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Lehren aus dem Lockdown

Lehren aus dem Lockdown
Volkswirtschaft
Lehren aus dem Lockdown
07/2020
Iqbal Dhaliwal und Samantha Friedlander
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Wie so Vieles wurde die internationale Entwicklung durch die Coronapandemie schwer in Mitleidenschaft gezogen. Wie lassen sich diese Lehren nutzen, um den Sektor umzugestalten, statt zum Status quo zurückzukehren?

31.07.2020 | 09:03 Uhr

Zunächst einmal hat uns die Krise daran erinnert, dass die Natur noch immer die Oberhand hat; dies sollte uns anregen, unsere Bemühungen zur Abmilderung anderer systemischer Bedrohungen und zur Anpassung an diese auszuweiten. Das gilt besonders für den Klimawandel, der auch weiterhin die größte Bedrohung für die Entwicklung sein wird. Laut Climate Impact Lab könnte die globale Erwärmung in Indien bis ins Jahr 2100 zu bis zu 1,5 Millionen unnötigen Todesfällen jährlich führen; das ist etwa so viel, wie durch alle Infektionskrankheiten zusammen verursacht werden.

Zusätzlich zur Anwendung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse auf bestehende Probleme – von der Verbesserung von Umweltprüfungen bis zum Einsatz überflutungsresistenter Reisvarianten – müssen wir Innovationen vorantreiben, die CO2-Emissionen und Umweltverschmutzung verringern, den Menschen bei der Anpassung an den Klimawandel helfen und Zugriff auf saubere Energie bieten. Und am wichtigsten: Wir müssen neue Initiativen in der Praxis erproben, auswerten und diejenigen mit der größten Wirkung großmaßstäblich umsetzen.

Die Pandemie hat uns zudem gelehrt, dass es bei der öffentlichen Gesundheit um mehr geht als um physische Erkrankungen. Für viele Menschen – insbesondere in Entwicklungsländern – ist zu Hause zu bleiben schlicht keine sichere Option. Häusliche Gewalt, die sowohl körperlichen wie emotionalen Missbrauch umfasst, dürfte infolge der Lockdowns steil zunehmen.

Längere Phasen der Isolation können Angststörungen, Depressionen und andere, damit verbundene psychische Störungen verschärfen. Und wer mit einer Sucht kämpft, tut sich schwer, die benötigte Unterstützung zu erhalten. Statt zu hoffen, dass diese Probleme nach Ende der Lockdowns einfach von selbst verschwinden (das werden sie nicht), sollten wir anerkennen, dass die psychische Gesundheit in den politischen Debatten ein lange vernachlässigtes Thema ist.

Eine weitere Lehre aus der Krise ist, dass es für den Staat keinen Ersatz geben kann. Während des letzten Jahrzehnts haben viele internationale Geldgeber und Entwicklungsorganisationen aufgrund von Bedenken über Korruption oder Bürokratie versucht, die Regierungen zu umgehen.

Doch die Pandemie hat klar gezeigt, dass die Regierungen, was die Eindämmung von Infektionskrankheiten, die Umsetzung entwicklungspolitischer Maßnahmen, die soziale Absicherung der Arbeitslosen und die Armutsbekämpfung angeht, die leitenden Akteure sind. Daher konzentriert sich das Abdul Latif Jameel Poverty Action Lab (J-PAL) des MIT auf den Aufbau langfristiger Partnerschaften mit Regierungen und unterstützt diese nun bei der großmaßstäblichen Umsetzung evidenzbasierter politischer Maßnahmen.

Die Regierungen müssen zudem in der Lage sein, Geld rasch an schutzbedürftige Bürger auszuzahlen. Während die USA und andere hochentwickelte Volkswirtschaften Hilfsgelder erfolgreich direkt an ihre Bürger ausgezahlt haben, haben viele andere Länder, die Konjunkturschecks für private Haushalte, Bartransfers oder andere Maßnahmen zur sozialen Absicherung eingeführt haben, es nicht geschafft, diese den besonders bedürftigen Gruppen zukommen zu lassen.

Diese Länder müssen die Weise, wie sie besonders arme Menschen identifizieren, eindeutig überdenken, damit sie ihnen digitale Formen der Identität und andere Voraussetzungen der Finanzinklusion zur Verfügung stellen können. Dies werden künftig die zentralen Komponenten des sozialen Sicherheitsnetzes für Länder in allen Phasen der Entwicklung sein.

Ein weiteres wichtiges Problem ist die Bildung. Obwohl Lernen außerhalb von Schulgebäuden möglich ist, wird die Pandemie die Bildung vieler Kinder mit Sicherheit beeinträchtigen. Ihnen zu helfen, Anschluss zu halten, hat daher dringende Priorität. Angesichts geschlossener Schulen besteht die naheliegende Reaktion im internetgestützten Unterricht. Forschungen haben gezeigt, dass Software, die es Schülern erlaubt, im eigenen Tempo zu arbeiten, effektiv sein kann.

Doch ist ein derartiger Fernunterricht für Schüler, die keinen Zugang zum Internet haben, besondere Bedürfnisse haben oder sich mit vielen weiteren Familienmitgliedern einen Computer oder ein Smartphone teilen, offensichtlich keine Option. Die Bildung dieser Kinder ist während der Pandemie faktisch zum Stillstand gekommen, so wie das bereits bei vielen der Flüchtlinge unserer Welt der Fall ist, von denen mehr als die Hälfte Kinder sind.

Es wird entscheidend sein, diesen Kindern zu helfen, Versäumtes nachzuholen, wenn der Zeitpunkt hierfür gekommen ist. Hier zeigen Studien, dass intensive, wiederholte „Lerncamps“, in denen die Schüler nach Lernniveau statt nach Alter oder Klassenstufe zusammengruppiert werden, enorm hilfreich sein können.

Von Brasiliens Favelas und Indiens Migrantenkarawanen bis zu Frankreichs Banlieues und den Farbigengemeinschaften in den USA sind es die Armen, die die Hauptlast der gesundheitlichen, wirtschaftlichen und psychologischen Kosten von COVID-19 getragen haben.

Doch ist es eine große Herausforderung, diejenigen, die nützliche Informationen besonders dringend brauchen, zu erreichen, weil herkömmliche Medienkanäle nur eine gewisse Reichweite haben und die sozialen Medien voller Falschinformationen stecken. Die Wissenschaftler testen daher derzeit, ob die Rekrutierung gut vernetzter Persönlichkeiten – sogenannter „Influencer“ – die zuverlässige Verbreitung von Mitteilungen über bestehende soziale Netzwerke sicherstellen würde.

Derweil hat die Pandemie die Politiker überall dazu gebracht, mit unterschiedlichen Strategien zur Unterstützung der Einhaltung von Abstandsregeln, zum Händewaschen und anderen ansteckungsvermeidenden Maßnahmen zu experimentieren. Sie könnten in Betracht ziehen, einige der bestehenden Barhilfen an gesundes Verhalten zu knüpfen; Untersuchungen haben gezeigt, dass dies eine wirksame Methode sein kann, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Gesamtgesundheit zu verbessern.

Dies ist eine weitere Strategie, die nicht auf die aktuelle Krise beschränkt sein muss. So könnte man Geldleistungen auch nach der Pandemie davon abhängig machen, ob Kinder geimpft wurden oder bei ihnen eine jährliche Vorsorgeuntersuchung stattgefunden hat. Politische Maßnahmen, die zu einem gesünderen Lebensstil ermutigen, sind zunehmend dringlich angesichts der wachsenden Bedrohung durch weitgehend vermeidbare nicht übertragbare Krankheiten, die inzwischen weltweit jährlich mehr als 40 Millionen Menschenleben fordern.

In Ermangelung der direkten Erhebung von Daten während des Lockdowns haben sich viele Sozialwissenschaftler auf den Einsatz von Verwaltungsdaten verlegt. Diese von Regierungen und NGOs ohnehin erhobenen Daten könnten bei der Erprobung der Wirksamkeit neuer Programme enorm nützlich sein. J-PALs Innovations in Data and Experiments for Action (IDEA) Initiative etwa baut Partnerschaften auf, um den Regierungen zu helfen, den Einsatz ihrer Verwaltungsdaten zu verbessern.

Die Krise hat zudem viele Forschungsprojekte gezwungen, Daten telefonisch zu erheben. Auch hier werden die durch diese Arbeit gewonnenen Lehren Forschungsarbeiten, bei denen zur Datenerhebung Telefonumfragen genutzt werden, bis weit in die Zukunft hinein voranbringen und Regierungen und NGOs in die Lage versetzen, in Echtzeit von den betreffenden Gemeinschaften deutlich präzisere Informationen zu erheben.

Die COVID-19-Pandemie ist die größte synchronisierte Erschütterung, die die Welt seit Generationen erlebt hat. Doch wird sie nicht die letzte derartige Krise sein. Wir müssen dringend möglichst viel aus der aktuellen Erfahrung lernen und die internationalen Entwicklungsverfahren und die Forschung entsprechend anpassen. Wir dürfen uns nicht noch einmal auf dem falschen Fuß erwischen lassen.

Über die Autoren

Iqbal Dhaliwal ist Global Executive Director des Abdul Latif Jameel Poverty Action Lab (J-PAL). Samantha Friedlander ist Senior Policy Associate bei J-PAL.


Copyright: Project Syndicate

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