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Mischfonds: Das Korrelationsdilemma zwischen Aktien und Anleihen

Thomas Romig
Mischfonds
Mischfonds: Das Korrelationsdilemma zwischen Aktien und Anleihen
5/2025
Thomas Romig
TiAM FundResearch

@ Feedback an Redaktion

Thomas Romig, CIO Multi Asset bei Assenagon Asset Management, schreibt für TiAM FundResearch über die neuen Marktbedingungen und Herausforderungen für Mischfonds.

14.05.2025 | 14:00 Uhr

Die Turbulenzen im Zuge der US-Zollpolitik haben deutlich gemacht, dass Staatsanleihen derzeit nicht den erhofften „sicheren Hafen“ bieten. Erhöhte Inflationserwartungen, die Sorge vor Währungsrisiken und spekulative Verkäufe, führten dazu, dass Investoren sich von US-Staatsanleihen trennten. Sowohl die Aktienmärkte als auch die Anleihemärkte gerieten gleichzeitig unter Druck. Dieses Muster lässt sich seit einigen Jahren beobachten. Aktien und Anleihen laufen immer häufiger in die gleiche Richtung. Anders als in früheren Zeiten sind die beiden Anlageklassen mittlerweile positiv korreliert. Vieles spricht dafür, dass diese Dynamik auch in der Zukunft fortbesteht, was die Frage nach einer effektiven Absicherung in einem volatilen Markt immer dringlicher macht.

Die historische Korrelation zwischen Aktien und Anleihen

In den letzten zwei Jahrzehnten erleichterte die meist negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen das Risikomanagement: Verluste in einer Klasse wurden oft durch Gewinne in der anderen ausgeglichen. Diese Diversifikation reduzierte die Volatilität und begrenzte Drawdowns, wodurch sich ein attraktives Rendite-Risiko-Profil ergab. Doch diese Korrelation ist keineswegs selbstverständlich.

Historische Entwicklung der Korrelation in den USA

Rollierende Drei-Jahres-Korrelation zwischen Aktien (S&P500®) und Anleihen (10J-US-Staatsanleihen), berechnet anhand der monatlichen Returns

Historische Korrelation
Historische Korrelation

Quelle: Robert Shiller, eigene Berechnungen

Von 1971 bis 1999 war die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen nahezu durchweg positiv. Die Währungshüter versuchten damals, die Inflation nach den Ölpreisschocks durch umfangreiche Zinserhöhungen einzufangen. Erst mit der Einführung der Forward Guidance und des Inflation Targeting durch westliche Notenbanken Ende der 1990er-Jahre änderte sich der Zusammenhang. Es folgte eine lange Phase, in der die negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen durch den sogenannten „Zentralbank-Put“ gestützt wurde: Jedes Mal, wenn die Realwirtschaft ins Stocken geriet und Aktienkurse fielen, konnten sich Anleger darauf verlassen, dass die Zentralbanken mit Zinssenkungen oder Anleihekäufen reagierten.

Der aktuelle Gleichlauf von Aktien und Anleihen

Seit 2022 beobachten wir jedoch erneut einen Gleichlauf von Aktien und Anleihen, was in vielerlei Hinsicht an die 1970er und 1980er Jahre erinnert. Die stark gestiegene Inflation, bedingt durch die Energiekrise, Störungen in den Lieferketten und die Ausweitung der Geldmenge, zwang die Notenbanken zu einer geldpolitischen Vollbremsung, indem Zinsen erhöht und Wertpapierkäufe eingestellt wurden. Diese Faktoren haben zu einer positiven Korrelation zwischen Aktien und Anleihen geführt – und dies könnte sich auch in Zukunft fortsetzen.

Die Rolle von Inflation und Zinsen

Inflation beeinflusst Aktien und Anleihen unterschiedlich. Während festverzinsliche Anleihen an Wert verlieren, da fixe Kupons real entwertet werden und die Kurse sinken, reagieren Aktien weniger eindeutig. Unternehmen mit Marktmacht können steigende Kosten weitergeben, während andere unter Margendruck geraten. Zusätzlich werden künftige Gewinne stärker abgezinst. Historisch betrachtet wird Inflation ab etwa drei bis vier Prozent zunehmend negativ auf Aktien wirken. In Phasen hoher Inflation lag die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen in der Vergangenheit oft im positiven Bereich.

In Zeiten hoher Inflation reagieren Zentralbanken in der Regel mit einer Straffung der Geldpolitik – etwa durch Zinserhöhungen oder den Abbau von Wertpapierbeständen. Dies lässt die Anleihekurse fallen und belastet die Aktienmärkte, da höhere Zinsen künftige Gewinne stärker diskontieren und die Refinanzierung verteuern. Senken Zentralbanken hingegen die Leitzinsen, steigen in der Regel die Anleihekurse, was den Aktienmarkt begünstigt. In beiden Fällen bewegen sich Aktien und Anleihen häufig in die gleiche Richtung, was die positive Korrelation verstärkt.

Hohe Korrelation geht einher mit hoher Inflation

Hohe Korrelation und Inflation
Hohe Korrelation und Inflation

Ausblick: Korrelation zwischen Aktien und Anleihen bleibt positiv

Es spricht vieles dafür, dass sich die positive Korrelation zwischen Aktien und Anleihen auch weiterhin manifestieren wird. Die Inflation bleibt in den USA und Europa hartnäckig, was die Aussicht auf eine schnelle Lösung der Problematik der Korrelation von Aktien und Anleihen erschwert. Strukturelle Faktoren, wie ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, treiben Löhne und damit die Inflation in bestimmten Sektoren weiter an. In solch einem inflationsgeprägten Umfeld ist es unwahrscheinlich, dass Zentralbanken in naher Zukunft zu umfangreichen Zinssenkungen oder Anleihekäufen greifen werden.

Fazit: Der Wandel erfordert ein neues Portfolio-Management

Früher genügte ein einfacher Mix aus Aktien und Anleihen, um eine robuste Diversifikation zu erzielen. Doch unter den veränderten Marktbedingungen ist mehr Weitblick gefragt. Moderne Multi-Asset-Portfolios setzen auf eine fundierte makroökonomische Analyse, kombiniert mit flexibler Allokation und der Berücksichtigung verschiedener Asset-Klassen. Dieser ganzheitliche Ansatz ermöglicht es, langfristig ein attraktives Rendite-Risiko-Profil zu erzielen, das in vielen Marktphasen herkömmlichen Strategien überlegen sein kann.

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