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Klimawandel bei den Notenbanken

Klimawandel bei den Notenbanken
Volkswirtschaft
Klimawandel bei den Notenbanken
05/2021
Isabelle Mateos y Lago
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Fast überall, wo man heutzutage hinschaut – in den Nachrichtenredaktionen, den Grundsatzprogrammen der Unternehmen und den Regierungsprogrammen –, ist der Klimawandel vom Rand ins Zentrum des Geschehens gerückt. Und die Notenbanken, die zunächst lange abseits standen, haben dabei inzwischen eine Hauptrolle übernommen.

26.05.2021 | 07:16 Uhr

Die Bank von England etwa hat gerade als erste Notenbank einen Verweis auf die Umstellung auf eine nettoemissionsfreie Wirtschaft in ihr Mandat aufgenommen. Die Europäische Zentralbank diskutiert, wie – und nicht lediglich ob – sie Klimagesichtspunkte bei ihrer Geldpolitik berücksichtigen soll. Und die Mitgliedschaft des NGFS (Network for Greening the Financial System), einer weltweiten Gruppe von Notenbanken und Finanzaufsichtsbehörden, hat sich im Laufe der letzten zwei Jahre mehr als verdoppelt. Zu den 62 Notenbanken des Netzwerks gehören auch alle bis auf vier aus den G20-Mitgliedstaaten.

Ein derart rascher Wandel lädt zwangsläufig zu heftigen Debatten ein – und sollte das auch. Doch die allgemeine Prämisse dafür ist solide. Wenn überhaupt ist die größte Gefahr, dass die Notenbanken noch immer eher zu wenig als zu viel gegen den Klimawandel tun.

In den letzten Jahren hat sich ein Konsens unter Notenbankchefs bezüglich der Klimarisiken für dieFinanzstabilität herausgebildet. Die Datenbank der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zeigt, dass, während 2018 nur vier Notenbankgouverneure Reden zur „Green Finance“ hielten, es nur zwei Jahre später 13 waren. Und inzwischen hat fast die Hälfte der NGFS-Mitglieder Analysen zu Klimarisiken durchgeführt, und mehr als ein Zehntel hat laut BlackRock-Recherchen bereits Klimastresstests durchgeführt.

Entsprechendes hat sich bei der Investitionstätigkeit der Notenbanken getan. Fast 60% der Notenbanken in Entwicklungsländern investieren inzwischen unter Einsatz breit angelegter Umwelt-, Sozial- und Steuerungskriterien, und die Notenbanken des Eurosystems haben sich auf eine gemeinsame Position zu klimabezogenen Investitionen in nicht-geldpolitischen Portfolios geeinigt.

Sogar in der Geldpolitik selbst hat eine Berücksichtigung von Klimafragen eingesetzt. Ende letzten Jahres hat die schwedische Riksbank neue klimabezogene Ausschlussgrundsätze vorgestellt. In ähnlicher Weise dürfte in diesem Jahr die Bank von England kenntlich machen, wie sie bei ihren Beständen an Unternehmensanleihen Klimaauswirkungen Rechnung tragen wird. Mehrere EZB-Entscheidungsträger haben sich inzwischen dafür ausgesprochen, dass Klimarisiken beim Ankauf von Anleihen und bei den Vorgaben zur Stellung von Sicherheiten berücksichtigt werden sollten. Und das NGFS hat gerade technische Leitlinien zur „Anpassung des Notenbankengeschäfts an eine heißere Welt“ veröffentlicht.

Es gibt drei wichtige Gründe für diesen Wandel, die alle drei legitim sind. Erstens haben sich fast 130 Regierungen weltweit für die nächsten Jahrzehnte zu großen Verringerungen ihrer CO2-Emissionen verpflichtet. Während die politischen Maßnahmen hierzu noch nicht vollständig ausformuliert sind, ist die Prämisse, dass ein deutlicher Wandel stattfinden wird, nicht länger bloß ein Glaubenssatz. Man kann daher Notenbanken, die Klimagesichtspunkte in ihre Aktivitäten einbinden, nicht länger vorwerfen, dass sie ihren Regierungen vorgreifen. Und wo zum Mandat einer Notenbank die Unterstützung der Wirtschaftspolitik des eigenen Staates gehört, wird ein agnostisches (oder, im Sprachgebrauch der Notenbanken, marktneutrales) Verhalten zunehmend unhaltbar sein, wenn es mit offiziellen Klimazusagen kollidiert.

Zweitens waren die Argumente für die Berücksichtigung des Klimawandels bei der makroökonomischen Modellierung und bei Investitionsentscheidungen noch nie stärker. Die Häufigkeit von Extremwetterereignissen hat zugenommen, und ihre Auswirkungen auf Wachstum und Inflation sind deutlicher geworden.

Darüber hinaus ist die Unsicherheit in Bezug auf die Klimaauswirkungsszenarien für die nächsten Jahrzehnte nun, da die politischen Planungen Gestalt annehmen, nicht mehr so furchteinflößend. Qualität und Quantität der klimabezogenen Daten haben sich enorm verbessert, und die Verfügbarkeit klimabewusster Anlageinstrumente und -strategien ist drastisch gestiegen. Die bisherige Performance-Entwicklung derartiger Anlagen deutet darauf hin, dass sie die Portfolio- Resilienz beträchtlich steigern können, ohne dass dies zulasten der Renditen geht. Entsprechend spielt Nachhaltigkeit bei den Anlagestrategien einer Mehrheit der institutionellen Anleger weltweit inzwischen eine grundlegende Rolle.

Der dritte Grund für die neue Position der Notenbanken ist die zunehmende Erkenntnis, dass Handlungsempfehlungen allein nicht ausreichen. Um größere Auswirkungen zu haben, müssen sie durch eigenes Vorbild führen. Dies erfordert größere Transparenz über die eigene Exposition gegenüber Klimarisiken und über die Modellierung und Einpreisung derartiger Risiken. Eine bessere Offenlegung wiederum ist vom Erhalt ausreichender Daten von den Emittenten der Wertpapiere abhängig, die zu halten die Notenbanken sich entschließen.

Insofern dürften die Notenbanken künftig großen Einfluss auf das Tempo nehmen, mit dem Klimarisiken in das Finanzsystem eingepreist werden. Sowohl ein zu langsames als auch ein zu schnelles Vorgehen bergen Risiken; daher ist die Festlegung eines klaren Wegs voran unverzichtbar.

Freilich ist die Bekehrung der Notenbanken zum Klimaschutz eine relativ neue Entwicklung. Viele Notenbanken müssen dem NGFS erst noch beitreten oder gar den Klimaschutz in sinnvoller Weise in ihren Aktivitäten berücksichtigen. Die große Mehrheit der Notenbanken in den Schwellenmärkten macht bisher noch nicht mit. Und die Bank von England ist bisher die einzige Notenbank weltweit, die eine Erklärung veröffentlicht hat, die mit den anspruchsvollsten Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures im Einklang steht, auch wenn die Notenbanken des Eurosystems sich verpflichtet haben, dies innerhalb der nächsten zwei Jahre zu tun.

Die Notenbanken haben verständlicherweise Angst vor einer schleichenden Ausweitung ihres Auftrags und vor steigenden Erwartungen, die nur erfüllbar sind, wenn sie sich in die Abhängigkeit von ihren Regierungen begeben. Trotzdem sollten die Arbeit des NGFS und die Maßnahmen seiner führenden Mitglieder anderen Notenbanken verdeutlichen, dass ihre Mandate eine Berücksichtigung des Klimawandels bei ihren Aktivitäten nicht nur zulassen, sondern tatsächlich erfordern. Es bleiben eine Menge Herausforderungen, und die nationalen Umstände variieren, doch ist das keine Entschuldigung für Untätigkeit. Die Notenbanker können noch viel mehr gegen Klimarisiken tun.

Copyright: Project Syndicate

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