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Covid-19: Die Falle des mittleren Einkommens

Covid-19: Die Falle des mittleren Einkommens
Volkswirtschaft
Covid-19: Die Falle des mittleren Einkommens
09/2020
Masood Ahmed und Mauricio Cárdenas
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Die Coronavirus-Pandemie hat verheerende Folgen für Länder mit mittlerem Einkommen. Mit Ausnahme der Vereinigten Staaten handelt es sich bei den zehn Ländern mit der bis dato höchsten Anzahl von Covid-19-Fällen um Länder mit mittlerem Einkommen. Dasselbe gilt für Neuinfektionen pro Tag und Covid-19-Todesfälle je Million Einwohner.

17.09.2020 | 08:00 Uhr

Die Wirtschaftsprognosen für Länder mit mittlerem Einkommen sind ebenso düster. Die Haushaltseinkommen werden im Jahr 2020 auf breiter Front sinken, auch für die meisten der zusätzlich 100 Millionen Menschen weltweit, die einem Negativszenario zufolge in extreme Armut geraten werden.

Die Erfahrung Lateinamerikas zeigt es deutlich: Obwohl in der Region nur 8,4% der Weltbevölkerung leben, verzeichnet sie bislang 30% der gesamten Covid-19-Todesfälle. Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass das BIP Lateinamerikas und der Karibik in diesem Jahr um 9,4% schrumpfen wird, während die Weltbank mit einem Anstieg der Armut in der Region um zehn Prozentpunkte rechnet.

Diese Rückschläge erfolgen in einer Zeit, in der Länder mit mittlerem Einkommen von Wellen sozialer Unruhen erfasst werden. Von wenigen Ausnahmen wie Peru oder Ghana abgesehen, sind die Hauptursachen der Unzufriedenheit – vor allem in Lateinamerika – schwaches Wachstum, mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten und Forderungen nach mehr politischer Repräsentation und Teilhabe. Sogar in Volkswirtschaften, die besser abschneiden, wie etwa Chile, haben viele das Gefühl, dass ihre Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt wurden und dass sich diejenigen, die an der Spitze der Einkommensverteilung stehen, die meisten Gewinne gesichert haben.

Erschwerend kommt hinzu, dass durch das Ende des langen Rohstoff-Superzyklus vor der Corona-Krise, der die Exporte der Länder mit mittlerem Einkommen angekurbelt hatte, eine Trendwende bei den steigenden Lebensstandards drohte. Junge Menschen befürchteten, dort zu enden, wo ihre Eltern vor einer Generation begonnen hatten.

Als die Pandemie ausbrach, reagierten die Regierungen der Länder mit mittlerem Einkommen mit Lockdowns und Konjunkturpaketen. Doch die Wirksamkeit dieser Maßnahmen war durch die hohe Bevölkerungsdichte in den Städten, eine große Schattenwirtschaft, in der menschliche Kontakte schwer vermeidbar sind und finanzielle Zwänge, die viel maßgeblicher sind als in der reichen Welt, begrenzt.

In Kolumbien etwa wird das BIP in diesem Jahr um rund 7% und damit um so viel wie nie zuvor schrumpfen. Der durch die Pandemie verursachte Verlust von Arbeitsplätzen und Einkommen hat den Anteil der Bevölkerung, der unter der Armutsgrenze lebt, bereits von 27% Ende 2019 auf schätzungsweise 38% im Mai steigen lassen, obwohl die Regierung Soforthilfen bereitstellt. Darüber hinaus hat die Ungleichheit zugenommen, da das Einkommen des ärmsten Fünftels der Bevölkerung um mehr als 50% gesunken ist, während es im obersten Quintil um 33% gesunken ist.

Ähnliches geschieht in anderen lateinamerikanischen Ländern, was darauf hindeutet, dass der wirtschaftliche Umschwung, den die Demonstranten auf den Straßen im vergangenen Dezember befürchtet hatten, bereits eingetreten ist. Die sozialen Unruhen, die über den Winter geruht haben, dürften mit aller Macht wiederaufflammen.

Die Regierungen der Länder mit mittlerem Einkommen können sich keine „Koste-es-was-es-wolle“-Reaktion leisten und tun stattdessen, was sie können. Aber was auch immer sie tun können, wird nicht ausreichen, und es wäre kurzsichtig von der internationalen Gemeinschaft, ihre Not zu ignorieren, und zwar aus mindestens drei Gründen.

Erstens stellen Länder mit mittlerem Einkommen 75% der Weltbevölkerung, was bedeutet, dass es ohne ihr Engagement und ihre Unterstützung keine wirksame Infrastruktur für globale Gesundheitssicherheit geben kann. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass diese Länder Zugang zu einem wirksamen Covid-19-Impfstoff haben, sobald dieser verfügbar ist.

So wie die Dinge liegen, scheint es allerdings, dass ein Impfstoff oder Impfstoffe zuerst an die fortgeschrittenen Volkswirtschaften gehen werden, die in ihre Entwicklung investieren. Darüber hinaus konzentriert sich die Weltgesundheitsorganisation, die gemeinsam mit der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations und der Impfallianz Gavi die COVID-19 Vaccine Global Access (COVAX)- Initiative leitet – verständlicherweise – vor allem auf die ärmsten Länder. Derzeit gibt es keine Garantie, dass COVAX in der Lage sein wird, die von den Ländern mit mittlerem Einkommen benötigten Impfstoffmengen bereitzustellen.

Die „fehlende Mitte“ ist nicht in der Lage, massiv in Labore und klinische Studien zu investieren, es mangelt an einer angemessenen Krankheits- und Mortalitätsüberwachung und sie erhält wenig globale Hilfe. Die Impfraten der Länder mit mittlerem Einkommen gegen andere Infektionskrankheiten – die ohnehin schon niedriger sind, als es für Herdenimmunität erforderlich ist – sind während der Krise stark zurückgegangen, was zu globalen Ausbrüchen führen wird, wenn nicht darauf reagiert wird.

Zweitens hängt das Weltwirtschaftswachstum von der Leistung der Schwellenländer ab, die 60% der Weltwirtschaft ausmachen. Die Erholung von der globalen Finanzkrise 2008 wurde von China und ‒ durch ihren Einfluss auf Rohstoffpreise und Handelsvolumina ‒ von den Ländern mit mittlerem Einkommen getragen.

Das ist diesmal unwahrscheinlich, so dass Länder mit mittlerem Einkommen auf andere Wachstumsquellen angewiesen sein werden, um aus der pandemiebedingten Rezession herauszukommen. Leider fehlen den Regierungen dieser Länder die Mittel, um die öffentlichen Investitionen zu erhöhen und die Risiken für private Investitionen zu reduzieren, sodass Zugang zu internationalen Finanzmitteln unabdingbar ist.

Bislang hatten Länder mit mittlerem Einkommen ausreichend Zugang zu den globalen Kapitalmärkten, aber das könnte sich ohne Vorankündigung ändern. Die sich verschlechternden haushaltspolitischen und wirtschaftlichen Bedingungen haben bereits eine Kaskade von Rating-Herabstufungen ausgelöst, die noch schlechter werden könnten. Wenn die Märkte schließen oder zu teuer werden, werden Länder mit mittlerem Einkommen auf öffentliche Geber wie regionale Entwicklungsbanken angewiesen sein. Diese Institutionen haben jedoch nur begrenzte Kapazitäten zur Kreditvergabe an Länder mit mittlerem Einkommen und werden Kapitalaufstockungen benötigen.

Zu weiteren Finanzierungsvorschlägen zählt die Ausgabe von Sonderziehungsrechten durch den IWF (das Reserveguthaben des Fonds) oder die Einrichtung einer Zweckgesellschaft, um die von den Zentralbanken der fortgeschrittenen Volkswirtschaften erzeugte Liquidität in die Schwellenländer zu lenken. Zu Vorzugsbedingungen vergebene Finanzierungen über regionale Institutionen sind ebenfalls erforderlich, um Impfdefizite auszugleichen, öffentliche Güter wie die globale Gesundheitssicherheit zu finanzieren und die Sicherheitsnetze für die ärmsten Bevölkerungsgruppen zu verstärken.

Letztendlich versucht die Welt, sich auf einen umweltfreundlicheren Wachstumspfad zu begeben. Der Großteil der Infrastrukturinvestitionen in den nächsten drei Jahrzehnten wird in Ländern mit mittlerem Einkommen getätigt werden, und die Entscheidungen, die sie treffen, werden auch darüber entscheiden, ob die Welt bis 2050 Klimaneutralität erreichen wird.

Eine langwierige Krise in Ländern mit mittleren Einkommen – wo die Emissionen schneller steigen als in den Industrienationen – wird solche Bemühungen im besten Falle verzögern und könnte noch negativere Folgen haben. Indem die internationale Gemeinschaft diesen Ländern hilft, die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen zu überwinden, handelt sie auch in ihrem eigenen Interesse.

Über die Autoren

Masood Ahmed

Masood Ahmed, ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, ist Präsident des Center for Global Development.


Mauricio Cárdenas

Mauricio Cárdenas, ehemaliger Finanzminister Kolumbiens, ist Senior Fellow am Center on Global Energy Policy der Columbia University.

Copyright: Project Syndicate

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