ETF Securities: Sicher Anlagewerte profitieren vom Handelskrieg

Handelskriege haben selten einen Gewinner. Die Beschwichtigungen des Direktors des Nationalen Wirtschaftsrats im Weißen Haus Kudlow zeigten vorübergehend Wirkung, ihnen fehlte es aber nach Trumps erneuten Drohungen an Glaubwürdigkeit. Vor diesem Hintergrund nehmen sichere Anlagewerte Fahrt auf.

10.04.2018 | 12:58 Uhr

Der Handelsstreit eskaliert. Als wir erstmals über die US-Zölle berichteten, hielt sich der chinesische Gegenschlag in Grenzen, aber wir merkten an, dass weitere Maßnahmen nicht ausgeschlossen waren. So verhängte China in der letzten Woche Zölle in Höhe von 25% auf 106 US-Warengruppen, die nach Zahlen von 2017 Importe im Wert von rund 50 Mrd. USD betreffen. Dies entsprach den Abgaben, mit denen die USA die chinesischen Importe belegten, und der Handelskrieg, in dem alle Seiten Gleiches mit Gleichem vergelten, hatte begonnen. US-Präsident Trump drohte daraufhin mit einer weiteren Runde von Strafzöllen, diesmal auf chinesische Importe im Wert von 100 Mrd. USD, was für zyklische Werte nichts Gutes verheißt. Handelskriege haben selten einen Gewinner. Die Beschwichtigungen des Direktors des Nationalen Wirtschaftsrats im Weißen Haus Kudlow zeigten vorübergehend Wirkung, ihnen fehlte es aber nach Trumps erneuten Drohungen an Glaubwürdigkeit. China antwortete, es werde „um jeden Preis und bis zum Ende gegen den einseitigen Protektionismus der USA ankämpfen“, was die Auflösung der Pattsituation schwierig macht.

Die Nachfrage nach sicheren Anlagewerten sorgte dafür, dass in Long-Gold-ETPs (A0LP78) 23,9 Mio. USD, in Long-Silber-ETPs (A0N62F) 28,1 Mio. USD und in breit aufgestellte Edelmetallkorb-ETPs (A0N62H) 6,9 Mio. USD flossen. Die Zuflüsse in Gold (A0N62G) belaufen sich seit drei Wochen in Folge auf über 20 Mio. USD, da die Nachfrage nach sicheren Anlagewerte wieder zuzunehmen scheint. Bei Silber kam es in den letzten zehn Wochen nur einmal zu Abflüssen von gerade einmal 2,6 Mio. USD. Im vergangenen Monat (gleitend) verzeichnete Silber sogar die höchsten Zuflüsse seit Juni 2017, was in scharfem Kontrast zur Anlegerstimmung auf dem Terminmarkt steht, auf dem die Nettopositionierung so negativ ist wie nie zuvor. Die Eskalation des Handelsstreits trägt nach der Berufung eines Iran- und Nordkorea-Falken zum Sicherheitsberater vor zwei Wochen zur politischen Unsicherheit bei. Da China ein derart wichtiger Makler in den diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea ist, wirkt es riskant, das Land einen Monat vor dem potenziellen Treffen zwischen Trump und dem nordkoreanischen Staatsführer Kim Jong-un zu brüskieren. Obwohl Gold bisher noch nicht deutlich zugelegt hat, könnten die zunehmenden geopolitischen Risiken den Preis stark in die Höhe treiben. Anleger scheinen sich als Versicherung gegen einen negativen Ausgang in sicheren Werten zu positionieren. Schließlich erhielt Gold am Freitag auch Rückenwind vom unerwartet schlecht ausgefallenen Arbeitsmarktbericht, da die Fed nun nicht mehr an der Zinsschraube drehen muss.

Aufgrund des geopolitischen Risikos flossen aus Industriemetallkörben (A0SVX7) 21 Mio. USD ab, was einem Achtwochenhoch entspricht. Wenn der zunehmende Protektionismus dem Weltwirtschaftswachstum einen Dämpfer versetzt, dürfte es Zyklikern schlecht ergehen.

Die Zuflüsse in Long-Rohöl-ETPs (A1N49P) erreichten mit 20,6 Mio. USD ein Siebenwochenhoch. Da die Rohölpreise in der vergangenen Woche um 3,1 Prozent fielen, wurden Long-Rohöl-ETPs (A0KRJX) gekauft und bei Short-Rohöl-Positionen Gewinne mitgenommen (3,3 Mio. USD). Die Anleger gingen sofort wieder auf Schnäppchenjagd, aber wir glauben, dass sich noch bessere Einstiegspunkte ergeben werden. Erstens dürfte die US-Förderung bei den aktuellen Preisen weiter ansteigen. Dann dürfte die OPEC unseres Erachtens auf ihrem Mai-Treffen darüber zu debattieren beginnen, wie sie die gegenwärtigen Förderbeschränkungen 2019 auslaufen lassen kann. Auch der drohende Handelskrieg dürfte die Rohölpreise belasten, wenn die globale Nachfrage eine Delle erhält. Die Nachfrageerwartungen der Internationalen Energiebehörde wirken bereits zu optimistisch. Es lässt sich daher nur schwer vorstellen, dass die Nachfrage bei höheren Preisen mit dem gleichen Tempo wie im Vorjahr weiterwächst.

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