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China und der Westen: ein „Race to the Top“

China und der Westen: ein „Race to the Top“
Volkswirtschaft
China und der Westen: ein „Race to the Top“
01/2020
David Sainsbury
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Die relativen Wachstumsraten der wichtigen Volkswirtschaften haben sich im Laufe der letzten 25 Jahre drastisch verändert. Sechs Entwicklungsländer im Besonderen – China, Südkorea, Indien, Polen, Indonesien und Thailand – sind während dieses Zeitraums äußerst stark gewachsen.

15.01.2020 | 11:07 Uhr

In den reichen G7-Ländern dagegen ist die Arbeitsproduktivität langsamer gestiegen, und ihr gemeinsamer Anteil am weltweiten BIP ist von zwei Dritteln auf die Hälfte gesunken.

Die neoklassische Wachstumstheorie, die das Wirtschaftsdenken während dieses Zeitraums dominierte, hat es nicht vermocht, diese Umkehr bei der wirtschaftlichen Entwicklung zu erklären. Für jemanden, der den südkoreanischen und chinesischen Firmen dabei zugesehen hat, wie sie einen Weltmarkt nach dem anderen aufgerollt haben, ist es schwer vorstellbar, dass die westlichen Länder in Zukunft wirksamer konkurrieren können, bloß indem sie ihre eigenen Märkte effizienter machen.

Wenn die entwickelte Welt ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern will, müssen wir im Westen uns ein neues wirtschaftliches Denken zu eigen machen. Das bedeutet, wir müssen ein besseres Verständnis des Wachstumsprozesses erlangen. Und wir müssen dieses Wissen nutzen, um Strategien zu entwickeln, die helfen können, diesen Prozess zu beschleunigen. Auch sollten wir uns nicht einbilden, dass wir dieses Wissen erwerben können, indem wir immer komplexere und unrealistischere mathematische Modelle entwickeln.

Ein guter Ausgangspunkt ist, das Volkseinkommen zu messen und sich bewusst zu machen, dass das BIP pro Kopf eines Landes schlicht die Summe der Wertschöpfung pro Kopf aller seiner Wirtschaftsorganisationen, hauptsächlich der Unternehmen, ist.

Anschließend müssen wir uns fragen, wie Unternehmen ihre Wertschöpfung pro Kopf steigern. In der beobachtbaren Welt – statt in der Welt eines perfekten Wettbewerbs, wie sie von neoklassischen Ökonomen zugrundegelegt wird – können Unternehmen dies auf zwei Arten tun. Sie können ihre Produktionseffizienz steigern, so wie Henry Ford das tat, als er begann, zur Fertigung von Autos Fließbänder einzusetzen, oder den Wettbewerbsvorteil ihrer Produkte erhöhen, so wie Steve Jobs das tat, als er das Apple iPhone entwickelte.

Sowohl Ford als auch Jobs steigerten die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens durch Innovation. Länder wie China und Singapur haben dasselbe getan und sich dabei auf die Lehren aus höher entwickelten Volkswirtschaften gestützt. Beide haben sich zu Innovationsnationen ernannt und die Innovation ins Zentrum staatlicher Politik gestellt.

Die westlichen Länder müssen sich daher insbesondere drei Dinge bewusst machen. Erstens müssen sie ihre Innovationsraten steigern, um wirksamer mit den schnell wachsenden Schwellenvolkswirtschaften zu konkurrieren. Dies erfordert, dass sie Strategien entwickeln, die die nationalen Innovations-, Bildungs- und Schulungssysteme stärken und die Lenkung und Finanzierung ihrer Unternehmen verbessern. Diese Ziele sollten durch Maßnahmen auf kommunaler und regionaler Ebene unterstützt werden.

Zweitens muss der Westen begreifen, dass es eine globale Leiter wirtschaftlicher Entwicklung gibt, deren Stufen ein aufsteigendes Niveau organisatorischer und technologischer Komplexität und Wertschöpfung pro Kopf darstellen. Es ist schwierig für Unternehmen, sich einen Wettbewerbsvorteil bei Aktivitäten wie der Fertigung von Billigtextilien und der Montage elektronischer Bauteile zu verschaffen, die zu einer niedrigen Wertschöpfung pro Kopf und daher zu niedrigen Löhnen und Gehältern führen. Im Gegensatz dazu können Unternehmen in Branchen wie der Luftfahrt und im Pharmasektor einen erheblichen Wettbewerbsvorteil zu erreichen, der zu einer höheren Wertschöpfung pro Kopf und entsprechend zu höheren Löhnen und Gehältern führt.

Die Entwicklungsländer bewegen sich im raschen Tempo die Leiter hinauf und konkurrieren zunehmend direkt mit den entwickelten Volkswirtschaften. Letztere müssen daher schnell innovieren, um sowohl die Wertschöpfung ihrer bestehenden Branchen zu steigern als auch um neue Sektoren mit hoher Wertschöpfung zu erschließen.

Und schließlich sollten die westlichen Unternehmen und Entscheidungsträger begreifen, dass der Wettbewerb ihrer Länder mit China und anderen aufstrebenden Wirtschaftsmächten inzwischen durch ein „Race to the Top“ gekennzeichnet ist und nicht durch ein „Race to the Bottom“, bei dem billige Arbeitskräfte und ein „günstiger“ Wechselkurs als beste Methoden angesehen werden, um konkurrenzfähig zu werden und zu bleiben.

Wenn die entwickelten Länder es schaffen, weiter die Leiter wirtschaftlicher Entwicklung hinaufzuklettern, indem sie innovieren und neue Produkte und Dienstleistungen mit hoher Wertschöpfung entwickeln, und wenn sie zugleich die Aktivitätsbereiche mit geringerer Wertschöpfung den Entwicklungsländern zu überlassen, dann können alle gleichzeitig ihren nationalen Lebensstandard steigern. Wenn der Kuchen größer ist, kann jeder ein größeres Stück davon abhaben.

Natürlich bleiben gesamtwirtschaftliche Stabilität und effiziente Märkte, die im Kern des neoklassischen Wirtschaftsdenkens stehen, unverzichtbare Wachstumsvoraussetzungen. Aber sie treiben das Wachstum nicht voran. Wenn wir im Westen effektiv mit China und anderen schnell wachsenden asiatischen Ländern konkurrieren wollen, müssen wir begreifen, dass Innovation der Motor des Wachstums ist, und die Regierungen müssen diese Erkenntnis ins Zentrum ihrer Wirtschaftspolitik stellen.

David Sainsbury ist Mitglied des britischen Oberhauses. Er war von 1998 bis 2006 britischer Wissenschafts- und Innovationsminister und ist der Verfasser von Progressive Capitalism: How to Achieve Economic Growth, Liberty, and Social Justice.

Copyright: Project Syndicate

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