ETF Securities: Welches Risiko bergen die italienischen Wahlen?

Die italienischen Parlamentswahl Anfang März 2018 ist ein entscheidendes Ereignis für die Europäische Union. Welche Auswirkungen wird es auf die Märkte geben? Dieser Frage geht Anneka Gupta, Associate Director – Commodities bei ETF Securities, nach.

23.02.2018 | 08:04 Uhr

Die Parlamentswahl in Italien, der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone nach Deutschland und Frankreich, wird in diesem Jahr das wichtigste politische Ereignis für die Europäische Union (EU) sein. Jüngste Umfragen deuten darauf hin, dass eine Pattsituation im Parlament zu den wahrscheinlichsten Ergebnissen dieser Wahlen zählt. Wenn man bedenkt, dass 35 Prozent der Wähler derzeit noch unentschlossen sind, könnte das Ergebnis noch schwanken. Allerdings wird keine einzige Partei allein regieren können. Einem nicht eindeutigen Abstimmungsergebnis werden wahrscheinlich Wiederholungswahlen folgen, wobei der stellvertretende Premierminister Paolo Gentiloni eine längere Amtszeit anstrebt. Da seine Popularität während seiner Amtszeit zugenommen hat, könnte dies ein gutes Zeichen für die Übergangsperiode sein, in der im April Anpassungen des Haushaltsplans 2018 vorgenommen werden.

Auswirkungen auf die Märkte und das gesamte europäische Projekt

Die bevorstehenden Parlamentswahlen dürften die Märkte nicht stören. In den aktuellen Renditedifferenzen zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit ist ein Abschlag wegen der Wahlunsicherheit bereits eingepreist. Wir gehen davon aus, dass sich diese nicht weiter ausdehnen werden. Eine Pattsituation könnte zwar eine Phase des Stillstands auslösen, dennoch verringert dies die Wahrscheinlichkeit eines Konflikts mit der EU über die finanzpolitischen Ziele erheblich.

Die wichtigsten politischen Parteien im Wettlauf um die Parlamentswahlen im März 2018 haben erst jüngst den Plan eines Austritts Italiens aus der Eurozone aufgegeben. Dies hat dazu beigetragen, das Risiko erheblich zu reduzieren. Die EU-Regeln zu Defizit und Verschuldung stellen jedoch eine Hürde für die wachstumsorientierte Politik der italienischen Parteien dar. Es liegt auf der Hand, dass die neu gewählte Regierung vor der Herausforderung steht, die EU-Finanzvorschriften umzusetzen. Wenn diesbezüglich ein Kompromiss zustande kommt, wird er eine politische Krise innerhalb der EU verhindern.

Umfragen zufolge sieht jeder dritte Wähler eine Große Koalition zwischen der amtierenden Demokratischen Partei und der konservativeren Forza Italia weitgehend als das vorteilhafteste Ergebnis in Bezug auf die Beziehungen zur EU.

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