Interview

Fonds im Fokus Interview: „Das Thema Fisch ist emotional“

Die Fish & Seafood-Branche gehört zu den größten Industriezweigen weltweit. Umso erstaunlicher ist es, dass dieser Sektor bei Investoren bislang nur wenig Beachtung findet. Marco Berweger vom liechtensteinischen Vermögensverwalter Bonafide erzählt, welche Chancen das Segment bietet.

13.01.2022 | 07:30 Uhr

TiAM FundResearch: Herr Berweger, Ihr Unternehmen residiert in Liechtenstein. Die Eigentümer und Mitarbeiter stammen aus der Schweiz. Beide Länder sind nicht unbedingt als große Fischereinationen bekannt. Wie kommt es, dass Sie als Vermögensverwalter und Fondsinitiatoren das Thema Fish & Seafood für sich entdeckt haben?

Marco Berweger: Unser Unternehmensgründer, Christoph Baldegger, ist leidenschaftlicher Angler. Er war früher als Investmentspezialist für große Banken tätig und hat irgendwann die Idee entwickelt, sich das Thema Fischindustrie genauer anzusehen. Es gab damals nichts Vergleichbares. Es war ursprünglich vielleicht nur so ein Gedanke. Aber Freunde und Kollegen von ihm fanden das auch spannend und haben spontan zugesagt, mitzumachen. Daraus ist dann wirklich etwas Großes geworden.

TiAM FundResearch: Tatsächlich fällt es schwer, beim Thema Fischerei an börsennotierte Unternehmen zu denken. Wie groß ist das Anlageuniversum?

Marco Berweger: Wir haben rund 200 Unternehmen auf dem Schirm. Diese Unternehmen ranken sich an einer sehr komplexen Wertschöpfungskette entlang. Der Gesamtwert dieser Wertschöpfungskette von Fisch und Meeresfrüchten beträgt heute rund 800 Milliarden US-Dollar. Dabei fallen rund 14% der Wertschöpfung auf den Bereich der Produktion, 38% auf die Verarbeitung und 48% auf die Verteilung. Wir reden hier über einen riesigen Wachstumsmarkt. Mehr als 3,1 Milliarden Menschen essen mindestens einmal pro Woche Fisch, Tendenz steigend. Denn nicht nur die Weltbevölkerung wächst, sondern auch das Bewusstsein für gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit.

TiAM FundResearch: Gerade das Thema Nachhaltigkeit ist doch fragwürdig. Zum einen werden Fische über weite Strecken rund um den Globus zum Konsumenten transportiert. Zum anderen droht den Weltmeeren Überfischung. Was ist daran nachhaltig?

Marco Berweger: Die Argumente sind auf den ersten Blick richtig. Gerade der Transport ist tatsächlich noch ein wunder Punkt in diesem Zusammenhang – wie übrigens für viele andere Nahrungsmittel auch. Avocados und Bananen werden auch über den Atlantik geflogen. Sie wachsen eben nicht in Europa. Aber zurück zum Fisch: Er wird tatsächlich zum Teil immer noch möglichst frisch auf den Tisch serviert. Wenn Spitzenrestaurants in Paris frischen Fisch anbieten, soll er im Idealfall erst vor drei Stunden gefangen worden sein. Das lässt sich nur bewerkstelligen, wenn der Fisch mit dem Flugzeug transportiert wird. Das funktioniert vielerorts über Kontinente hinweg. Die Kisten, gefüllt mit Kühl-Eis und Fisch, fliegen in großen Mengen in den Laderäumen von Passagierflugzeugen mit.

TiAM FundResearch: In der Coronakrise im Jahr 2020, als die Fluggesellschaften einen Großteil ihrer Luftflotten auf den Boden geholt haben, dürfte das ein Problem gewesen sein, oder?

Marco Berweger: Richtig. Aber man hat Lösungen gefunden. Norwegens Fischerei-Unternehmen haben ihren Fang nicht mehr weltweit, sondern größtenteils nach Europa verkauft. Die Nachfrage war groß genug. Überhaupt kann man festhalten, dass die Nachfrage nach Seafood-Produkten während der Pandemie weiter gestiegen ist. Vor allem Vertreiber von Kühlprodukten wie beispielsweise Fischstäbchen konnten ihre Umsätze während der Pandemie massiv steigern.

TiAM FundResearch: Da sind wir beim zweiten Punkt zum Thema Nachhaltigkeit, der Überfischung der Weltmeere. Kann eine steigende Nachfrage unendlich befriedigt werden, ohne Umweltschäden anzurichten?

Marco Berweger: Ja. Das Potenzial ist da. Denn mittlerweile stammt der größere Teil an Nahrungsmitteln, die aus Fisch gewonnen werden, aus Aquakulturen. Die Zahlen des traditionellen Fischfangs sind seit den späten 80er Jahren nicht mehr gestiegen. Dazu kommt, dass die Fischproduktion mithilfe von Fischfarmen zunehmend auch ins Landesinnere getragen wird – näher zum Verbraucher und damit auch mit kürzeren Lieferwegen und ressourcenschonender als bisher. Und es gibt noch ein wesentlich gewichtigeres Argument, mehr Fisch zu essen: Im Vergleich zu Schweine-, Hühner- oder Rinderfleisch braucht die Fischzucht deutlich weniger Wasser, Energie und Nährstoffe. Auch beim Thema CO2-Ausstoß ist Fisch im Vergleich zu allen anderen Arten von Nutztierzucht unschlagbar gut. Und wenn wir in den Bereich Algenzucht gehen, ist sogar ein negativer CO2-Fußabdruck möglich. Das beweist zum Beispiel das norwegische Unternehmen Lerøy. Lerøy ist einer der größten Produzenten von Zuchtlachsen in Norwegen. Fischkot, Läuse, Larven und Rückstände von Fischfutter aus den Betrieben werden genutzt, um Algen und Muscheln zu züchten, die als Futtermittel in den Kreislauf zurückkehren. Algen bieten jedoch noch viel mehr. Das thailändische Unternehmen Tao Kae Noi produziert aus Algen Snack-Produkte wie beispielsweise Chips. Die sind dann von Natur aus salzig – und wesentlich gesünder als klassische Kartoffelchips. Einen anderen Weg geht Hofseth Biocare. Das Unternehmen gewinnt aus Fischabfällen Calcium, Fischöle und Proteine, die an die Pharmaindustrie geliefert werden zur Herstellung von Medikamenten und Nahrungsergänzungsstoffen. Sie sehen: Das Thema Fisch ist vielfältiger, als man zunächst denkt.

TiAM FundResearch: Vermutlich haben nicht viele Investoren die Branche auf dem Schirm. Wie gewinnen Sie neue Kunden?

Marco Berweger: Wir reisen viel, nehmen an Kongressen teil und leisten viel Medienarbeit. Unser Vorteil ist: Christoph Baldegger ist von seinem Thema begeistert. Er ist in der Frühphase der Unternehmensgründung rund um die Welt gereist, hat mit Fischern, Züchtern und Nahrungsmittelherstellern gesprochen. Er hat die Logistik und die Wertschöpfungsketten studiert und die Branche im Detail kennengelernt. Davon kann er nun berichten. Wenn er bei einer Veranstaltung auftritt, findet er Gehör. Viele Menschen können sich für das Thema begeistern. Für diejenigen, die sich noch nie damit befasst haben, ist es neues spannendes Terrain. Für andere, die die Branche gut kennen, ist es interessant, zu hören, was am Kapitalmarkt möglich ist. In Hamburg zum Beispiel sind wir auf viele Menschen getroffen, die viel Ahnung vom Fischfang hatten, aber überrascht waren, welche Chancen die Börse hier bietet. Was man auch nicht unterschätzen darf, ist Mund-zu-Mund-Propaganda. Wer in unseren Fonds bonafide Global Fish investiert hat, erzählt anderen davon. Es gibt neuerdings zwar ein paar Konkurrenzprodukte. Aber wir sind Vorreiter und immer noch ein Exot unter den Themenfonds.

TiAM FundResearch: Das Thema ist in der Tat spannend. Aber können Investoren damit auch Geld verdienen?

Marco Berweger: In der Tat. Fisch ist nicht nur ein sehr emotionales Thema, sondern es bietet auch attraktive Renditen. Unser Fonds hat in den vergangenen zehn Jahren eine durchschnittliche Rendite von 10 Prozent per annum erwirtschaftet. Ein gutes Gewissen gibt es als Zugabe obendrauf. Wir investieren in nachhaltige Unternehmen und helfen damit, die Welt zu ernähren.

TiAM FundResearch: Herr Berweger, vielen Dank für dieses Gespräch.


Die interaktiven Videokonferenzen im Überblick:


Dienstag, 01.02.2022

Jupiter AM: Absolute-Return-Anleihenportfolios - Gerüstet für herausfordernde Märkte

Wird die Inflation wieder deutlich anziehen? Die Zentralbanken selbst scheinen sich nicht sicher zu sein. Wie sollen Investoren da erst wissen, wie sie sich verhalten sollen? In diesem Umfeld braucht es einen sehr flexiblen und liquiden Ansatz, um Wertpotenziale an den Anleihenmärkten zu erschließen, zu denen traditionelle Strategien keinen Zugang haben. Huw Davies, Fondsmanager des Jupiter Strategic Absolute Return Bond Fund, wird erläutern, wie sein Team vorgeht, um in allen Phasen des Marktzyklus positive Renditen zu generieren – mit einem Ansatz, der eine dynamische Vermögensaufteilung mit einem umsichtigen Risikomanagement kombiniert.

Jetzt die Videokonferenz vom 1. Februar 2022 ansehen.


Mittwoch, 02.02.2022

Pictet: Nutrition – investieren Sie in die (nachhaltige) Zukunft der Ernährung

Schlechte Ernährung – ob zu wenig oder zu viel – stellt heute eine der wesentlichsten sozialen Belastungen dar. Enorme Investitionen sind nötig, um eine wachsende Weltbevölkerung mit nährstoffreichen, hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen und diese effizient und nachhaltig zu transportieren. Walter Liebe zeigt, welche Unternehmen Lösungen zur Verbesserung von Qualität und Nachhaltigkeit der weltweiten Nahrungsmittelversorgung entwickeln. Er nennt Beispiele für Innovationen zur Verbesserung der Produktivität in der Landwirtschaft oder die Steigerung der Effizienz beim Transport von Lebensmitteln. Und er erklärt die Nutrition Strategie von Pictet. 

Jetzt die Videokonferenz vom 2. Februar 2022 ansehen.


Donnerstag, 03.02.2022

bonafide: Einfach Meer

Als einer der führenden globalen Asset Manager widmet sich die Vermögensverwaltung bonafide ganz der blauen Revolution. Das in Liechtenstein beheimatete Unternehmen investiert mit seinem Bonafide Global Fish Fund in nachhaltige Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Sektors Fish & Seafood, um zur Ernährung der Welt beizutragen und gleichzeitig attraktive finanzielle Erträge zu erwirtschaften. Geschäftsführer Marco Berweger und Unternehmensgründer Christoph Baldegger schildern im Gespräch, welche Besonderheiten die Fish & Seafood-Branche hat und welche Chancen sich Investoren hier bieten. 

Jetzt die Videokonferenz vom 3. Februar 2022 ansehen.


Dienstag, 08.02.2022

UBS Real Estate: Immobilienanlagen im Zeichen sich verändernder Arbeits- und Lebenswelten

Arbeits- und Lebenswelten verändern sich in Zeiten der Digitalisierung. Die Corona-Pandemie hat in den beiden vergangenen Jahren einen Wandel unserer Arbeitswelt beschleunigt und bestehende Trends verstärkt. Aus den Herausforderungen entstehen nun Chancen, um in zukunftsgerichtete und nachhaltige Immobilienanlagen zu investieren. Alexander Isak erklärt, was zukunftsorientiertes, nachhaltiges Investieren im Bereich von Immobilieninvestments aus Sicht der UBS bedeutet und welche Strategien die Aussicht auf solide Renditen bieten. 

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Mittwoch, 09.02.2022

Comgest: Schwellenländer neu gedacht - ohne China!

China gilt als die Lokomotive der Weltwirtschaft. Insbesondere in Asien gibt das Reich der Mitte mittlerweile den Ton an - wirtschaftlich und politisch. Davon profitieren etliche Schwellenländer. Und manche entwickeln sich besonders erfolgreich im Schatten Chinas - was von vielen Investoren nur am Rande wahrgenommen wird, falls überhaupt. Im Webinar klärt Portfoliomanager Emil Wolter, welche Investitions-Chancen die Schwellenländer außerhalb Chinas bieten. Und wie Comgest die aussichtsreichsten Unternehmen in diesem Markt findet.

Jetzt die Videokonferenz vom 9. Februar 2022 ansehen.


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