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Die wachsende Gefahr einer globalen Rezession

Die wachsende Gefahr einer globalen Rezession
Volkswirtschaft
Die wachsende Gefahr einer globalen Rezession
05/2022
Kenneth Rogoff
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Steuert die Weltwirtschaft gerade auf einen perfekten Sturm zu, bei dem im weiteren Jahresverlauf Europa, China und die USA alle zur selben Zeit einen konjunkturellen Abschwung erleben werden? Die Risiken eines weltweiten rezessionären Dreiklangs steigen derzeit von Tag zu Tag.

23.05.2022 | 06:45 Uhr

Falls es zu einer Eskalation des Krieges in der Ukraine kommt und Deutschland, das sich bisher erbittert gegen Forderungen sträubt, seine Käufe von russischem Öl und Gas einzustellen, endlich nachgibt, ist eine Rezession in Europa nahezu unvermeidlich. China tut sich angesichts drakonischer COVID-19-Lockdowns, die Schanghai bereits krachend zum Stillstand gebracht haben und nun Peking bedrohen, zunehmend schwer, ein positives Wachstum aufrechtzuerhalten. Womöglich steckt die chinesische Volkswirtschaft bereits in der Rezession. Und da die US-Verbraucherpreise derzeit so schnell steigen wie seit 40 Jahren nicht mehr, erscheinen die Aussichten auf eine weiche Landung der Preise ohne starken Wachstumsrückgang zunehmend gering.

Private und offizielle Wirtschaftsprognosen haben zuletzt begonnen, auf die zunehmenden regionalen Risiken hinzuweisen, aber unterschätzen womöglich den Umfang, in dem sich diese gegenseitig verstärken. Weit verbreitete Lockdowns in China etwa werden die globalen Lieferketten kurzfristig ins Chaos stürzen, die Inflation in den USA anheizen und die Nachfrage in Europa senken. Normalerweise könnten diese Probleme durch niedrigere Rohstoffpreise abgemildert werden. Doch da ein klares Ende in der Ukraine nicht absehbar ist, dürften die weltweiten Lebensmittel- und Energiepreise in jedem Szenario hoch bleiben.

Eine Rezession in den USA würde, insbesondere wenn sie durch einen Zyklus von Zinserhöhungen seitens der Federal Reserve ausgelöst wird, die weltweite Importnachfrage begrenzen und ein Chaos an den Finanzmärkten auslösen. Und obwohl sich Rezessionen in Europa global überwiegend durch eine verringerte Nachfrage auswirken, könnte ein kriegsbedingter Abschwung das Vertrauen der Unternehmen und Finanzmärkte weltweit radikal erschüttern.

Wie wahrscheinlich ist jedes dieser Ereignisse? Chinas Wachstum verlangsamt sich bereits seit längerem, und nur einer Mischung aus Glück und überwiegend kompetenter gesamtwirtschaftlicher Steuerung ist es zu verdanken, dass ein schwerer Abschwung bisher vermieden werden konnte. Doch kann selbst eine noch so vorsichtige gesamtwirtschaftliche Steuerung die Lage nicht retten, falls die chinesische Führung die falsche COVID-19-Strategie verfolgt hat.

Die meisten asiatischen Länder haben sich inzwischen von Null-COVID-Strategien verabschiedet und sind zu Regeln übergangenen, die COVID-19 als endemische Bedrohung, aber nicht als Pandemie behandeln. Nicht so China. Die chinesische Regierung gibt Unsummen dafür aus, leere Bürogebäude in den Stadtzentren zu Quarantänezentren umzubauen.

Vielleicht sind die neuen Quarantänezentren eine brillante Idee, die eine Möglichkeit bietet, Chinas aufgeblähtem Bausektor einen Weg hin zu gesellschaftlich nützlicheren Aktivitäten zu weisen, statt den durch jahrelange übermäßige Bautätigkeit (etwas, vor dem die IWF-Ökonomin Yuanchen Yang und ich schon 2020 gewarnt hatten) geschaffenen Bestand durch zusätzliche Neubauprojekte weiter zu erhöhen. Vielleicht weiß die chinesische Führung, was die Dringlichkeit der Vorbereitung auf die nächste Pandemie angeht, etwas, das die westlichen Regierungen nicht wissen; in diesem Fall könnten sich die Quarantänezentren als geradezu visionär erweisen. Wahrscheinlicher freilich ist, dass China bei dem Versuch, das zunehmend ansteckendere Virus zu zähmen, mit Windmühlen kämpft, und in diesem Fall werden sich die Zentren als enorme Verschwendung von Ressourcen und die Lockdowns als nutzlos erweisen.

Die Gefahr einer Rezession in den USA ist mit Sicherheit steil gestiegen, wobei die wichtigsten Unsicherheiten inzwischen ihren Zeitpunkt und Schweregrad betreffen. Die optimistische Sicht, dass die Inflation von selbst wieder zurückgehen wird und dass die Fed daher die Zinsen nicht allzu sehr anheben muss, erscheint mit jedem Tag fragwürdiger. Angesichts der während der Pandemie steil gestiegenen Ersparnisse ist das wahrscheinlichere Szenario, dass die Verbrauchernachfrage hoch bleiben wird, während sich die Lieferkettenprobleme weiter verschlimmern.

Zwar scheint die US-Regierung ihre Konjunkturmaßnahmen zurückzufahren, doch wird dies die Sorgen über eine Rezession noch erhöhen, selbst wenn es dazu beiträgt, die Inflation etwas abzumildern. Und falls die Konjunkturprogramme mit Vollgas weiterverfolgt werden – und warum sollte das in einem Wahljahr nicht passieren? –, wird das die Arbeit der Fed noch erschweren.

Was Europa angeht, so hätten die Folgen der Konjunkturabschwünge in China und den USA das Wachstum selbst ohne den Krieg in der Ukraine bedroht. Doch hat der Krieg die Risiken für Europa und seine Anfälligkeit stark erhöht. Schon jetzt ist das Wachstum niedrig. Sollte der russische Präsident Wladimir Chemiewaffen oder taktische Atomwaffen einsetzen, wird Europa gezwungen sein, sich entschieden von Russland abzunabeln. Das hätte ungewisse Folgen sowohl für seine Wirtschaft als auch für das Risiko einer weiteren Eskalation, die die Verhängung von Sanktionen auch gegenüber China umfassen könnte. Derweil stehen die europäischen Regierungen unter beträchtlichem Druck, ihre Ausgaben für die Landesverteidigung weiter zu steigern.

Die Schwellenmärkte und ärmeren Entwicklungsländer werden im Falle einer globalen Rezession eindeutig enorm leiden. Selbst die Energie und Lebensmittel exportierenden Länder, die aufgrund der hohen Preise vom Krieg bisher wirtschaftlich profitiert haben, dürften Probleme bekommen.

Mit Glück wird die Gefahr eines synchronisierten globalen Abschwungs Ende 2022 zurückgehen. Für den Moment jedoch sind die Chancen auf eine Rezession in Europa, den USA und China beträchtlich und steigen weiter, und ein Zusammenbruch in einer Region wird die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenbruchs in den anderen noch erhöhen. Die Rekordhöhen erreichende Inflation macht die Dinge nicht einfacher. Ich bin mir nicht sicher, ob die Politiker und Entscheidungsträger der Aufgabe gewachsen sind, die sich ihnen in Kürze stellen könnte.

Copyright: Project Syndicate

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