• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

Dr. Daniel Hartmann: 2022 dürfte die Aktienhausse enden

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt Bantleon Bank AG
Volkswirtschaft
Dr. Daniel Hartmann: 2022 dürfte die Aktienhausse enden
12/2021
Dr. Daniel Hartmann
Bantleon Bank AG

@ Feedback an Redaktion

2021 waren die Industrieländer – und nicht China – die treibende Kraft der Weltwirtschaft. Das BIP-Wachstum dürfte am Ende in der Eurozone bei rund 5% und in den USA bei knapp 6% liegen, was vor allem für die Eurozone eine positive Überraschung darstellt.

17.12.2021 | 13:00 Uhr

Die Öffnung der Dienstleistungssektoren (Restaurants, Hotels und Freizeitenrichtungen) hat hier zur Jahresmitte kräftigen Rückenwind geschaffen. Mittlerweile führt die Coronavirus-Pandemie jedoch wieder zu erheblicher Verunsicherung. Welche Folgen mit Omikron einhergehen, lässt sich aktuell noch nicht abschließend beurteilen.

Erste Informationen deuten jedoch darauf hin, dass der Impfschutz durch die neue Virusvariante nicht komplett ausgehebelt wird und Omikron somit kein Gamechanger ist. Übergeordnet läuft die Zeit ohnehin gegen das Virus, weil unter anderem die Immunisierung der Weltbevölkerung weiter voranschreitet.

Unter der Annahme, dass sich die Pandemie spätestens im kommenden Frühjahr abschwächt, ist der Weg für eine erneut kräftige Belebung der Weltwirtschaft im 1. Halbjahr 2022 geebnet. Derzeit verhängte Restriktionen wie Reise- und Kontaktbeschränkungen sowie Ausgangssperren würden wieder gelockert. Gleichzeitig dürften steigende Impfquoten und die Verfügbarkeit neuer Medikamente die Chance auf ein nachhaltiges Zurückdrängen der Pandemie vergrößern. Letzteres sollte sich auch positiv auf das Verbrauchervertrauen auswirken. Mithin steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil der hohen Sparrücklagen, die speziell in den USA und Europa in den vergangenen Monaten gehortet wurden, aufgelöst werden und in den Konsum fließen.

Gleichzeitig werden die Unternehmen Vertrauen gewinnen und ihre Investitionspläne realisieren sowie die leer gefegten Lager aufstocken. In Anbetracht dessen rechnen wir in den USA und Europa im 1. Halbjahr wieder mit annualisierten Wachstumsraten von gut 5%.

Unsere eigenen, weit vorausblickenden Frühindikatoren können naturgemäß dieses pandemiebedingte konjunkturelle Zwischenhoch nicht erfassen. Einige unter ihnen, wie der US-Real-Estate-Index, deuten aber zumindest auf eine längere Phase überdurchschnittlichen Wachstums in den USA beziehungsweise der Weltwirtschaft hin und stützen damit unseren positiven Ausblick für die kommenden Monate (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Ausblick 2022: Erst auf, dann ab

Abbildung 1: Ausblick 2022: Erst auf, dann ab

Quellen: Bloomberg, BANTLEON

Das freundliche konjunkturelle Umfeld dürfte an den Finanzmärkten entsprechend Widerhall finden und den Risikoappetit der Investoren erneut beflügeln. Wir rechnen folglich bis Mitte 2022 mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends an den globalen Aktienmärkten. Im Vergleich zu den bisherigen Höchstständen sehen wir ein Potenzial von 10%. Demnach sollte der Gipfel beim DAX bei rund 18.000 Punkten und beim S&P500 bei 5.200 Punkten liegen. Zu den Outperformern werden aus unserer Sicht Zykliker (Banken, Energie, Industrie), Corona-Verlierer und Small Caps gehören, die zuletzt allesamt unter der Corona-Unsicherheit gelitten hatten.

Vieles spricht darüber hinaus für ein Comeback der Emerging Markets. So dürften sich einige der jüngsten Belastungsfaktoren – niedrige Impfquoten, China-Verunsicherung,, starker US-Dollar – abschwächen oder sogar ins Gegenteil verkehren. In Zeiten allgemein teurer Assetmärkte sind überdies die tiefen Bewertungen ein Kaufargument.

Die anziehende Konjunktur sollte die Börsen zunächst euphorisieren, zugleich aber auch die Währungshüter auf den Plan rufen. Zahlreiche Notenbanken werden sich darin bestätigt sehen, den Notfallmodus endgültig abzustreifen. Dies gilt umso mehr, als auch beim Teuerungsdruck keine Entspannung naht. Sicherlich werden die Inflationsraten 2022 wohl fallen. Eine schnelle Annäherung an die Notenbankziele ist aber nicht zu erwarten. Stattdessen sollten sich die Indizien für wachsenden fundamentalen Preisdruck verdichten. In den USA etwa in Form kräftiger Lohnsteigerungen (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: In den USA ist der Lohndruck schon jetzt hoch

Abbildung 2: In den USA ist der Lohndruck schon jetzt hoch

Quellen: Atlanta-Fed, BEA, BANTLEON

Vor dieser Kulisse gehen wir davon aus, dass die geldpolitische Trendwende mit Schwung vorankommt. Unter anderem sollte die Fed Mitte 2022 den Leitzins anheben und die EZB die Wertpapierkäufe spürbar zurückfahren und damit die Basis für einen ersten Zinsschritt 2023 legen. Daraufhin sollte sich der Glaube an einen längerfristigen Straffungszyklus bei den Investoren verfestigen, was wiederum den Aufwärtstrend bei den Renditen von Staatsanleihen stützen sollte. Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen beziehungsweise 10-jähriger US-Treasuries sehen wie zur Jahresmitte über der Nulllinie beziehungsweise nahe der 2%-Marke (Konsensus: 0,00% beziehungsweise 1,80%).

Steigende Zinsen sind für Unternehmen und die Aktienmärkte so lange verkraftbar wie die Wirtschaft sich im Aufwind befindet. Dies dürfte sich aber Mitte 2022 ändern. Dann sollte der zyklische Hochpunkt durchschritten sein. Ein Grund ist, dass die erste Euphorie über die rückläufige Pandemie verflogen sein dürfte und sich die Nachholeffekte abschwächen. Schließlich werden die steigenden Renditen Bremswirkungen in den zinssensitiven Wirtschaftssektoren entfalten, zum Beispiel am Immobilienmarkt.

Behalten wir mit unserem Konjunkturausblick recht, geraten Aktien im 2. Halbjahr in schwieriges Fahrwasser. Die Anfälligkeit für Rückschläge dürfte zunehmen und entsprechend die Volatilität steigen. In der Folge sollten die globalen Börsen in der zweiten Jahreshälfte wieder einen Großteil ihrer Gewinne aus dem 1. Halbjahr abgeben. 2022 wird damit unserer Prognose zufolge kein Aktienjahr mit erneut zweistelligen Zuwachsraten. Die US-Märkte könnten sogar auf der Stelle treten.

Sobald die Aktienmärkte in den vergangenen Jahren unter Druck gerieten, hatten die Notenbanken schnell expansive Maßnahmen ergriffen. Das Umfeld hat sich jedoch geändert. Anders als in den Vorjahren sind die Notenbanken mit hartnäckig hohen Inflationsraten konfrontiert. Die Währungshüter sollten daher am Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik festhalten. Wir rechnen entsprechend auch im 2. Halbjahr 2022 noch mit leicht steigenden Anleihenrenditen.

Fazit: 2022 sollte Risikoassets ein weiterer Durchmarsch verwehrt bleiben. Dafür ist die absehbare Wachstumsbelebung zu Jahresbeginn verantwortlich. Sie lässt die Weltwirtschaft endgültig heißlaufen, wodurch die globale Inflation einen zusätzlichen Schub erfährt. In der Folge bleibt den Notenbanken nichts anderes übrig, als den Fuß vom Gas zu nehmen. Der nachlassende monetäre Rückenwind dürfte damit neben den sich eintrübenden Gewinnperspektiven das Ende der Aktienhausse einläuten.

Das skizzierte Szenario würde sich um ein bis zwei Quartale nach hinten verschieben, wenn Omikron sich doch als gefährlicher erweist als gedacht. Dann würde die Aktienhausse wohl zu Jahresbeginn flacher verlaufen und sich die Anleihenrenditen lediglich seitwärts bewegen.

Wie können Anleger die aller Voraussicht nach enttäuschende Performance bei Aktien und Staatsanleihen kompensieren? Neben einer defensiven Positionierung im 2. Halbjahr sehen wir bei inflationsgeschützten Staatsanleihen und Rohstoffen weiteres Ertragspotenzial. Außerdem dürften Aktien aus den Emerging Markets eine Option darstellen.

Diesen Beitrag teilen: