Franklin Templeton: Einblicke in die Situation der Schwellenländer – Anhaltende Ungewissheit scheint die einzige Gewissheit zu sein

Franklin Templeton: Einblicke in die Situation der Schwellenländer – Anhaltende Ungewissheit scheint die einzige Gewissheit zu sein
Schwellenländer

In der Ausgabe für diesen Monat geht es darum, dass die durch die US-Zölle ausgelöste Ungewissheit die Schwellenländer nach wie vor belastet, sich jedoch insbesondere China weiterhin als widerstandsfähig erweist.

16.06.2025 | 07:48 Uhr

Drei Themen beschäftigen uns heute:

  1. ͏͏͏͏͏Zollbedingte Ungewissheit: Die Spannungen zwischen den USA und China haben wieder zugenommen, nachdem die beiden Länder im Mai in Genf eine Vereinbarung über eine vorübergehende Zollsenkung und die Aufnahme von Verhandlungen über eine für beide Seiten annehmbare Lösung geschlossen hatten. Die USA werfen China vor, die Genehmigung für die Ausfuhr seltener Erden zurückzuhalten, und China kontert, dass die USA keine Lizenzen für den Export von Halbleitern erteilen und Visa für chinesische Studierende annullieren. Die für AnlegerInnen wichtigere Frage lautet, wie China langfristig auf die US-Eindämmungspolitik gegenüber China reagieren wird. Anhaltende Ungewissheit scheint die einzige Gewissheit zu sein.
  2. Outperformance der Schwellenländer: In den vergangenen zwölf Monaten haben sich die Industrieländer, gemessen am MSCI World Index, besser entwickelt als die Schwellenländer.1 Seit Jahresbeginn haben sich die Performancetrends jedoch ins Gegenteil verkehrt. Der MSCI China Index steht dabei an der Spitze, bedingt durch geldpolitische Lockerungsmaßnahmen und eine Umkehr der zuvor pessimistischen Marktstimmung. Die Schwäche des US-Dollars hat zur Outperformance der Schwellenländer beigetragen, ebenso wie die attraktiven Bewertungen. Wenn diese Trends im zweiten Halbjahr 2025 anhalten, dann könnte sich die Outperformance fortsetzen.
  3. Aufwertung der Schwellenländerwährungen: Der US-Dollar befindet sich seit Jahresbeginn auf einem Abwärtstrend, denn der Handelskrieg und die politische Ungewissheit haben dazu geführt, dass die AnlegerInnen die Nachhaltigkeit der US-Sonderstellung infrage stellen. Einige asiatische Währungen wie der thailändische Baht und der Neue Taiwan-Dollar sind auf ein 12-Monats-Hoch geklettert, der brasilianische Real und der mexikanische Peso haben den höchsten Stand seit Jahresbeginn erreicht. Ein schwacher US-Dollar ist in der Regel positiv für die Performance von Aktien und Anleihen aus Schwellenländern. Allerdings weisen wir darauf hin, dass diese historischen Zusammenhänge angesichts der offenbar bröckelnden Sonderstellung der USA in Zukunft nicht mehr gegeben sein könnten. AnlegerInnen müssen diese Entwicklung sorgfältig beobachten.

Ausblick

Unser Research-Analyst für Industriewerte aus dem Großraum China besuchte vor Kurzem die größte Automesse in China, die Shanghai International Automobile Industry Exhibition. Chinas Automessen sind bekannt dafür, dass sie dem Rest der Welt einen ersten Einblick in die chinesischen Innovationen im Automobilbereich bieten. Der größte Automarkt weltweit stellt weiterhin unter Beweis, dass China innovationsstark und in der Lage ist, schnell auf Veränderungen zu reagieren.

Verstärkter Wettbewerb führt zur Verkleinerung des Abstands zwischen der Spitzengruppe und den Verfolgern

Die wichtigste Erkenntnis unseres Analysten für Industriewerte aus dem Großraum China war, dass der Wettbewerb unter den großen Automobilherstellern (OEMs) in jedem Automobilproduktsegment und über alle Preispunkte hinweg zunimmt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Branche der Elektrofahrzeuge weltweit ein schwächeres Umsatzwachstum verzeichnet. Das Ausmaß des Wettbewerbs lässt sich auch daran erkennen, dass sich der Abstand zwischen der Spitzengruppe und anderen Akteuren in jeder Produktkategorie zügig verringert, beispielsweise bei ultraschnellen Ladestationen und intelligenten Fahrsystemen.

Nivellierung der Wettbewerbsbedingungen

Die mit Spannung erwartete Lancierung des Fahrerassistenzsystems (FAS) eines Automobilherstellers Anfang 2025 traf auf große Begeisterung. Allerdings verfolgen die chinesischen Aufsichtsbehörden bei FAS-Funktionen einen strengeren Ansatz. OEMs dürfen auch keine Werbung für ihre FAS-Funktionen machen. Dies dürfte Akteuren aus der Autobranche zugutekommen, die derzeit kein vergleichbares FAS-System haben, denn sie könnten allmählich aufholen.

Neuausrichtung der Marketing-Strategien

Ein großer Automobilhersteller scheint vor diesem Hintergrund die FAS-Werbung aufgegeben zu haben. Das fehlende Marketing könnte die Vorteile einiger Akteure zunichtemachen – somit hätten alle Automobilhersteller die gleichen Ausgangsbedingungen.
Der Analyst hat beobachtet, dass ein Automobilhersteller stattdessen auf einen „Sicherheitspuffer“ dank eines FAS hinweist. Er denkt, dass KäuferInnen im oberen Preissegment bereit sein könnten, für die zusätzliche Funktion einen höheren Preis zu zahlen.

Die Beschleunigung des technologischen Wachstums bringt für die AnlegerInnen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Wir setzen vor diesem Hintergrund auf unseren Bottom-up-Ansatz. Unser Ziel ist es, Unternehmen ausfindig zu machen, die unserer Meinung nach von den langfristigen Wachstumsmotoren in der Branche profitieren werden.

Marktkommentar: Mai 2025

Aktien aus Schwellenländern legten im Mai 2025 zu. Aktien tendierten weltweit aufwärts, nachdem die USA und China bei den gegenseitigen Zöllen einen Gang zurückgeschaltet und die Zölle für 90 Tage deutlich gesenkt hatten. US-Gerichtsurteile zu den Zöllen – erst die überraschende Anordnung eines sofortigen Zollstopps, dann die erfolgreiche Berufung und die Wiedereinführung der Zölle – führten zu noch mehr Ungewissheit. Der MSCI EM Index rentierte im Berichtsmonat mit 4,31 %, während der MSCI World Index um 5,95 % anzog.2

Die Aktienmärkte in den asiatischen Schwellenländern entwickelten sich positiv. Chinesische Aktien konnten angesichts der konstruktiveren Herangehensweise Chinas und der USA an die Zollfrage zulegen. Darüber hinaus beschloss China Unterstützungsmaßnahmen und lockerte die Geldpolitik; unter anderem wurden die Leitzinsen gesenkt. Große staatliche Banken senkten die Einlagenzinsen. Damit sollen der Konsum und das Kreditwachstum angekurbelt werden. Unser Portfoliomanager für chinesische Aktien ist weiterhin überzeugt, dass die politische Führung die Wirtschaft des Landes unbedingt ankurbeln will und die Aufsichtsbehörden sich bemühen, entsprechende Maßnahmen umzusetzen. In Indien weckte die Deeskalation des Konflikts zwischen Indien und Pakistan die Hoffnung, dass dieser Konflikt möglicherweise ohne dauerhafte Auswirkung auf die Wirtschaft und die Märkte beigelegt werden kann. Außerdem ließ die Inflation nach, sodass es insgesamt ein positiver Monat für indische Aktien war.

Die Senkung der Zölle zwischen den USA und China sowie die erfreulichen Zahlen des weltweit führenden KI-Chiplieferanten für das erste Quartal 2025 und der optimistische Ausblick des Unternehmens wirkten sich weltweit positiv auf Halbleiteraktien aus. Die positive Stimmung gab auch Halbleiteraktien in Südkorea und Taiwan Aufwind. Der Taiwan-Dollar wertete zudem deutlich gegenüber dem US-Dollar auf. Die Regierung Südkoreas sicherte zu, die Pharmabranche gegen die US-Zölle zu unterstützen, was die entsprechenden Aktien steigen ließ.

In den Schwellenländern der Region Europa, Naher Osten und Afrika verbuchten die Aktienmärkte Gewinne. US-Präsident Trump beendete seinen Besuch im Nahen Osten mit dem Abschluss von Geschäftsvereinbarungen. Dieser Optimismus beflügelte die Aktien in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Saudi-arabische Aktien standen wegen der fallenden Ölpreise allerdings weiter unter Druck. In der Türkei trug die Auflösung der militanten Arbeiterpartei Kurdistans dazu bei, die Verluste türkischer Aktien zu begrenzen. Diese Entwicklung könnte die politische und wirtschaftliche Stabilität der Türkei stärken.

Aktien aus Schwellenländern der Region Lateinamerika haben zugelegt. Brasiliens Zentralbank hob die Zinsen an, wodurch die Kreditkosten auf den höchsten Stand seit fast 20 Jahren stiegen. Doch dank der Erwartung ausländischer Kapitalzuflüsse legten brasilianische Aktien trotzdem zu. Die mexikanische Zentralbank senkte ihren Leitzins dagegen, und mexikanische Aktien verteuerten sich vor dem Hintergrund optimistischer Stimmung: Die Präsidentin des Landes hatte die Herausforderung der jüngsten zollbedingten Spannungen gut gemeistert, sodass die gegenseitigen Zölle kaum für Störungen gesorgt hatten.

Fußnoten

  1. Quellen: MSCI, Bloomberg, 30. Mai 2025. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftigen Renditen. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten und Ausgabeaufschläge sind nicht berücksichtigt.
  2. Ebd.

Indexdefinitionen

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftigen Renditen. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Wichtige Mitteilungen und Nutzungsbedingungen des Datenanbieters sind verfügbar unter www.franklintempletondatasources.com.

  1. Der MSCI All Country World Index ist ein um den Streubesitz bereinigter, nach Marktkapitalisierung gewichteter Index, der die Aktienmarktentwicklung der globalen Industrie- und Schwellenländer abbilden soll.
  2. Der MSCI Brazil Index soll die Wertentwicklung des Large- und Mid-Cap-Segments im brasilianischen Markt messen.
  3. Der MSCI China Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung in den Segmenten chinesische A-Aktien, H-Aktien, B-Aktien, Red Chips, P Chips und ausländische Notierungen (z. B. ADRs).
  4. Der MSCI EM Asia ex Japan Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus zwei von drei Industrieländern (ohne Japan) und acht Schwellenländern.
  5. Der MCSI EM Latin America Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus fünf Schwellenländern in Lateinamerika.
  6. Der MSCI EM EMEA Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus elf Schwellenländern in Europa, im Nahen Osten und in Afrika (EMEA).
  7. Der MSCI EM Index ist ein streubesitzbereinigter, nach Marktkapitalisierung gewichteter Index, der die Aktienmarktentwicklung der globalen Schwellenländer abbilden soll.
  8. Der MSCI India Index soll die Wertentwicklung des Large- und Mid-Cap-Segments im indischen Markt messen.
  9. Der MSCI Mexico Index soll die Wertentwicklung des Large- und Mid-Cap-Segments im mexikanischen Markt messen.
  10. Der MSCI South Korea Index soll die Wertentwicklung des Large- und Mid-Cap-Segments im südkoreanischen Markt abbilden.
  11. Der MSCI Turkey Index soll die Wertentwicklung des Large- und Mid-Cap-Segments im türkischen Markt messen.
  12. Der MSCI World Index umfasst Titel von Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus 23 Industrieländern.

WO LIEGEN DIE RISIKEN?

Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, ein Verlust des Anlagekapitals ist möglich.

Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.

Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Anlagen in Unternehmen eines bestimmten Landes oder einer bestimmten Region können einer größeren Volatilität unterliegen als Anlagen, die geografisch breiter gestreut sind.

Der Einfluss der Regierung auf die Wirtschaft ist noch immer hoch, und daher spielen bei Investitionen in China Regulierungsrisiken im Vergleich zu vielen anderen Ländern eine größere Rolle.

Investitionen in China, Hongkong und Taiwan unterliegen speziellen Risiken, dazu gehören eine geringere Liquidität, Enteignungen, eine konfiskatorische Besteuerung, Spannungen im internationalen Handel, Verstaatlichung sowie Devisenkontrollbestimmungen und eine hohe Inflation. All dies kann negative Auswirkungen auf den Fonds haben. Investments in Taiwan könnten wegen der politischen und wirtschaftlichen Beziehung zu China negativen Einflüssen unterliegen.

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