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Die Rückkehr globaler Inflation

Die Rückkehr globaler Inflation
Volkswirtschaft
Die Rückkehr globaler Inflation
03/2022
Carmen Reinhart und Clemens Graf von Luckner
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Die Inflation hat sich schneller zurückgemeldet, ist deutlicher gestiegen und erweist sich als hartnäckiger und dauerhafter, als die wichtigen Notenbanken ursprünglich für möglich gehalten hatten.

18.03.2022 | 08:00 Uhr

Nachdem das Problem zunächst in den USA die Schlagzeilen beherrschte, ist es nun in den Mittelpunkt der politischen Diskussion in vielen anderen hochentwickelten Volkswirtschaften gerückt.

In 15 der 34 Länder, die im World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds als hochentwickelte Volkswirtschaften eingestuft werden, lag die Zwölfmonatsinflation bis einschließlich Dezember 2021 bei über 5 %. Einen derart plötzlichen, gemeinsamen Anstieg einer (nach modernen Standards) hohen Inflation gab es seit 20 Jahren nicht.

Auch ist dieser steile Anstieg der Inflation nicht auf die reichen Länder beschränkt. Die Schwellen- und Entwicklungsländer wurden von einer ähnlichen Welle heimgesucht; 78 von 109 dieser Länder haben es ebenfalls mit jährlichen Inflationsraten von über 5 % zu tun. Dieser Anteil der Schwellen- und Entwicklungsländer (71 %) ist etwa doppelt so groß wie Ende 2020. Die Inflation hat sich daher zu einem weltweiten Problem entwickelt – oder zumindest beinah; Asien erweist sich bisher als immun.

Die Haupttreiber des steilen Anstiegs der Inflation sind länderübergreifend verschieden, insbesondere was den Vergleich zwischen hochentwickelten Volkswirtschaften und Schwellen- und Entwicklungsländern angeht. Die in den Diskussionen in den USA vorherrschenden Diagnosen einer „Überhitzung“ treffen auf viele Schwellen- und Entwicklungsländer, wo die fiskal- und geldpolitischen Impulse in Reaktion auf COVID-19 begrenzt waren und die wirtschaftliche Erholung 2021 deutlich hinter der in den hochentwickelten Ländern zurückblieb, nicht zu.

Darüber hinaus sind bei den pandemiebedingten Abschwungs- und Erholungsverläufen deutliche Unterschiede zwischen den Ländergruppen unterschiedlichen Einkommens zu verzeichnen. Der Begriff Erholung sei dabei als Rückkehr einer Volkswirtschaft zum Niveau des Pro-Kopf-Einkommens von 2019 definiert. Etwa 41 % der einkommensstarken hochentwickelten Volkswirtschaften hatten diese Schwelle Ende 2021 erreicht, verglichen mit 28 % der Schwellen- und Entwicklungsländer mittleren Einkommens und nur 23 % der einkommensschwachen Länder.

Doch sind die Unterschiede zwischen hochentwickelten und sich entwickelnden Volkswirtschaften sogar noch größer als dieser Vergleich nahelegt, weil viele Schwellen- und Entwicklungsländer bereits vor der Pandemie einen Rückgang ihres Pro-Kopf-Einkommens verzeichneten, während es in den hochentwickelten Volkswirtschaften zu diesem Zeitpunkt neue Höchststände erreichte. Während viele Schwellen- und Entwicklungsländer in den letzten Jahren ihre Schätzungen ihrer potenziellen Produktionsleistung gesenkt haben, deutet wenig darauf hin, dass der Inflationsdruck dort in erster Linie von einer Überhitzung im Gefolge hoher Konjunkturimpulse ausgeht.

Eine Entwicklung, die hochentwickelte und Entwicklungsländer gemein haben, ist angesichts einer steigenden Weltnachfrage der Anstieg der Rohstoffpreise. Mit Stand Januar 2022 lagen die Ölpreise um 77 % über ihrem Niveau vom Dezember 2020.

Ein weiteres wichtiges Problem, das hochentwickelte und Entwicklungsländer gleichermaßen betrifft, sind die globalen Lieferketten, die durch die Ereignisse der beiden letzten Jahre noch immer schwer in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Transportkosten sind explodiert. Und anders als beim angebotsbedingten Ölpreisschock der 1970er Jahre sind die Erschütterungen des Angebots durch COVID-19 vielfältiger und undurchsichtiger und daher, wie die Weltbank in ihrem jüngsten Bericht Global Economic Prospects betont, stärker mit Unsicherheiten behaftet.

In den Schwellen- und Entwicklungsländern haben Währungsabwertungen (bedingt durch geringere Zuflüsse ausländischen Kapitals und Herabstufungen der Länderbonität) zu Preissteigerungen bei Importwaren beigetragen. Und weil die Inflationserwartungen in den Schwellen- und Entwicklungsländern weniger stark verankert sind und stärker mit Währungsschwankungen einhergehen als in den hochentwickelten Ländern, wirken sich dort die Wechselkurse tendenziell schneller und stärker auf die Preise aus.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Inflation bei den Lebensmitteln. Der Anstieg der Lebensmittelpreise über zwölf Monate hinweg übertraf 2021 in 79 % (86 von 109) der Schwellen- und Entwicklungsländer den Wert von 5 %. Auch wenn die hochentwickelten Länder gegen steigende Lebensmittelpreise nicht immun sind, erlebten nur 27 % von ihnen Preisanstiege von über 5 %.

Noch schlimmer ist, dass die Lebensmittelinflation im Allgemeinen die einkommensschwachen Länder (und einkommensschwache Haushalte überall) auch noch besonders hart trifft. Das macht sie faktisch zu einer Art regressiver Steuer. Lebensmittel machen in den Schwellen- und Entwicklungsländern einen viel größeren Teil des Konsums eines Durchschnittshaushalts aus; die Inflation dürfte sich in diesen Ländern daher als hartnäckig erweisen. Die heutigen erhöhten Energiepreise werden sich (aufgrund höherer Kosten für Dünger, Transport usw.) unmittelbar in höheren künftigen Lebensmittelpreisen niederschlagen.

Obwohl die meisten Schwellen- und Entwicklungsländer heute keine festen Wechselkurse mehr haben – wie das in den inflationsanfälligen 1970er Jahren der Fall war –, bleibt der Spielraum für eine „wirklich unabhängige“ Geldpolitik in kleinen offenen Volkswirtschaften ungeachtet ihrer flexiblen Wechselkurse begrenzt. Die Gefahr, dass sie die Inflation aus den globalen Finanzzentren importieren, ist kein Überbleibsel vergangener Zeiten.

Tatsächlich ist das auffälligste Merkmal der heutigen Inflation ihre Allgegenwärtigkeit. In Ermangelung weltweiter politischer Optionen zur Behebung der Störungen in den Lieferketten bleibt die Aufgabe der Inflationsbekämpfung an den wichtigen Notenbanken hängen. Auch wenn die USA (im historischen Vergleich) 2022 eine bescheidene Straffung ihrer Geldpolitik erleben dürften, wird das kaum ausreichen, um das Preiswachstum zu zügeln. Wie Kenneth Rogoff und ich in einem Aufsatz aus dem Jahr 2013 dokumentiert haben, rührte die Hartnäckigkeit der Inflation der 1970er Jahre aus der Neigung der US Federal Reserve her, nicht früh genug ausreichend zu tun (bis zu Paul Volckers Ankunft).

Natürlich wäre eine zeitnähere und robustere politische Reaktion der wichtigen Notenbanken für die Schwellen- und Entwicklungsländer kurzfristig keine gute Nachricht. Die meisten würden höhere Finanzierungskosten erleben, und bei einigen könnten Schuldenkrisen deutlich wahrscheinlicher werden. Trotzdem wären die langfristigen Kosten eines verzögerten Handelns größer. Weil die USA und andere hochentwickelte Volkswirtschaften es während der 1970er Jahre versäumten, die Inflation rasch zu bekämpfen, wurden dort letztlich deutlich drakonischere Maßnahmen nötig, die – neben einer Schuldenkrise der Entwicklungsländer – zur zweitschwersten Rezession in den USA nach dem Krieg führten.

Wie es so schön heißt: „Gleich getan ist viel gespart.“ Bis dahin jedoch etwas getan wird, wird das Wiederaufleben der Inflation die Ungleichheit sowohl innerhalb als auch zwischen Ländern weiter verschärfen.

Copyright: Project Syndicate

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