ODDO BHF AM: Goodbye Goldilocks!

Marktrückblick

Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren und Ausschau zu halten nach den Chancen, die sich in diesem neuen Umfeld zweifellos ergeben werden.

28.11.2018 | 13:04 Uhr

Die Kassandren haben doch Recht behalten: Die Aktienmärkte haben im Oktober eine Korrektur um fast 10% erfahren. Die Ursachen sind wohl inzwischen ausgemacht: Sorgen um das chinesische Wachstum, US-Gewinne auf ihrem Zenit, Auswirkungen des Handelskriegs und Risiken in Europa. Fassen wir noch einmal zusammen:

Makroökonomie: Die weltweiten Prognosen dürften weiter nach unten korrigiert werden. So präsentieren sich die Aussichten in der Eurozone weniger positiv. Die jüngsten Einkaufsmanagerindizes sprechen für eine annualisierte Wachstumsrate von ca. 1,5% anstatt wie bisher von 2%. Das US-Wachstum bleibt solide (3,5% im dritten Quartal). Aber auch hier ist 2019 aufgrund des kombinierten Zusammenspiels aus einer weniger unterstützenden Zentralbank und nachlassender Steuersenkungsimpulse mit einer Abschwächung auf ca. 2,5% zu rechnen. Chinas Wachstum dürfte sich dank der maßvollen Konjunkturmaßnahmen bei ca. 6 % stabilisieren. Die Reaktion der Anleger auf die korrigierten Prognosen (Wachstumsverlangsamung um 0,5% in 2019) fiel recht heftig aus.

Bewertungen: Die Berichtssaison – obgleich insgesamt zufriedenstellend – hat diesmal nicht als Katalysator gewirkt. Vielmehr treibt die Anleger die Einschätzung um, dass die Gewinne oder vielleicht sogar der Zyklus den Zenit überschritten haben. Entsprechend gnadenlos werden jegliche Gewinn- oder Umsatzwarnungen abgestraft. Solange die Risiken nicht etwas nachlassen, macht es keinen Sinn, sich ausschließlich auf Bewertungen zu verlassen, auch wenn diese in den Industrieländermärkten wieder auf vernünftigem, in den Schwellenländern gar auf attraktivem Niveau liegen.

Momentum: Risikoreiche Anlageklassen verzeichnen deutliche Abflüsse. Besonders betroffen sind „Small Cap“-Aktien, wo die Gewinnmitnahmen am höchsten waren. Der Momentum-Faktor leistet zwar in diesem Jahr den größten Performancebeitrag, musste jedoch im Oktober einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Abflüsse aus Schwellen- und europäischen Ländern treiben die Abwärtsspirale zusätzlich an. Daher könnte sich die Korrektur fortsetzen.

Aber ist die Lage wirklich so düster? Nein. Auf makroökonomischer Ebene ist der Mini-Ölschock, den wir in den letzten sechs Monaten miterlebt haben, nun überwunden, was bei den Verbrauchern der Erdöl importierenden Länder wieder entsprechende Kaufkraft freisetzt.

Auf mikroökonomischer Ebene wollen wir Michelin als Beispiel nehmen, ein in unseren Portfolios vertretenes Unternehmen, mit dessen Geschäft und Management wir gut vertraut sind. Die Aktie hat in diesem Jahr 25% verloren und wird derzeit bei rund 87 € gehandelt, das entspricht dem Achtfachen der für die nächsten zwölf Monaten erwarteten Gewinne. Damit liegt die Bewertung auf dem niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre, die von einer bis dahin beispiellosen Krise gekennzeichnet sind. Sicher, dem Automobilsektor stehen große umwälzende Veränderungen bevor. Die Fundamentaldaten von Michelin bleiben aber solide, und für das nächste Jahr wird eine Gewinnsteigerung von 8% prognostiziert. Die starke Korrektur war teilweise überzogen, eröffnet damit aber auch Chancen. Michelin ist nur ein Beispiel von vielen. Warum nicht die Gunst der Stunde nutzen und heute in die Champions von morgen investieren, wenn diese innerhalb weniger Monate 1/4 ihres Werts eingebüßt haben?

Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass sich der jüngste Haussetrend seinem Ende nähert, insbesondere, da die Zentralbanken gerade erst mit der Normalisierung ihrer Geldpolitik beginnen. Der Markt muss sich anpassen, sich neu orientieren und sich möglicherweise noch etwas konsolidieren. Noch sind keine Anzeichen einer Rezession erkennbar. Es gilt daher, einen kühlen Kopf zu bewahren und Ausschau zu halten nach den Chancen, die sich diesem neuen Umfeld zweifellos ergeben werden.

Den vollständigen Investment Brief finden Sie hier: Goodbye Goldilocks!

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