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Die richtige Reaktion auf die Bedrohung durch die Libra

Research
Die richtige Reaktion auf die Bedrohung durch die Libra
08/2019
Katharina Pistor und Pierre Georg
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Facebooks Plan zur Einführung einer neuen digitalen Währung, der Libra, innerhalb eines Jahres stößt auf wenig Gegenliebe.

23.08.2019 | 07:40 Uhr

Regulierungsbehörden, politische Entscheidungsträger und Wissenschaftler reagierten rasch und überwiegend skeptisch auf die Nachricht. Mehrere US-Kongressausschüsse setzten kurzfristige Anhörungen an, und beim G7-Treffen in Frankreich im vergangenen Monat nahm das Thema einen wichtigen Platz ein.

Eine teilweise Erklärung für diesen Gegenwind liefert Facebooks schlechter Ruf als Hüter der Privatsphäre seiner Nutzer. Was jedoch wirklich wie eine Bombe einschlug war das plötzliche Bewusstsein der – nicht irgendwann, sondern unmittelbar – von den digitalen Währungen für das bestehende Währungssystem ausgehenden Bedrohung.

Kryptowährungen gibt es schon seit mehr als einem Jahrzehnt, doch wurde bisher keine auf ausreichend breiter Front eingeführt, um die bestehende Ordnung in Frage zu stellen. Facebook könnte das mit seiner potenziellen Fähigkeit, mehr als zwei Milliarden pro Monat aktive Nutzer zu mobilisieren, ändern.

Nun, da das Unternehmen ihnen den Fehdehandschuh hingeworfen hat, sollten die Regierungen die Gelegenheit nutzen, eine Form von digitaler Währung voranzutreiben, die dem öffentlichen Wohl dient. Selbst die standhaftesten Verteidiger des gegenwärtigen Währungssystems werden zugeben, dass es nicht für alle gleichermaßen gut funktioniert. Zudem wird das System durch den technologischen Wandel, der großenteils unzureichend reguliert ist und die Verbraucher unvorhergesehenen Risiken aussetzen könnte, zunehmend überholt.

Das muss nicht sein. Neue Technologien könnten die Entwicklung eines deutlich besseren Systems möglich machen. Einer der ursprünglichen Beweggründe für Bitcoin und andere Kryptowährungen war die Erschaffung eines alternativen, zensurresistenten Zahlungssystems. Schweden und Singapur sind dabei, eigene notenbankgestützte digitale Währungen zu entwickeln.

In China haben eine Handvoll Unternehmen, darunter Alibaba und Tencent, für in Renminbi abgewickelte Transaktionen streng regulierte und beaufsichtigte digitale Währungen eingeführt. In Kenia, Mali und anderswo bieten die Telefonanbieter digitale Zahlungsdienste für alle – selbst für Menschen ohne Bankkonto – an.

Diese Experimente ermöglichen die Auswahl unter einer Vielzahl von Modellen. Doch zunächst müssen wir eine grundlegende Frage beantworten: Sollte der Staat die Erschaffung privaten Geldes erlauben, oder sollte er Unterfangen wie Bitcoin und Libra eng beschränken, selbst auf die Gefahr hin, die Innovation einzudämmen?

Geld wird traditionell durch die Funktionen definiert, die es erfüllt: Es ist Tauschmittel, Wertspeicher und Abrechnungseinheit. Dollar, Pfund Sterling, Yen und Euro erfüllen jeweils alle drei Funktionen, aber nicht ohne Hilfe des privaten Sektors. Die Banken spielen eine entscheidende Rolle innerhalb der Zahlungssysteme (die Tauschfunktion des Geldes), indem sie private Gelder in Form von Buchgeld usw. ausgeben.

Sie bieten zudem Einlagen an, die man (sofern sie denn versichert sind) als Wertspeicher ansehen kann. Nur die Funktion der Abrechnungseinheit – die den Nominalwert einer Währung als gesetzliches Zahlungsmittel zur Zahlung von Steuern garantiert – liegt allein in staatlicher Hand.

Angesichts der Tatsache, dass maßgebliche Funktionen des Geldes an private Akteure übertragen werden können, stellt sich die Frage, ob und in welchem Umfang man das tun sollte. Sollten wir nicht notenbankgestützte digitale Währungen all den unterschiedlichen Formen privat ausgegebenen digitalen Geldes vorziehen?

Schließlich lassen sich dafür starke normative Argumente vorbringen. Als öffentliche Güter sollten Zahlungssysteme allen zu gleichen Bedingungen zur Verfügung stehen. Und dank der modernen Technologien können wir endlich die Zwischenhändler (Banken) ausschalten, die seit Jahrhunderten den Rahm abschöpfen.

Andererseits lässt sich auch gegen die Monopolisierung von Zahlungssystemen argumentieren. Unter idealen Umständen könnten notenbankgestützte digitale Währungen ein vollintegriertes, hocheffizientes System einläuten, das für alle funktioniert.

Doch in der realen Welt könnte schon ein kleiner technischer Fehler oder sonstiges staatliches Versagen systemische Auswirkungen haben. Verallgemeinert fehlt es monolithischen Systemen an der Widerstandskraft diversifizierter Systeme, von den Anreizen für eine fortgesetzte Innovation ganz zu schweigen.

Trotzdem ist eine Vielfalt der Zahlungssysteme mit eigenen Problemen verbunden. Die Transaktionskosten der Umrechnung unterschiedlicher Währungen, entweder von einer Währung in eine andere oder in eine Fiat-Währung, könnten enorm sein. Und die Geschichte der Bankfreiheit zeigt uns, dass unregulierte Währungssysteme zum Zusammenbruch neigen.

Dieses Problem ließe sich durch Schaffung eines einheitlichen Rahmens für alle digitalen Währungen lösen, der die Tür für Innovationen offen halten würde. Alternativ ließe sich ihm durch gemeinsame Protokolle begegnen, um die Interoperabilität zwischen separaten Systemen zu regeln (ähnlich der Entwicklung des Internets).

So oder so brauchen wir eine neue Infrastruktur zur Verwaltung öffentlicher und privater Währungen. Sie sollten als öffentliches Gut behandelt werden und somit auf gewinnfreier Basis zugänglich sein. Sie sollten jedem offenstehen, der konkrete neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln möchte, und dabei lediglich einer einfachen Verpflichtung zur Registrierung unterliegen. Je nach Dienstleistung sollten alle Angebote reguliert werden, um die Sicherheit und Stabilität des Währungssystems zu gewährleisten.

Um die Kosten für die Einhaltung der Regulierungsvorgaben für kleinere Start-up-Unternehmen zu senken, könnten die Aufsichtsbehörden eine kostenlose Beratung über die für neue Produkte angemessenen Regulierungskanäle anbieten. Und wo nötig sollte die Regulierung verschlankt werden, um unnötige Überlappungen und andere Quellen der Ineffizienz zu vermeiden.

Digitale Währungen stellen uns vor eine massive Herausforderung. Die Hüter des Währungssystems – die Notenbanken – verfolgen traditionell einen engen Fokus auf die Geldpolitik und die Finanzstabilität. Die Steuerung der Finanzinnovation liegt weit außerhalb ihrer bestehenden Mandate. Doch angesichts des Tempos des Wandels haben sie möglicherweise keine andere Wahl, als ihren Auftrag eher früher als später auszuweiten.

Katharina Pistor

Katharina Pistor ist Professorin für Rechtsvergleichung an der Columbia Law School und die Verfasserin von The Code of Capital: How the Law Creates Wealth and Inequality.

Pierre Georg

Co-Pierre Georg ist außerordentlicher Professor an der School of Economics der Universität Kapstadt und Inhaber der Stiftungsprofessur der südafrikanischen Notenbank für Studien zur Finanzstabilität.

Copyright: Project Syndicate

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