Präsident Donald Trump verfolgten Politik unterscheiden als viele Internationalisten hoffen.

Und selbst wenn die USA und China es schaffen sollten, ihre derzeitigen Differenzen provisorisch zu überbrücken, werden sich die Auswirkungen der Globalisierung abschwächen – u. a., wie Charles Goodhart und Manoj Pradhan so überzeugend argumentiert haben, aufgrund demografischer Faktoren. Chinas Erwerbsbevölkerung etwa wird Prognosen zufolge in den nächsten beiden Jahrzehnten um 200 Millionen Menschen schrumpfen.

Sollten die Märkte also über einen möglichen steilen Anstieg der Nachfrage in Panik geraten, der Inflation und Zinsen in die Höhe treibt und einen allgemeinen Rückgang der Vermögenspreise verursacht? Kurzfristig eher weniger. Es ist sogar möglich, dass die Notenbanken in einem Jahr zutiefst negative Zinssätze in Betracht ziehen werden, um die Inflation und die Nachfrage wieder zu beleben. Und es wäre nicht notwendigerweise schlecht, wenn die Inflation für ein paar Jahre über ihren Zielwert stiege, nachdem sie so lange so niedrig war. Doch die längerfristigen Inflationsrisiken sind deutlich höher als Märkten oder Politikern bewusst zu sein scheint.

Copyright: Project Syndicate

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