Eine Einschätzung zur Entwicklung der indischen Wirtschaft nach den kürzlich stattgefundenen Parlamentswahlen, von Aneeka Gupta, Associate Director bei WisdomTree.
18.06.2019 | 12:02 Uhr
„Angesichts des
umfassenden Mandats, dass Modi bei den kürzlich stattgefundenen
Parlamentswahlen gewonnen hat, erwarten wir, dass er sich nun auf eine
nachhaltige Förderung der Wirtschaft konzentriert, anstelle sie mit kurzfristig
wirkenden Maßnahmen zu stimulieren. Der klare und entscheidende Sieg zugunsten
der etablierten „National Democratic Alliance“ (NDA) verheißt gute Aussichten
auf politische Kontinuität und weitere Reformen.
Modis Motto
"8-6-4-2" als wirtschaftliche Priorität gibt Aufschluss über die Bemühungen
seiner Regierung, 8 Prozent reales BIP-Wachstum, ein konsolidiertes
Haushaltsdefizit von 6 Prozent, 4 Prozent Inflation und 2 Prozent
Leistungsbilanzdefizit zu erreichen. Reformen in Schlüsselsektoren wie Land,
Arbeit, Kapital und Recht sind nun wahrscheinlich, um Indien auf einen
nachhaltigeren Wachstumspfad zu bringen.
Die Haushaltslage
Indiens sieht den Herausforderungen bereits entgegen, deshalb erwarten wir mehr
Vertrauen in eine wachstumsfördernde Geldpolitik, da die Inflation niedrig
bleibt. Die indische Zentralbank Reserve Bank of India (RBI) senkte am 7. Juni
zum dritten Mal in Folge ihren Leitzins, den Policy Repo-Satz, um 25
Basispunkte. Ausschlaggebend hierfür war eine Kombination von Faktoren wie eine
schwache Weltkonjunktur, ein mäßiges Inlandswachstum mit einer niedrigeren
RBI-Wachstumsprognose für 2020 und eine niedrige Inflationsrate.
Das reale BIP-Wachstum Indiens verlangsamte sich im ersten Quartal 2019 auf annualisierter Basis stärker als erwartet, angeführt von einer Verlangsamung der Anlageinvestitionen und Exporte. Wir erwarten eine Belebung gegen Ende des zweiten Halbjahres, was niedrigere Ölpreise, ein verbessertes Sentiment und Fortschritte der von den jüngsten Wahlergebnissen ausgehenden Reformen unterstützen dürften.
Ein bedeutendes Risiko für die indische Wirtschaft sind die anhaltenden Liquiditätsengpässe und die Sorge vor einer möglichen Ansteckung des gesamten Finanzsektors, wenn bestimmte Finanzunternehmen des Nichtbanken-Sektors (NBFC) in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Da die Regulierungsbehörden die Situation genau kennen, erachten wir dieses Risiko jedoch als wenig wahrscheinlich. Auf Basis der jüngsten Ertragszahlen gehen wir davon aus, dass rohstoffintensive zyklische Werte wie Zement-, Versorgungs- und Technologietitel weiterhin Chancen für Investoren bieten, während sich der Pharma- und Konsumgütersektor aufgrund der schwächeren Konsumnachfrage voraussichtlich abkühlen wird.“
Der Marktkommentar ist auch im PDF-Format zum Download bereit.
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