Während Schwellenländern durch die US-Zölle neue Hindernisse drohen, ist die Lage in vielen anderen Regionen tatsächlich positiver. Das Franklin Templeton Emerging Markets Equity Team analysiert die jüngsten Entwicklungen und die Auswirkungen für AnlegerInnen.
23.04.2025 | 12:10 Uhr
Eine unserer vier Aktienportfolio-ManagerInnen in Asien besuchte Südkorea, eines der wichtigsten Länder für unsere Portfolios. Entgegen unseren Erwartungen lautete eine zentrale Erkenntnis, dass sich die AnlegerInnen kaum Sorgen über die Zölle machten. Dies könnte einer der Vorteile eines längerfristigen Bottom-Up-Ansatzes sein.
Automobilindustrie
Unseres Erachtens sind die Aussichten für die südkoreanischen Autoexporte derzeit unklar. Das eingetrübte makroökonomische Umfeld hat dazu geführt, dass ein schwächerer Modellzyklus befürchtet wird. Trotzdem zeigten sich die Autohersteller, mit denen unsere Portfoliomanagerin sprach, sehr zuversichtlich, dass sie ihre Gewinnmargen werden halten können. Diese liegen im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Damit übertreffen sie deutlich die Gewinnmargen der Erstausrüster (OEMs) in den westlichen Ländern.
Was die Zeit nach 2025 angeht, so sind die von uns besuchten Unternehmen im Geschäft mit Antriebssystemen oder bei der Montage von Fahrzeugteilen nach wie vor sehr stark und können ihr Geschäft je nach Bedarf auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, solche mit Hybridantrieb und Elektrofahrzeuge ausrichten. So können sie sich an Veränderungen im Betriebsumfeld anpassen und ihre durchschnittlichen Verkaufspreise erhöhen, woraus sich Möglichkeiten für Gewinnwachstum ergeben.
Speicherfertigung
Unsere Portfoliomanagerin traf bei ihrer Reise auch Vertreter führender Speicherchip-Hersteller. Der Wettbewerb zwischen den beiden großen Unternehmen im Segment der Speicher mit hoher Bandbreite (HBM) dauert an. Das eine Unternehmen hinkt dem anderen hinterher, die HBM-Chips der fünften Generation müssen von einem wichtigen Kunden noch abgenommen werden.
Der Nachzügler ist überzeugend bewertet. Das heißt auch, dass positive Entwicklungen zu einem attraktiven Risiko-Rendite-Verhältnis führen werden. Das Unternehmen hat gerade zugesichert, sein Produktportfolio zu verlagern, um die HBM-Umsatzzahlen zu erhöhen. Unsere Portfoliomanagerin ist der Ansicht, dass sich die HBM-Fortschritte des Unternehmens im zweiten Halbjahr möglicherweise besser einschätzen lassen, und sieht bei einem fortgesetzten Engagement in diesem Titel keinen Anlass zur Sorge.
Wir denken daher, dass Südkorea kurzfristig mit einigen Belastungen zu kämpfen haben könnte; die langfristigen Aussichten für die Automobil- und die Halbleiterindustrie stufen wir jedoch nach wie vor als vielversprechend ein. Wir werden jegliche Anzeichen von Stabilität natürlich begrüßen, sind aber auch der Ansicht, dass wir mit unserem Ansatz gut aufgestellt sind und auch in unsicheren Zeiten entspannt bleiben können.
Aktien aus Schwellenländern legten im Laufe des ersten Quartals 2025 zu. An den Börsen herrschte ein heftiges Auf und Ab der Anlegerstimmung. Die Sorge über flächendeckende US-Zölle wich einem erleichterten und optimistischen Gefühl, als diese angedrohten Zölle weitgehend ausgesetzt wurden und die Hoffnung auf die Möglichkeit eines stärker zielgerichteten Ansatzes aufkeimte. Trotzdem war eine gewisse Skepsis mit Blick auf die Auswirkungen eines möglichen Handelskriegs auf das Wachstum der Weltwirtschaft zu spüren. Der MSCI EM Index rentierte im Berichtsquartal mit 3,01 %, während der MSCI World Index um 1,69 % nachgab.
Die Aktienmärkte in den asiatischen Schwellenländern entwickelten sich positiv. Chinesische Aktien legten angesichts der anhaltenden Konjunkturmaßnahmen der Regierung zu. Der Fokus des Arbeitsberichts der chinesischen Regierung auf das Thema Technologie wurde als Zeichen der Unterstützung für den Sektor gewertet. Technologieaktien verteuerten sich daraufhin. Darüber hinaus wurden Pläne zur Ankurbelung des Konsums in zahlreichen Sektoren vorgestellt. Diese Pläne enthielten zwar keine quantitativen Informationen, doch nach Ansicht unseres Portfoliomanagers für chinesische Aktien zeigt dies, dass sich die Regierung auf den längerfristigen Konsum der gesamten Bevölkerung, von Jugendlichen bis hin zu älteren Personen, konzentriert.
Indische Aktien erholten sich im März, doch Rückgänge in den ersten beiden Monaten des Jahres ergaben insgesamt ein Minus im ersten Quartal. Die Unternehmensgewinne in Indien und der schwache Konsum hatten die AnlegerInnen zunächst enttäuscht. Die unerwartet guten makroökonomischen Daten, darunter die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt und zur Inflation, hoben jedoch die Stimmung. Auch die Bewertungen schienen attraktiver. Dadurch hat sich das infrage kommende Anlageuniversum für unsere PortfoliomanagerInnen deutlich erweitert. Laut unserem für kleinere Unternehmen zuständigen Portfoliomanager kann er nun Titel in Betracht ziehen, die er vor einem Jahr noch nicht in seine Portfolios aufgenommen hätte, da die Bewertungen zu diesem Zeitpunkt über seinem Komfortniveau lagen.
Südkoreanische Aktien haben durch das wertvollste Unternehmen des Landes Auftrieb erhalten. Der Hersteller von Speicherhalbleitern hat bekräftigt, dass er seinen Shareholder Value dieses Jahr verbessern will. Die südkoreanische Regierung setzt ihr „Value-Up“-Programm weiter um, doch wir rechnen nicht mit raschen Fortschritten bei den Exporten, den Zöllen und der Geopolitik. Taiwanesische Aktien gaben nach, als der landesweit – und international – größte Auftragshersteller von Halbleitern ankündigte, er wolle 100 Mrd. USD in den USA investieren. Diese Investitionspläne weckten bei den AnlegerInnen Sorgen über höhere Kosten für das Unternehmen.
Die Schwellenländer in der Region Europa, Naher Osten und Afrika entwickelten sich positiv. Das Quartal begann mit der Hoffnung auf ein Nachlassen der geopolitischen Spannungen. Ein erstes Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der militanten Gruppe Hamas trat in Kraft, und zwischen Russland und der Ukraine fanden Friedensverhandlungen statt. Diese wurden anschließend verletzt.
Aktien aus Schwellenländern der Region Lateinamerika verzeichneten Kursgewinne. Die Aussetzung der Verhängung von US-Importzöllen auf mexikanische Exporte führte in der Region zu Gewinnen. Zudem herrschte die optimistische Hoffnung, dass die USA verschiedene Ausnahmen in Betracht ziehen könnten. Der mexikanische Wirtschaftsminister geht davon aus, dass die Zahl der Unternehmen, die in die USA exportieren und sich an die US-Vorgaben halten, steigen wird. Dies könnte dazu beitragen, dass eine deutliche Verschlechterung der Handelsbeziehungen zwischen Mexiko und den USA vermieden werden kann. Nach Ansicht unseres Aktienportfoliomanagers für Lateinamerika wird Mexiko alles daransetzen, eine Gefährdung der Handelsbeziehungen zu den USA zu verhindern.
Fußnoten:
Indexdefinitionen
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftigen Renditen. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Wichtige Mitteilungen und Nutzungsbedingungen des Datenanbieters sind verfügbar unter www.franklintempletondatasources.com.
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Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Anlagen in Unternehmen eines bestimmten Landes oder einer bestimmten Region können einer größeren Volatilität unterliegen als Anlagen, die geografisch breiter gestreut sind.
Der Einfluss der Regierung auf die Wirtschaft ist noch immer hoch, und daher spielen bei Investitionen in China Regulierungsrisiken im Vergleich zu vielen anderen Ländern eine größere Rolle.
Investitionen in China, Hongkong und Taiwan unterliegen speziellen Risiken, dazu gehören eine geringere Liquidität, Enteignungen, eine konfiskatorische Besteuerung, Spannungen im internationalen Handel, Verstaatlichung sowie Devisenkontrollbestimmungen und eine hohe Inflation. All dies kann negative Auswirkungen auf den Fonds haben. Investments in Taiwan könnten wegen der politischen und wirtschaftlichen Beziehung zu China negativen Einflüssen unterliegen.
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