RBC BlueBay AM: „(Zu) hohe Risikoprämien in den Schwellenländern“

Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management
Marktkommentar

Von den aufstrebenden Volkswirtschaften zeigten sich die Marktteilnehmer zuletzt enttäuscht. Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay AM, bleibt hingegen optimistisch – zumindest für Anleihen. Hier sein aktueller Marktkommentar:

19.04.2024 | 11:53 Uhr

„Trotz der anhaltenden geopolitischen Spannungen: Weitere gute Wirtschaftsdaten aus den USA führten in der vergangenen Woche zu steigenden Renditen. Im Zuge der robusten Einzelhandelsumsätze und der jüngsten Inflations- und Beschäftigungsdaten haben die Marktteilnehmer Zinssenkungen ausgepreist, von denen sie zuvor noch ausgegangen waren. Dies hat dazu geführt, dass die Renditen 2-jähriger Staatsanleihen 5 Prozent erreicht haben. Damit sind die Zinsen am vorderen Ende der Kurve unserer Meinung nach auf einem angemessenen Niveau.

Bei den Aussichten für Anleihen mit längeren Laufzeiten sind wir jedoch weiterhin vorsichtiger. Inverse Renditekurven sind unserer Ansicht nach kein Signal an die politischen Entscheidungsträger, dass sie die fiskalische Verantwortung ernst nehmen müssen. Daher können erhöhte Defizite zu einer Eskalation der fiskalischen Risiken führen. Wir sind der Meinung, dass die Anleger eine höhere Laufzeitprämie anstreben sollten.

In Europa sind die Renditen im Gefolge der US-Bewegungen gestiegen. Bei Bundesanleihen sind eine Zinssenkung im Juni und weitere Abwärtsschritte um jeweils 25 Basispunkte in den folgenden Quartalen eingepreist. Interessant ist jedoch die Frage, ob die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank begrenzt bleiben, wenn die US-Notenbank Federal Reserve das Zinsniveau weiterhin beibehält. Sicherlich hat die Entwicklung des Zinsgefälles zwischen den USA und der Eurozone dazu beigetragen, dass der Euro in den letzten Wochen gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren hat. Wir sind der Meinung, dass sich die US-Währung der Parität zum Euro annähern kann.

In Japan herrschte in der vergangenen Woche Funkstille seitens der Bank of Japan (BoJ) und des Finanzministeriums. Trotz Warnungen vor Devisenmarktinterventionen, als der Yen-Dollar-Kurs um 152 schwankte: Es wurden keine Maßnahmen ergriffen, als er sich anschließend in Richtung 155 bewegte. Dies hat in Japan zu Protest geführt. Die Marktteilnehmer könnten das Finanzministerium bald zum Eingreifen zwingen, um die Schwäche zu stoppen.

Nach wie vor wird der Yen schwächer, solange die BoJ-Politik zu locker bleibt. Vor diesem Hintergrund sehen wir die Währungshüter im Vorfeld ihrer bevorstehenden geldpolitischen Sitzung zunehmend unter Druck. Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass die BoJ ihre Inflationsprognose für 2024 noch einmal nach oben korrigieren und dann mitteilen wird, dass sie ihre Bilanzausweitung beenden wird. Außerdem erwarten wir, dass BoJ-Gouverneur Kazuo Ueda auf der Juli-Sitzung eine Zinserhöhung auf 0,25 Prozent ankündigen wird. Selbst dies wird möglicherweise nicht ausreichen, um das Blatt für den Yen zu wenden. Wenn die Anleger jedoch erkennen, dass die BoJ an einer Normalisierung der Geldpolitik festhält, könnte dies zumindest zu mehr Stabilität beitragen.

In den Schwellenländern wirkte sich der Anstieg der US-Zinserwartungen besonders negativ auf die Währungen aus. Wir haben damit gerechnet, dass die Zentralbanken der Schwellenländer in diesem Jahr die Zinsen senken werden, nachdem sie die Inflation bereits vor den Industrieländern gesenkt haben.

Wenn die US-Zinsen jedoch hoch bleiben, werden Zinssenkungen für die Zentralbanken psychologisch schwieriger. Dies war ein Katalysator für die Enttäuschung bei Schwellenländeranleihen, was zur Schließung von Positionen führte. Das hat die realen Renditen in einer Reihe von Märkten auf ein sehr hohes Niveau gebracht. Aus unserer Sicht ist fraglich, ob dieses Maß an Risikoprämie wirklich gerechtfertigt ist. Wir neigen eher dazu, Positionen auf- als abzubauen. Wir bleiben konstruktiv gegenüber Mexiko, Südafrika und Brasilien. Im Gegensatz dazu sind wir an den Devisenmärkten der Schwellenländer vorsichtiger und gehen sowohl in Mexiko und Südafrika als auch in China Risiken auf der Short-Seite ein. Die politischen Maßnahmen, die aus unserer Sicht zu einem Anstieg der Anleihekurse führen können, dürften in unseren Augen den gegenteiligen Effekt auf die Währungen haben.“

Den vollständigen Kommentar in englischer Sprache finden Sie hier.

Diesen Beitrag teilen: