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Clemens Fuest: Warum Trump im Handelskonflikt mit der EU schlechtere Karten hat als gegenüber China

Foto: Fotolia
Marktkommentar
Warum Trump im Handelskonflikt mit der EU schlechtere Karten hat als gegenüber China
5/2018
Clemens Fuest
cesifo Group Munich (Website)

@ Feedback an Redaktion

Donald Trump sieht sich in einem Handelskrieg in der stärkeren Verhandlungsposition. Er denkt, dass die Abschottung der Märkte China und Europa mehr schaden würde als Amerika. Doch das ist falsch.

26.06.2018 | 11:13 Uhr

Präsident Donald Trump behauptet, dass die Vereinigten Staaten sowohl von der EU als auch von China im Wirtschaftsverkehr unfair behandelt werden. Damit meint er, dass die europäischen und chinesischen Unternehmen und ihre Beschäftigten durch Exporte in die Vereinigten Staaten sehr hohe Einkommen erwirtschaften, während umgekehrt die Vereinigten Staaten vom Marktzugang in Europa und China weniger profitieren. Trump droht deshalb mit einem Handelskrieg. Dabei sieht er sich in der stärkeren Verhandlungsposition – er denkt, dass die Abschottung der Märkte China und Europa mehr schaden würde als Amerika. Das ist nicht nur deshalb falsch, weil die Importe ausländischer Produkte den amerikanischen Nachfragern hohen Nutzen stiften, zu denen sowohl Konsumenten als auch Unternehmen gehören. 

Hinzu kommt, dass zumindest die EU im Wirtschaftsverkehr mit den Vereinigten Staaten keineswegs mehr Einkommen erwirtschaftet als diese in Europa. Der Eindruck kann nur entstehen, wenn man sich allein auf den Handel mit Gütern und Dienstleistungen konzentriert. Einkommen werden aber auch dadurch erzielt, dass amerikanische Unternehmen mit ihren Tochtergesellschaften in Europa Gewinne erzielen. Mein ifo-Kollege Gabriel Felbermayr hat kürzlich darauf hingewiesen, dass die Leistungsbilanz, in der neben dem Handel von Gütern und Dienstleistungen auch die im jeweiligen Auslandsmarkt erzielten Gewinne erfasst werden, zwischen den Vereinigten Staaten und Europa ausgeglichen ist. Beim Güterhandel mit den Vereinigten Staaten erzielte die EU 2017 einen Überschuss von 153 Milliarden Dollar. Bei den Dienstleistungen erzielten die Vereinigten Staaten dagegen einen Überschuss von 51 Milliarden Dollar, und bei den so genannten Primäreinkommen, das sind vor allem Unternehmensgewinne, betrug der amerikanische Überschuss sogar 106 Milliarden Dollar.

Insgesamt erwirtschafteten Amerikaner also höhere Einkommen in der EU als umgekehrt. Hauptgrund ist, dass amerikanische Unternehmen mit Tochtergesellschaften in Europa deutlich mehr Geld verdienen als europäische Unternehmen in den Vereinigten Staaten. Dass für die Amerikaner Unternehmensgewinne eine größere Rolle spielen als Exporterlöse hat damit zu tun, dass die amerikanische Wirtschaft stärker auf digitale Geschäftsmodelle und immaterielle Wirtschaftsgüter setzt. Amerikanische Unternehmen halten beispielsweise häufig Patente und Markenrechte in den EU-Ländern mit attraktiven Steuergesetzen wie beispielsweise den Niederlanden und erzielen dort durch Lizenzvergabe in andere EU-Länder hohe Gewinne. Die tauchen nicht in der Handelsbilanz auf, aber eben in der Leistungsbilanz, die den gesamten Leistungsaustausch erfasst.

Das wird deutlich, wenn man die Leistungsbilanz zwischen den Niederlanden und den Vereinigten Staaten betrachtet. Die Niederlande werden ja wie Deutschland oft wegen ihres Handelsüberschusses kritisiert. Tatsächlich haben die Niederlande gegenüber den Vereinigten Staaten aber ein astronomisches Leistungsbilanzdefizit von 98 Milliarden Dollar. Es entsteht vor allem dadurch, dass amerikanische Unternehmen in den Niederlanden bei den Gewinnen einen Überschuss in Höhe von 68 Milliarden Dollar erzielen, das sind zwei Drittel des in der EU insgesamt erzielten Überschusses. Hier wird deutlich, dass es nicht sinnvoll ist, wenn die Vereinigten Staaten bilaterale Defizite oder Überschüsse zu einzelnen europäischen Ländern zur Bewertung der Wirtschaftsbeziehungen heranziehen. Vor allem aus steuerlichen Gründen konzentrieren amerikanische Unternehmen ihre in der gesamten EU erzielten Gewinne in den Niederlanden. Deshalb gibt auch das amerikanische Defizit gegenüber Deutschland beim Warenhandel ein unvollständiges Bild der Wirtschaftsbeziehungen.

Dass die Vereinigten Staaten vom Marktzugang in der EU weniger profitieren als Europa vom Zugang zum amerikanischen Markt, ist also ein Märchen. Deshalb täuscht Trump sich, wenn er glaubt, er könne die EU mit den Vorteilen des amerikanischen Marktzugangs erpressen. Die Amerikaner haben mindestens genau so viel zu verlieren wie die EU. Die EU müsste nur neben Zöllen andere Instrumente einsetzen, beispielsweise die derzeit diskutierte Steuer auf Umsätze von Google, Facebook und andere Internetgiganten.

Gegenüber China ist die Lage anders. Chinesische Unternehmen exportierten 2017 Waren im Wert von 506 Milliarden Dollar in die Vereinigten Staaten, diese verkauften in China nur Güter für 130 Milliarden Dollar. Bei Dienstleistungen erzielen die Amerikaner einen Überschuss von 38 Milliarden Dollar, aber bei den Unternehmensgewinnen lag China wieder vorne. Chinesische Unternehmen verdienten 34 Milliarden Dollar mit ihren Aktivitäten in den Vereinigten Staaten, amerikanische Unternehmen in China nur etwa die Hälfte.

Das gesamte Leistungsbilanzdefizit der Vereinigten Staaten gegenüber China betrug 358 Milliarden Dollar. Hier besteht tatsächlich ein erhebliches Ungleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht resultiert vor allem daraus, dass China Investitionen ausländischer Unternehmen im chinesischen Markt lange beschränkt und geistiges Eigentum ausländische Investoren nicht hinreichend geschützt hat. Wenn die Amerikaner ihre Verhandlungsmacht gegenüber China einsetzen, um das Land zur Marktöffnung zu bewegen, könnten davon am Ende alle Beteiligten profitieren.

Clemens Fuest
Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft
Präsident des ifo Instituts

Erschienen unter dem Titel „Handelskonflikt: Wo Trump schlechtere Karten hat“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Mai 2018, S. 19. sowie auf Englisch unter dem Titel „Trump's trade position weaker against EU than China“, EU-Observer, 31. Mai 2018.

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