Berater:innen und Anleger:innen sind bei der Auswahl der Investmentfonds oft auf sich allein gestellt.
Rating

avesco: Sustainability Ratings für Small Caps und Mid Caps

Berater:innen und Anleger:innen sind bei der Auswahl der richtigen Investmentfonds oft noch auf sich allein gestellt. Das Fehlen klarer Definitionen von Nachhaltigkeit und Standards erschwert die Identifizierung nachhaltiger Fonds.

10.08.2023 | 09:29 Uhr

Dies macht langfristige Anlageentscheidungen mitunter schwierig. Können standardisierte Sustainability Ratings Licht ins Dunkel bringen? Der folgende Artikel befasst sich mit der Relevanz von ESG-Ratings für Small Caps und Mid Caps.

Nahrungsmittel, Kleidung, Fonds – beinahe jedes Produkt scheint auch in einer nachhaltigen Version auf dem Markt erhältlich zu sein. „Deutschland hat sich zu einem der größten Absatzmärkte für nachhaltige Fonds in Europa entwickelt“, fasst Heino Reents, Autor auf CAPinside, in einem Artikel zusammen. „Laut der Statistik des Fondsverbandes BVI stieg das Volumen dieser Produkte bis Ende 2020 auf 147 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum um 33 Milliarden Euro (29 Prozent) gegenüber dem Vorjahresende 2019. Zum Vergleich: Bei konventionellen Fonds betrug der Zuwachs nur knapp 3 Prozent“.

Die Crux: das Verständnis von Nachhaltigkeit. Berater:innen und Investor:innen sind bei der Auswahl des passenden Investmentfonds immer noch weitgehend auf sich allein gestellt. Denn eine klare Definition, was Nachhaltigkeit genau bedeutet, fehlt weiterhin. „Aufgrund des Mangels an klaren Aussagen, Informationen sowie Standards in den Verkaufsprospekten, Factsheets und ähnlichem, ist es schwierig, nachhaltige Fonds zu identifizieren, was langfristige Investitionsentscheidungen auf Seiten der Investor:innen, aber auch Berater:innen erschwert“, sagt avescos Gründer & CEO, Oliver N. Hagedorn.

Licht ins Dunkel sollen standardisierte Bewertungen von Anbietern für Nachhaltigkeitsratings bringen.


Das Dilemma mit dem Wörtchen »Nachhaltigkeit«

Zunächst etwas Kontext: Die Herausforderung nachhaltiger Produkte liegt in der Definition des Wortes „Nachhaltigkeit“ innerhalb des Finanzkontextes selbst.

Das ist auch historisch bedingt, da Asset Manager, welche nachhaltige Produkte anbieten wollten (mit oftmals unterschiedlichem Fokus, z. B. ethisch oder ökologisch fair), zunächst häufig versucht haben, Nachhaltigkeit für sich selbst zu definieren – mit einer jeweils eigenen Methodik. Und das nicht erst „seit gestern“: Denn entgegen der allgemeinen Annahme liegt der Ursprung nachhaltiger Anlagestrategien nicht in der verstärkten öffentlichen Nachhaltigkeitsdebatte des letzten Jahrzehnts, sondern kann bis zu den Anfängen des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Damals begannen christliche Anleger:innen in den USA mit dem Ausschluss von Investitionen in Waffen, Glücksspiel, Tabak und Alkohol. Ihnen folgten amerikanische Gewerkschaften, die soziale Ziele in ihre Anlagekonzepte integrierten (z. B. das Verbot von Kinderarbeit). So lange also begleitet das Wort Nachhaltigkeit schon die Finanzwelt – und damit die Herausforderung, eine allgemeingültige Definition und einen passenden „Kriterienkatalog“ für das Schlagwort aufzusetzen. In den letzten vier, fünf Jahren haben sich am Markt jedoch bestimmte Verfahren und Standards durchgesetzt, häufig initiiert von größeren Ratinganbietern wie etwa MSCI ESG.

Avesco

Nachhaltigkeitsrankings: ESG-Ratings im Überblick

Was machen Anbieter von ESG-Ratings? Kurz gesagt bewerten sie wie umfangreich und nachhaltig Aktiengesellschaften oder ETFs die sogenannten ESG-Kriterien berücksichtigen und umsetzen, fasst Benjamin Schwarz in einem Artikel zusammen. Ihr Ziel: Das Thema Nachhaltigkeit messbarer machen. Die bekanntesten Anbieter von ESG-Ratings sind:

In der Regel basieren die Bewertungen von nachhaltigen Fonds auf den ESG-Ratings der einzelnen enthaltenen Unternehmen. Und: Je nach vorhandener KVG werden bestimmte ESG-Ratinganbieter vorgeschrieben. So bezieht avescos Sustainable Hidden Champions Equity Fonds sein ESG-Rating über MSCI ESG, da dies durch avescos Kapitalverwaltungsgesellschaft so vorgegeben ist (aufgrund des Versuches, Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Produkten herzustellen, die diese anbietet). Hier begegnet uns immer wieder eine Herausforderung.


Anbieter von ESG-Ratings und die Datenfrage bei Small Caps und Mid Caps

„ESG hilft, ESG ist wichtig – in der Praxis kommt es jedoch zu Herausforderungen“, konstatiert avescos CEO, Oliver N. Hagedorn. Denn:

  • Leider gibt es noch keinen Standard in der ESG Bewertung und somit auch keine richtige Vergleichbarkeit der Ratings. Jeder Ratinganbieter ermittelt unterschiedliche Daten – so kommt es häufig dazu, dass ein Unternehmen bei zwei Ratinganbietern völlig unterschiedlich bewertet wird und mal weniger, mal mehr nachhaltig „ausgepreist“ wird. Dies stiftet Verwirrung für Investor:innen und Finanzintermediäre.
  • Gerade für Small Caps und Mid Caps ist die sogenannte Coverage (das Vorhandensein an nachhaltigkeitsbezogenen Daten) häufig nicht gegeben. Klar, für große Konzerne wie Daimler, Nestlé und Co. finden sich massig Daten, welche von den Ratinganbietern ausgewertet werden können. Kleinere Firmen haben hier häufig weniger Informationen veröffentlicht, meist fehlt dafür auch schlichtweg die Kapazität der Beschäftigten.

    Jedes Unternehmen, welches ein Rating bekommen soll, selbst gründlich zu analysieren – dafür fehlt jedoch wiederum den Ratinganbietern die Kapazität. Diese setzen darum auf Vergleichbarkeit ihrer einzelnen Ratings und Statistik. Heraus kommen in der Regel standardisierte Fragebögen, die an Unternehmen verschickt werden. Was dabei passieren kann, illustriert der Gerichtsprozess des Optikkonzerns Isra Vision aus dem Jahr 2020.


    Sustainability Ratings auf dem Prüfstand: der Fall Isra Vision vs. ISS ESG-Ratings

    Am Fall des Optikkonzerns Isra Vision aus Darmstadt lässt sich ein Phänomen erkennen, welches häufig bei Ratinganbietern zu erkennen ist: die sogenannte Large Cap Bias. Diese beschreibt das Vorgehen, „dass Ratinganbieter immer dann, wenn sie nichts zu einem bestimmten Kriterium aus ihrer Nachhaltigkeitsliste finden, in aller Regel eine Negativbewertung vergeben“, sagt Christian Berg, Portfolio-Manager bei avesco. „Das benachteiligt wiederum die Unternehmen, die so etwas nicht in der Detailtiefe berichten können, natürlich massiv“.

    Im Fall von Isra Vision ist genau das passiert: Das Unternehmen erhielt im Frühjahr 2019 einen Brief von dem Ratinganbieter ISS ESG, berichtet das „Handelsblatt“. Darin fragte ein Analyst, ob sich das Unternehmen an der Erstellung eines Ratings beteiligen wolle. Isra Vision ignorierte die Nachricht – und bekam zwei Wochen später die Bewertung „D-“ verpasst – die schlechteste Note, die ISS ESG an Unternehmen vergibt. Das Unternehmen sah sich aus mehreren Gründen ungerecht behandelt und klagte gegen das Rating – erfolgreich.

    Avesco

    Im Gerichtsverfahren wurden einige Missverhältnisse offenkundig: Die schlechten Teilnoten z. B. welche gemeinsam letztlich die „D-“Bewertung verursachten, stammten aus Bereichen, die für das Unternehmen gänzlich unrelevant sind. Bemängelt wurden z. B. laut ISS ESG, dass es keine oder nur unzureichende Informationen darüber gebe, ob Arbeiter:innen vor giftigen Stoffen geschützt würden. Bei Isra Vision werde aber überhaupt nicht mit giftigen Stoffen gearbeitet, konterten die Anwälte des Unternehmens. Eine schlechte Bewertung für einen unrelevanten Sachverhalt also – verursacht durch die Large Cap Bias.

    Aus diesem und anderen Gründen entschied das Gericht dann auch: Die internationale Ratingagentur ISS ESG durfte den Darmstädter Spezialmaschinenbauer Isra Vision nicht die schlechteste Note „D-“ attestieren. Eine bloße Nichtverfügbarkeit bestimmter Informationen rechtfertige nicht, ein Unternehmen schlecht zu bewerten. Zudem müssten die Analysekriterien stets nah am Geschäftsbetrieb ausgerichtet werden, dies sei hier auch nicht in ausreichendem Maße erfolgt.

    Der Fall geht als erster seiner Art in die Geschichte der Juristik ein, denn dem Handelsblatt zufolge war es das erste Mal, dass sich in Deutschland ein Unternehmen juristisch gegen ein ESG-Rating gewehrt hat.


    Der Sustainable Hidden Champions Equity Fonds im Sustainability Ratings-Dilemma

    Mit Blick auf avescos Sustainable Hidden Champions Aktienfonds zeigen sich die oben genannten Herausforderungen ebenfalls. Der Fonds investiert in Small Caps und Mid Caps in Europa, die in ihrer Nische zu den Weltmarktführern zählen. Dennoch ist die Datenlage für diese Unternehmen nicht ausreichend. So sagt Dr. Sandra Derissen, Head of Sustainability Analysis SHC-Fonds bei avesco: „Die Coverage, also Datenverfügbarkeit, für unser Portfolio liegt bei MSCI ESG insgesamt bei um die 60 %, das heißt in absoluten Zahlen werden 37 unserer derzeit 62 Portfoliounternehmen gecovert. Daher nutzen wir eine eigene Methodik, um die Nachhaltigkeit unserer Hidden Champions zu analysieren. Andere ESG-Ratinganbieter, z. B. Sustainalytics wären hier auch besser aufgestellt, was die Coverage angeht (ca. 80 %) – in unserem Fall entscheidet allerdings die KVG, welche Anbieter für ESG-Ratings wir nutzen sollen“.

    Christian Berg schließt sich an: „Dazu kommt noch diese Marktmacht der Ratinganbieter, deren Definitionen des Wortes Nachhaltigkeit und deren Kriterien, denen man sich unterordnen muss. Das wiederum schließt solch einen Ansatz wie wir ihn als vergleichsweise kleiner Asset Manager verfolgen, der generisch an eine Nachhaltigkeitsbewertung herangeht, aus. Das empfinde ich dann für das echte Vorantreiben nachhaltiger Investments eher hinderlich als förderlich“.

    Häufig kommt es auch zu Herausforderungen wirtschaftlicher Natur. So sagt Dr. Sandra Derissen: „Zusätzlich ist es auch so, dass wir einige Informationen gar nicht erhalten, zum Beispiel wie MSCI ESG unseren Fonds insgesamt wertet und auch für die einzelnen Kriterien E, S und G haben wir keine einzelnen Noten, sondern nur eine Gesamtnote. Wir könnten dies alles einzeln freischalten lassen, was allerdings preislich im fünfstelligen Bereich liegen würde für jede weitere Lizenz, für uns als KMU ein erheblicher Kostenfaktor“.


    Fazit

    Zusammenfassend lässt sich sagen: ESG-Kriterien sind wichtig und richtig. Und Anbieter im Bereich Sustainability Ratings haben einen wichtigen Auftrag und eine große Verantwortung, nämlich Kapitalströme dahin zu lenken, wo Nachhaltigkeit wirklich vorangetrieben wird. Ob dieses Ziel in der Praxis jedoch auch vollumfänglich erreicht werden kann (wir betrachteten die Grenzen der Bewertungsmethoden weiter oben), bleibt abzuwarten.

    Auch deshalb verfolgt avesco einen anderen Ansatz – eine eigene Nachhaltigkeitsmethode. Wir glauben, dass man anders an das Thema Nachhaltigkeit herangehen sollte und dass man nicht umhinkommt, sich jedes Unternehmen einzeln anzuschauen, anstatt zu versuchen deren Nachhaltigkeitsleistung durch standardisierte Fragebögen zu bewerten.

    Dass es perspektivisch nochmal frischen Wind in dieser Hinsicht geben wird, beweist die umfängliche Arbeit der EU zum Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Dieser zielt durch die Maßnahmen der Offenlegungs- und Taxonomieverordnung ebenfalls auf die Lösung des eingangs erwähnten Grundproblems bzgl. des Wortes „Nachhaltigkeit“ ab. Alles zu den beiden Verordnungen kann übrigens in unserer zweiteiligen Blogpostreihe (Artikel zur Offenlegungsverordung | Artikel zur Taxonomieverordnung) nachgelesen werden.

    Sie wollen mehr über die Potenziale der Sustainable Hidden Champions erfahren? Dann melden Sie sich für den monatlichen avesco Newsletter an!

    Die nachhaltigsten Hidden Champions in Europa sind Bestandteil des avesco Sustainable Hidden Champions Equity Fonds.

    WKN: A12BKF (I-Tranche) | A1J9FJ (R-Tranche) | A2QJLC (C-Tranche) | A3DCAR (A-Tranche)

    Kontakt: Elisabeth Schaper (Marketing) | +49 30 288767-14 | Elisabeth.Schaper@avesco.de

    Quellen

    Disclaimer

    Dieser redaktionelle Artikel wurde von der avesco Sustainable Finance AG erstellt und stellt eine Marketingmitteilung dar. Sie dient ausschließlich Informationszwecken. Die dargestellten Berechnungen, Rahmenbedingungen und die daraus abgeleiteten Einschätzungen beruhen auf dem Informationsstand zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels und können daher zukünftigen Veränderungen unterliegen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass dies keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten darstellt. Die zur Verfügung gestellten Informationen bedeuten keine Empfehlung oder Beratung. Die in dem Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die avesco Sustainable Finance AG übernimmt keine Haftung für die Verwendung dieses Dokuments oder dessen Inhalts.

    Die gültigen Verkaufsunterlagen des avesco Sustainable Hidden Champions Equity mit der Anteilsklasse R (WKN: A1J9FJ / ISIN: DE000A1J9FJ5) bzw. der Anteilsklasse I (WKN: A12BKF / ISIN: DE000A12BKF6) können kostenlos über avesco Sustainable Finance AG bezogen werden. Diese enthalten ausführliche Hinweise zu den einzelnen mit der Anlage verbundenen Risiken und sind Grundlage für den Kauf von Anteilen an diesem Fonds. Sie finden in den Verkaufsunterlagen ausschließlich Angaben, die produktbezogene Informationen und keine an den persönlichen Verhältnissen des (potentiellen) Kunden ausgerichtete Empfehlung darstellen, insbesondere nicht in der Form einer individuellen Anlageberatung.

    Für den Artikel und die Verkaufsunterlagen gilt, dass die dargestellte Wertentwicklung in der Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung ist.

    Diesen Beitrag teilen: