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Amerikas neue Schuldenbombe

Amerikas neue Schuldenbombe
Volkswirtschaft
Amerikas neue Schuldenbombe
09/2020
Todd G. Buchholz
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Die USA sehen heute nicht nur krank, sondern komplett pleite aus. Um den von der Pandemie herbeigeführten „großen Stillstand“ auszugleichen, haben die US Federal Reserve und der Kongress - aus Furcht, dass die Volkswirtschaft andernfalls auf ein Suppenküchen-Niveau wie in den 1930er Jahren abstürzen würde – atemberaubende Konjunkturausgaben auf den Weg gebracht.

21.09.2020 | 08:23 Uhr

Das Bundeshaushaltsdefizit 2020 wird sich auf etwa 18% vom BIP belaufen, und die US-Schuldenquote wird in Kürze die Schwelle von 100% überspringen. Solche Zahlen gab es zuletzt, als Harry Truman B29-Bomber nach Japan schickte, um den Zweiten Weltkrieg zu beenden.

Angenommen, dass Amerika COVID-19 irgendwann besiegt und nicht in eine Terminator-artige Dystopie abstürzt: Wie wird es dann die sich nähernde Fiskalklippe und einen Staatsbankrott vermeiden? Um diese Fragen zu beantworten, sollten wir zunächst über die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg nachdenken, der die USA nicht in den Konkurs führte, obwohl die Schulden steil auf 119% vom BIP stiegen. Bis zur Zeit des Vietnamkriegs in den 1960er war diese Quote auf knapp über 40% gefallen.

Der Zweite Weltkrieg wurde zu etwa 40% aus Steuern und zu rund 60% über Staatsanleihen finanziert. Die Käufer dieser Anleihen erhielten armselige Renditen; die Fed hielt die Zinsen für einjährige Schatzanleihen bei rund 0,375% – verglichen mit den üblichen Zinssätzen von 2-4% zu Friedenszeiten. Zehnjährige Anleihen brachten derweil bloße 2%, was heutzutage tatsächlich nach viel klingt.

Diese US-Anleihen, die überwiegend einen Nominalwert von 25 Dollar oder weniger aufwiesen, wurden zumeist von amerikanischen Bürgern aus einem Gefühl patriotischer Pflicht heraus gekauft. Auch die Beschäftigten der Fed engagierten sich dabei und hielten Wettbewerbe ab, um zu sehen, wessen Niederlassung mehr Anleihen kaufen konnte. Im April 1943 erwarben die Beschäftigten der New Yorker Fed Anleihen im Wert von mehr als 87.000 Dollar, und man sagte ihnen, dass dies die Armee zum Kauf einer 105-Millimeter-Haubitze und eines Mustang-Kampfbombers befähigt hätte.

Abgesehen vom Patriotismus kauften viele Amerikaner Schatzanleihen aus eindeutigem Mangel an guten Alternativen. Bis zur Deregulierung der 1980er Jahre hinderten die Bundesgesetze die Banken daran, Sparern hohe Zinsen anzubieten. Zudem schien der Gedanke, US-Dollars gehen ertragsstärkere ausländische Wertpapiere zu tauschen, aberwitzig, und hätte man es getan, hätte einem das vielleicht einen Besuch von J. Edgar Hoovers FBI eingetragen.

Während die US-Aktienmärkte den Anlegern offenstanden (der Dow Jones Industrial Average erholte sich nach 1942 tatsächlich), waren die Provisionen der Börsenmakler hoch, und nur etwa 2% der amerikanischen Familien besaßen Aktien. Anlagen am Aktienmarkt schienen am ehesten für die Millionäre von der Park Avenue geeignet, oder für Amnesiekranke, die den Crash von 1929 schon wieder vergessen hatten. Heute dagegen hält eine Mehrheit der amerikanischen Haushalte Aktien.

In jedem Fall stieg das Sparvermögen der privaten Haushalte in den USA während des Zweiten Weltkriegs – und war weitgehend in Staatsanleihen angelegt. Doch die Schatzanleihen brachten eine erbärmliche Rendite, hatten lange Laufzeiten und trugen das düster blickende Konterfei eines ehemaligen Präsidenten. Wie also wurden die monumentalen Kriegsschulden abgelöst? Drei Faktoren ragen hierbei heraus.

Erstens wuchs die US-Wirtschaft stark. Von Ende der 1940er bis Ende der 1950er Jahre betrug das Wachstum in den USA durchschnittlich rund 3,75%; dies verhalf dem Finanzministerium zu enormen Steuereinnahmen. Zudem hatten die US-Hersteller kaum internationale Konkurrenz. Die britischen, deutschen und japanischen Fabriken waren im Krieg in Schutt und Asche gelegt worden, und Chinas primitive Gießereien waren weit davon entfernt, Autos und Haushaltsgeräte hervorzubringen.

Zweitens stieg nach dem Krieg die Inflation, da die Regierung die Preiskontrollen zurückfuhr. Zwischen März 1946 und März 1947 stiegen die Preise um 20%, da sie nun wieder die wahren Kosten der Geschäftstätigkeit widerspiegelten. Doch weil Staatsanleihen so viel geringere Zinsen zahlten als die 76%ige Preissteigerung zwischen 1941 und 1951, fielen die staatlichen Schuldverpflichtungen real gesehen drastisch.

Drittens profitierten die USA von über einen langen Zeithorizont festgelegten Kreditzinsen. Die durchschnittliche Schuldenlaufzeit betrug 1947 mehr als zehn Jahre, was etwa doppelt so lange ist wie der heutige Durchschnittswert. Aufgrund dieser drei Faktoren war die US-Verschuldung bis zum Ende der Regierungszeit von Dwight Eisenhower 1961 auf etwa 50% vom BIP gesunken.

Was also lernen wir daraus für unsere heutige Zeit? Zunächst einmal sollte das US-Finanzministerium den Kindern von morgen etwas Gutes tun, indem es 50- und 100-jährige Anleihen begibt, die die heutigen mickrigen Zinsen für die Dauer eines Menschenlebens festschreiben.

Diejenigen, die dagegenhalten würden, die Regierung würde in 50 oder 100 Jahren womöglich gar nicht mehr existieren, sollten sich erinnern, dass viele Konzerne bereits erfolgreich Auktionen für derartige langfristige Anleihen abgehalten haben. Als Disney 1993 100-jährige „Dornröschen“-Anleihen ausgab, stürzte sich der Markt darauf. Ähnlich erging es Norfolk Southern, als das Unternehmen 2010 100-jährige Anleihen herausgab. (Man stelle sich vor: 100-jährige Anleihen von einer Eisenbahngesellschaft.) Und auch Coca-Cola, IBM, Ford und dutzende andere Unternehmen haben 100-jährige Anleihen begeben.

Ungeachtet der Tatsache, dass viele Bildungseinrichtungen durch die Pandemie in Mitleidenschaft gezogen wurden, haben die University of Pennsylvania, die Ohio State University und die Universität Yale ebenfalls 100-jährige Anleihen ausgegeben. Und im Jahre 2010 stürzten sich die Käufer sogar auf Mexikos 100-jährige Anleihen, und das trotz einer bis ins Jahre 1827 zurückreichenden Geschichte der Abwertungen. In jüngerer Zeit haben Irland, Österreich und Belgien alle 100-jährige Anleihen begeben.

Natürlich wird eine längere Laufzeit allein nicht ausreichen, um das Schuldenproblem zu lösen; die USA müssen zudem ihre Rentenprogramme dringend reformieren. Doch das ist eine Diskussion für einen späteren Zeitpunkt.

Und was schließlich ist mit der Inflationserfahrung der Nachkriegszeit? Sollten wir versuchen, die Preise in Weltraumhöhen zu treiben, um die Schulden zu reduzieren? Ich würde davon abraten. Die Anleger sind heute nicht mehr das Zwangspublikum, das sie in den 1940er Jahren waren. „Bond vigilantes“ – Investoren, die durch den Verkauf ihrer Staatsanleihen ihre Sorge über die finanzielle Lage des Landes ausdrücken – würden ein Abwertungsprogramm frühzeitig erkennen, die Zinssätze in die Höhe treiben und den Wert des Dollars (und damit die Kaufkraft der Amerikaner) untergraben. Jeder Versuch, sich der Schulden über die Inflation zu entledigen, würde zu einem Boom für Anleihegläubiger und für Horder von Gold und Kryptowährungen führen.

Anders als Militärkampagnen wird der Krieg gegen COVID-19 nicht mit einem Bombenangriff, einem Vertrag oder Feierlichkeiten auf dem Times Square enden. Das Bild, das wir uns vor Augen halten sollten, ist vielmehr das einer tickenden Schuldenzeitbombe. Wir können sie entschärfen, aber nur, wenn wir den Kampf gegen politische Tatenlosigkeit und Dummheit gewinnen. Dieser Krieg wird nicht mit einem Knall enden, aber er könnte sehr wohl mit dem Staatsbankrott enden.

Über den Autor

Todd G. Buchholz

Todd G. Buchholz war wirtschaftspolitischer Direktor des Weißen Hauses unter George H.W. Bush, geschäftsführender Direktor des Hedgefonds Tiger Management und wurde mit dem Allyn Young Teaching Prize der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Harvard ausgezeichnet. Er ist der Verfasser von New Ideas from Dead Economists und The Price of Prosperity.

Copyright: Project Syndicate 1995–2020

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