
Das Franklin Templeton Emerging Markets Equity Team erklärt, wie die Märkte in vielen Regionen der durch die US-Politik bedingten Unsicherheit standhalten, und präsentiert nach einem vor Kurzem erfolgten Research-Besuch eine optimistische Einschätzung zu Vietnam.
17.07.2025 | 13:20 Uhr
Herabstufung des US-Kreditratings durch Moody’s: Fragen zum Sicherer-Hafen-Status des US-Anlagemarktes, ein schwächer werdender US-Dollar und ein unvorhersehbarer politischer Kurs haben dazu geführt, dass AnlegerInnen zunehmend eine Diversifizierung jenseits der USA anstreben.1 Dies könnte als Katalysator für andere Anlageklassen wirken, beispielsweise für Aktien aus den Schwellenländern (EM). Moody’s hat vor diesem Hintergrund als letzte der drei großen Rating-Agenturen das Kreditrating der USA vom höchsten Rating herabgestuft.
Drohende Frist im Zollstreit: Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels haben nur wenige Länder mit den USA Abkommen über gegenseitige Zölle geschlossen. Eine erfreuliche Überraschung war jedoch, dass China und die USA eine Vereinbarung getroffen haben. Bisher war man davon ausgegangen, dass diese Verhandlungen am schwierigsten sein würden. Ende Juni wurden die diplomatischen Bemühungen verstärkt, doch die Verhandlungen kommen nach wie vor nur langsam voran.
Nachfolgeplanung: Bis zum Ende der Amtszeit von
US-Notenbankchef Jerome Powell sind es noch elf Monate, doch
US-Präsident Donald Trump hat bereits erklärt, dass er einen Nachfolger
bekannt geben wird. Die unterschiedlichen zinspolitischen Auffassungen
des Präsidenten und der US-Notenbank (Fed) sind hinlänglich bekannt,
doch eine so frühzeitige Ankündigung eines Nachfolgers wäre ein Novum in
der 111-jährigen Geschichte der Fed.2 Der Präsident hat
wiederholt nachdrücklich zum Ausdruck gebracht, dass er Zinssenkungen
befürwortet, und der von ihm gewählte Nachfolger dürfte die gleiche
Meinung vertreten.
Vor dem Hintergrund der zollbedingten Unsicherheit waren zwei unserer Portfoliomanager eine Woche lang in Vietnam. Der Besuchdiente dazu, die Auswirkungen der US-Zölle auf unsere Portfoliopositionen besser zu verstehen. Während dieser Reise trafen die Portfoliomanager Managementteams von Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Marktteilnehmer.
Suche nach neuen Wegen für ausländische Direktinvestitionen (ADI)
Unser ASEAN-Analyst ist der Ansicht, dass vietnamesische Aktien auch weiterhin in engen Bandbreiten notieren dürften, solange mit Blick auf die Zölle nicht mehr Klarheit herrscht. Sollte das aktuelle Niveau der US-Zölle auf vietnamesische Waren von 46% Bestand haben, dann wird sich dies unseres Erachtens auf das Wirtschaftswachstum auswirken, und es drohen Abwärtskorrekturen der Gewinne. Es ist kein Geheimnis, dass Vietnam eines der größten Zielländer–wenn nicht sogar das größte Zielland–für ausländische Direktinvestitionen sowohl aus östlichen als auch aus westlichen Ländern ist. Vietnam ist nach wie vor bestrebt, ein Fertigungszentrum für Exporte in den Rest der Welt zu werden. Allerdings bemühen sich die politisch Verantwortlichen des Landes inzwischen um ein von der Binnennachfrage getragenes Wachstum. Vietnam möchte sich künftig weniger auf seine zahlreichen Montagebetriebe stützen. Das Land will stattdessen in den Lieferketten aufsteigen und in Sektoren mit größerer Mehrwertschöpfung expandieren. Dazu bemühtes sich um Technologietransfer und Fachkräfteförderung.
Die Portfoliomanager stellten fest: Managementteams und politische Entscheidungsträger stimmen überein, dass sich die Regierung aktiv darum bemüht, das Land zu einem bevorzugten Ziel für ausländische Direktinvestitionen zu machen. Eine der Initiativen der aktuellen Regierung zielt auf Effizienzverbesserung ab: Die Bürokratie der internen Entscheidungsfindung wird um bis zu 70% abgebaut. Dies dürfte die Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen ankurbeln.
China bietet Chancen
Sollten die US-Zölle gegenüber China nicht Realität werden, wäre dann der Platz von Vietnam in der Integration der chinesischen Lieferkette in Gefahr? Ein privates Unternehmen hatte eine Antwort auf diese Frage. Nach Ansicht des Unternehmens ist Chinas heutige Größenordnung unübertroffen. China wird auch weiterhin nach alternativen Fertigungskapazitäten in Vietnam suchen, um vonzwei zentralen Vorteilen–relativ niedrige Kosten und kulturelle Vorzüge–profitieren zu können. Aus kultureller Sicht ist das Onshoring in Vietnam einfacher als beispielsweise in Indien oder Indonesien. Darüber hinaus haben chinesische Unternehmen erkannt, dasssie nicht in der Lage sind, ihre gesamten Fertigungskapazitäten in China aufzubauen. Die Strategie, sich ausschließlich auf die Binnennachfrage zu verlassen, verliert mehr und mehr an Bedeutung. Unter den Exportmärkten können nur wenige Länder mit Vietnam mithalten.
Unsere erfahrenen Portfoliomanager haben in den vergangenen 15Jahren viele Negativfaktoren festgestellt, unter denen Vietnam gelitten hat, darunter die Coronapandemie, eine Krise des Bankensystems sowie Probleme im Sektor Unternehmensimmobilien. Dochdie Portfoliomanager sind der Ansicht, dass Vietnam gestärkt aus dieser aktuellen Phase der Unsicherheit hervorgehen wird. Esgibt Erfolgsgeschichten, und die Richtung der Veränderungen in der Unternehmenslandschaft Vietnams ist nach ihrer Einschätzung positiv.
Schwellenländeraktien legten im zweiten Quartal 2025 zu. Die geopolitischen Spannungen waren im Berichtsquartal ein zentrales Thema. Da kaum konkrete Zollabkommen zwischen den USA und dem Rest der Welt vereinbart wurden, dauerte die Unsicherheit an. Der Konflikt zwischen Israel und Iran eskalierte; diesmal griffen auch die USA in den Konflikt ein. Der MSCI EM Index rentierte im Berichtsquartal mit 12,20%, während der MSCI World Index um 11,63 % zulegte.3
Sämtliche asiatischen Schwellenländer konnten Gewinne verzeichnen. Ein Rahmenabkommen über die Zölle zwischen China und den USA hat die Unsicherheit etwas verringert, allerdings müssen die Regierungschefs der beiden Länder dem Abkommen noch zustimmen. Einer unserer Portfoliomanager ist der Ansicht, dass die Bandbreite der Zölle–30% für China und 10% für das Vereinigte Königreich–ein bewusstes Signal der USA ist und die Zölle für die anderen Länder in diese Spanne fallen dürften. Indische Aktien profitierten von einer Verbesserung der makroökonomischen Daten, konkret von der nachlassenden Inflation und dem unerwartet starken Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Quartal von Januar bis März.
Die Aussetzung der US-Zölle auf Halbleiter und die starke Dynamik der künstlichen Intelligenz (KI) belebten die technologielastigen Märkte Südkorea und Taiwan und bescherten ihnen dank der optimistischeren Aussichten Zuwächse. Aktien aus Südkorea wurden durch die Wahl des Präsidenten unterstützt, der Marktreformen und eine Neuauflage des „Value-Up-Programms“ versprach, was für länger anhaltende Kursgewinne sorgen könnte.
In den Schwellenländern der Region Europa, Naher Osten und Afrika verbuchten die Aktienmärkte trotz geopolitischer Spannungen Gewinne. Im Konflikt zwischen Iran und Israel kam es zu einer vorübergehenden Waffenruhe. Die ausbleibenden Auswirkungen des Konflikts auf die Ölförderung in der Region und das militärische Eingreifen der USA verringerten die negative Stimmung. Die volatilen Ölpreise belasteten den saudi-arabischen Aktienmarkt.
Aktien aus Schwellenländern der Region Lateinamerika haben zugelegt. Mehrere große brasilianische Unternehmen konnten trotz hoher Zinsen ausgezeichnete Gewinne melden und machten damit Schlagzeilen. Die Zentralbank Brasiliens hob die Zinsen im Berichtsquartal weiter an, doch dies konnte die Anlegerstimmung gegenüber brasilianischen Aktien nicht dämpfen. Eine ähnlich positive Stimmung war auch in Mexiko zu beobachten, wo die Zentralbank den Leitzins senkte. Dieser ist nun so niedrig wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Die Region gilt auch als relativ abgeschirmt gegenüber Zöllen und großen geopolitischen Konflikten.
Fußnoten
Indexdefinitionen
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftigen Renditen. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Wichtige Mitteilungen und Nutzungsbedingungen des Datenanbieters sind verfügbar unter www.franklintempletondatasources.com.
WO LIEGEN DIE RISIKEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, ein Verlust des Anlagekapitals ist möglich.
Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.
Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Anlagen in Unternehmen eines bestimmten Landes oder einer bestimmten Region können einer größeren Volatilität unterliegen als Anlagen, die geografisch breiter gestreut sind.
Der Einfluss der Regierung auf die Wirtschaft ist noch immer hoch, und daher spielen bei Investitionen in China Regulierungsrisiken im Vergleich zu vielen anderen Ländern eine größere Rolle.
Investitionen in China, Hongkong und Taiwan unterliegen speziellen Risiken, dazu gehören eine geringere Liquidität, Enteignungen, eine konfiskatorische Besteuerung, Spannungen im internationalen Handel, Verstaatlichung sowie Devisenkontrollbestimmungen und eine hohe Inflation. All dies kann negative Auswirkungen auf den Fonds haben. Investments in Taiwan könnten wegen der politischen und wirtschaftlichen Beziehung zu China negativen Einflüssen unterliegen.
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