Homeoffice Story: Erwin Busch und Patrick Kolb, Credit Suisse Asset Management

FundResearch TV dokumentiert im Rahmen der Web-Konferenz „Fonds im Fokus“ den derzeit nicht alltäglichen Alltag von Finanzprofis. Heute: Erwin Busch, Director Wholesale Germany/Austria, und Fondsmanager Patrick Kolb.

12.06.2020 | 07:30 Uhr

Herr Busch, wie sieht Ihr Tag aus?

Erwin Busch: Ich arbeite im Homeoffice, wie derzeit alle meine Kollegen. Mein Tagesablauf beginnt pünktlich um 6:30 Uhr. Ich bin ein positiver Mensch und freue mich auf den Tag, stehe gerne früh auf, trinke einen Espresso, damit mein Gehirn anfängt, zu arbeiten, und lese dabei meine Lieblingszeitung. Gut informiert zu sein, gehört für mich zur Grundvoraussetzung, um meinen Kunden als wertvoller Ansprechpartner und Problemlöser zur Seite stehen zu können. Nachdem ich mich informiert habe, beginnt der Tag mit einer Telefonkonferenz in unserem Haus. Danach geht es mit Kundengesprächen weiter. Und dann ist der Tag auch schon fast vorbei. Abends, bevor ich meine Augen schließe, informiere ich mich nochmal über das weltweite Börsengeschehen. Das mache ich jeden Tag, auch im Urlaub.

Erwin Busch, Director Wholesale Germany/Austria bei Credit Suisse AM

Was hat sich in den vergangenen Wochen für Sie verändert?

Erwin Busch: Nicht viel. Ich bin gut organisiert und mag keine negativen Überraschungen. Deshalb hat mir meine Frau auch eine Kaffeemaschine für unterwegs geschenkt, zusätzlich zu den Maschinen, die in meinem Homeoffice und in meiner Küche stehen. Der Kaffee ist genauso, wie ich ihn haben will. Ich vermeide unnötige Experimente und bekenne mich hiermit als großen Fan des Koffeinkicks.

Da muss Sie ein so einschneidendes Ereignis wie die Corona-Krise doch sehr berührt haben, oder?

Erwin Busch: Sie haben Recht. Ich bin ein Mensch, der gerne alles plant. Aber Überraschungen passieren eben. 

Corona ist dramatisch. Das ist ein Schwarzer Schwan. Das hat niemand kommen sehen. Natürlich berühren mich die Konsequenzen der Pandemie. Denn mir war bisher der persönliche Umgang mit unseren Kunden immer wichtig. Es macht mir Spaß, mit ihnen zusammenzusitzen und Inhalte und Produkte zu präsentieren. Oft sind das sehr dynamische Gespräche. Dieser direkte Kontakt fehlt mir. Ich ahne ansatzweise, wie sich Künstler oder Sportler fühlen müssen, wenn sie vor leeren Rängen im Theater, der Oper oder in der Arena auftreten. Wenn solche Veranstaltungen ins Internet übertragen werden, ist es einfach nicht dasselbe wie eine Live-Veranstaltung – die nicht umsonst so heißt.

Wie gehen Ihre Kunden damit um?

Erwin Busch: Meine Kunden sind offen für Neues. Die Optionen, die sich durch die Digitalisierung bieten, werden sehr gut genutzt. Das beeindruckt mich sehr. Es ist ein Segen für unsere Branche, dass wir nichts Physisches produzieren müssen. Vom Fondsmanagement bis zum Vertrieb können wir alles digital abbilden. Und unsere Kunden gehen sehr offen darauf ein. Auch ich bin privat digitaler geworden. Ich genieße es, mit meiner Familie über Facetime zu kommunizieren. Ich habe großen Spaß daran. Und ich bin optimistisch, dass wir viel Positives aus der Krise mitnehmen werden.

Was macht Sie so optimistisch?

Erwin Busch: Meine Erfahrung. Ich arbeite jetzt bereits seit 20 Jahren für die Credit Suisse. Ich habe in meinem Job schon so viele Krisen erlebt, dass ich auch dann noch gelassen bleiben kann, wenn andere schon hyperventilieren. Ich blicke in solchen Momenten zurück und stelle nüchtern fest, dass jede Katastrophe bisher immer bewältigt worden ist. Das wird auch diesmal so sein. Wir werden einen Impfstoff bekommen. Ja, die Corona-Krise ist eine Katastrophe mit enormen Folgen. Das ist aber jetzt kein Grund, hektisch zu werden. Die Katastrophe erscheint einem immer am größten, wenn sie anfängt.

Was meinen Sie damit? 

Erwin Busch: Ich nenne es den Luzifer-Moment. Das ist der Augenblick, in dem alle sagen: Jetzt ist alles vorbei. Jetzt geht gar nichts mehr. Das Böse hat gesiegt, alles geht den Bach herunter, die Welt geht unter. Wenn man das schon ein paarmal erlebt hat, dann reagiert man irgendwann cooler und besonnener. Weil man weiß, dass dieser Tiefpunkt zugleich der Wendepunkt zum Besseren ist.

Halten Sie die Ängste der Menschen für unbegründet? 

Erwin Busch: Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Eine Wende zum Besseren können Sie ja nur dann schaffen, wenn Sie Probleme erkannt haben und nach Lösungen suchen. Angst gehört als Antreiber einer Entwicklung manchmal dazu. Angst vor der Klimakrise bringt das Thema Umweltschutz nach vorne. Angst vor Kriminalität sorgt für entsprechende Lösungen zur Abwehr von Gefahren. Angst vor weiteren Pandemien begegnet man mit Konzepten zur Vermeidung von Ansteckung. Mein Kollege Patrick Kolb managt einen Security-Fonds, der sich auf genau solche Fragestellungen spezialisiert hat. Diese Themen sind gerade sehr aktuell.

Herr Kolb, Sie arbeiten auch gerade zu Hause im Homeoffice. Ist das Thema Daten-Sicherheit für Sie wichtiger geworden? 

Patrick Kolb: Tatsächlich entfallen viele physische Meetings. Normalerweise bin ich viel unterwegs, auch im Flugzeug. Die Face-to-Face-Meetings sowohl mit den Unternehmenslenkern als auch mit den Kunden bringen schon viel. Konferenz-Calls ersetzen das teilweise, da muss aber auch die Technik stimmen. Aus Sicherheitsgründen verzichten wir momentan auf Video-Konferenzen über Zoom Video Communications. Wir telefonieren viel. Das ist immer noch die sicherste Methode. Der Nachteil ist, dass die Körpersprache verloren geht. Wie zuversichtlich ist die Person gegenüber? Ist sie eher reserviert? Oder locker, offen? In einen Konferenz-Call sieht man das nicht. Man muss es aus dem Wording herausfiltern. Dazu kommt die Fremdsprache, in der Nuancen aus der Körperhaltung manchmal wichtig sind, um zu verstehen, ob eine Bemerkung mahnend, lustig oder sogar ironisch gemeint ist. Wir sind eben international und mit sehr vielen verschiedenen Themen unterwegs.

Fondsmanager Dr. Patrick Kolb mit seinem Labrador Taro im Homeoffice.

Hat das Thema Sicherheit so viele Aspekte, wie Herr Busch es angedeutet hat?

Patrick Kolb: In der Tat. Mit unserem Fonds legen wir den Fokus auf Sicherheit und Schutz. Wir unterteilen diese Begriffe in die Subthemen IT-Sicherheit, Gesundheitsprävention, Verbrechensprävention, Umweltschutz und Transportsicherheit. 

Sind all diese Subthemen für Sie gleich wichtig?

Patrick Kolb: Ursprünglich wollten wir die Anzahl der Firmen im Portfolio für jedes Thema gleich gewichten. Aber die rund 220 gelisteten Firmen, die wir dafür identifiziert haben, sind sehr ungleich verteilt. Es gibt beispielsweise nur wenige Unternehmen, die sich dem Bereich Transportsicherheit zurechnen lassen. Deshalb handhaben wir das nun etwas flexibler. Wir haben die Firmen, die im Bereich Transportsicherheit aktiv sind, im Portfolio auf 15 Prozent reduziert. Dafür haben wir den Sektor IT-Sicherheit auf 25 Prozent erhöht. 

Die verschiedenen Segmente performen je nach Konjunkturzyklus vermutlich unterschiedlich gut. Rebalancieren Sie das Portfolio regelmäßig?

Patrick Kolb: Ja. Unternehmen, die für mehr Transportsicherheit sorgen, haben in der Coronakrise zum Beispiel etwas mehr gelitten als andere Firmen. Einfach, weil die Automobilbranche aufgrund des weltweiten Lockdowns unter Druck geraten ist. So hatten etwa die Hersteller von Airbags mit starken Auftragsrückgängen zu kämpfen. Die Themen IT-Sicherheit und Gesundheitsprävention haben dagegen gewonnen. Dadurch hat sich die Gewichtung im Portfolio verschoben. Das gleichen wir durch eine vorsichtige Umschichtung nun wieder aus. 

IT-Sicherheit wird doch auch in Zukunft ein wichtiges Thema bleiben, oder?

Patrick Kolb: Wir halten die Gewichtung im Portfolio mit 25 Prozent ja auch weiterhin hoch. Zweifelsfrei hat IT-Sicherheit gerade im Moment einen besonderen Stellenwert. Ein wichtiges Feld ist zum Beispiel die sogenannte End-Point-Security. Die ist für Unternehmen essentiell. Früher saßen die Mitarbeiter fast ausschließlich im Unternehmen. Jetzt arbeiten viele außerhalb der Firma und greifen von zu Hause aus auf Applikationen zu, die sich innerhalb der Unternehmen befinden. Im Zusammenhang damit steht auch ein weiteres Sicherheitsthema: Identität. Ist die Person, die auf die Apps zugreift, tatsächlich zugriffsberechtigt? 

Welche Unternehmen befassen sich mit der Lösung solcher Probleme?

Patrick Kolb: Ein Beispiel ist Zscaler, unsere größte Position in diesem Bereich. Die sorgen mit ihren Anwendungen dafür, dass Mitarbeiter in der Cloud sicher zusammenarbeiten können. Die Quartalszahlen für das erste Quartal 2020 wiesen ein Umsatzwachstum von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Das ist eine Hausnummer. Und die Dynamik ist hoch. Die Cloud-Nachfrage wegen Homeoffice-Arbeit steigt. Viele Mitarbeiter schätzen es, von zu Hause aus arbeiten zu können. Ich selbst kann das für mich selbst bestätigen. Die Vorteile liegen ja auch auf der Hand. Man ist effizienter. Allerdings muss man auch diszipliniert sein. 

Mit diszipliniert meinen Sie, sich nicht von alltäglichen Aufgaben und Problemen ablenken zu lassen?

Patrick Kolb: Nein, nein, im Gegenteil. Der Anreiz ist eher groß, am Morgen direkt zum Laptop zu gehen und erst dann zu frühstücken. Man darf das eigene Leben nicht verlieren, das Essen nicht vergessen. Meine Frau achtet zum Glück darauf. Deshalb kann ich die Vorteile auch genießen. Das Pendeln entfällt. Die Zeit im öffentlichen Verkehr sinkt. Ich spare pro Tag eine Stunde. Diese Zeit kann man besser nutzen, zum Beispiel mit meinem Hund Taro spazieren zu gehen. Solche Erfahrungen mache ich natürlich nicht allein, sondern im Moment geht es sehr, sehr vielen Menschen so. Deshalb wird die Sicherheit von Datenübertragung in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen.

Welche Art von Unternehmen meinen Sie, wenn Sie von Gesundheitsprävention sprechen?

Patrick Kolb: Damit meine ich Unternehmen, die dazu beitragen, Epidemien zu vermeiden oder zu kontrollieren. Ein Beispiel ist die Firma Thermo Fisher Scientific. Als man die Dimension von Covid-19 erkannt hatte, war schnell klar, dass man mehr testen muss, damit man die Gesunden von den Infizierten separieren kann. Thermo Fisher produziert genau solche Test-Kits. Darüber hinaus produziert das Unternehmen alles, was ein Labor benötigt. 

Wären im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht auch Biotech-Firmen zu nennen? 

Patrick Kolb: Die spielen natürlich eine wichtige Rolle. Denn die Pandemie wird erst erfolgreich zu bekämpfen sein, wenn es einen Impfstoff gibt. Das heißt aber nicht, dass die Impfstoff-Entwickler die größten Gewinner sein werden. Während des Goldrauschs in Kaliforniern sind auch nicht viele Goldgräber reich geworden. Um in diesem Bild zu bleiben: Thermo Fischer verdient an den Schaufeln. Das Unternehmen verkauft Laborprodukte. Das sind für die Impfstoffentwicklung zum Beispiel Testgeräte, Analysegeräte und Pipetten, also alles, was in einem Labor benötigt wird. Das alles bietet Thermo Fisher. Wir haben den Titel seit 2006 im Portfolio. Damals lag die Marktkapitalisierung bei fünf Milliarden US-Dollar, jetzt sind es 130 Milliarden. 

Wie gehen Sie in Ihrem Portfolio damit um, wenn die Marktkapitalisierung einer Firma so steigt? 

Patrick Kolb: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt darauf an. Die Entwicklung von Thermo Fischer etwa ist beispielhaft für unsere grundsätzliche Investmentphilosophie. Wir investieren in kleine und mittlere Firmen, von denen wir erwarten, dass sie einmal groß werden. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt einen Grund sehen, die Position zu verkaufen. Ich habe die Manager noch im Dezember in Zürich getroffen. Das sind sehr nüchterne, klare Persönlichkeiten, nicht euphorisch, eher zurückhaltend, bescheiden, konservativ. Das ist eine grundsolide Firma. Die machen keine große Marketingshow. Die konzentrieren sich auf ihr Business und wie sie es wachsen lassen können. Das gefällt mir. Die Erfolgsstory ist noch nicht zu Ende.

Haben Sie einen Fokus auf bestimmte Regionen bei der Auswahl der Titel? 

Patrick Kolb: Nicht unbedingt. Die regionale Verteilung ergibt sich eher zufällig, denn wir verfolgen einen Bottom-up-Ansatz. Es gibt zum Beispiel vergleichsweise viele israelische Firmen aus dem Bereich Cyber-Security. Einige von ihnen haben ihren Firmensitz in die USA verlegt, weil sie dort mehr Aufmerksamkeit von den Investoren bekommen. Im Portfolio tauchen sie als US-Firmen auf. Zurückhaltend bin ich mit chinesischen Firmen. Beispielsweise ist die Buchführungspraxis nach meinem Ermessen noch verbesserungsfähig. Grundsätzlich ist Asien jedoch spannend beim Thema Sicherheit.

Waren Sie schon oft in Asien? 

Patrick Kolb: Ich war schon häufiger in Japan. Meine Mutter stammt von dort, und ich bin in Japan geboren. Insofern habe ich eine Beziehung zu dem Land. Dass mein Hund Taro heißt, ist deshalb kein Zufall. Es ist ein japanischer Name. 

Ist er so zurückhaltend und gesittet, wie man es von Japanern kennt? 

Patrick Kolb: Dass er einen japanischen Namen trägt, weiß er nicht. Wenn es um den Fressnapf geht, kennt er keine vornehme Zurückhaltung. Ansonsten ist er aber zum Glück ein eher ruhiger und sehr liebenswerter Typ.

Herr Busch, Herr Kolb, vielen Dank für dieses Gespräch.


Fonds im Fokus - Videokonferenz

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