ODDO BHF Group: Hollywood lässt grüßen - Berichtssaison mit Spannung erwartet

Marktausblick

Die turbulente Debatte der beiden US-Präsidentschaftskandidaten am 29. September scheint gefühlt schon wieder Monate hinter uns zu liegen. Stattdessen ließ die gegen Ende letzter Woche vermeldete Covid-19-Erkrankung des US-Präsidenten die Drähte der Nachrichtenagenturen weltweit heiß laufen.

13.10.2020 | 09:54 Uhr

Überraschend zügig konnte Trump das Militärkrankenhaus Walter Reed am Montag dieser Woche wieder verlassen. Für Verwunderung sorgte zudem die Entscheidung Trumps, die Verhandlungen mit den Demokraten über das dringend erwartete fiskalpolitische Hilfspaket (wir hatten letzte Woche darüber berichtet) abzubrechen. 

Nichtsdestotrotz ließ er wissen, dass er Schecks in Höhe von 1.200 USD je Steuerzahler auszustellen bereit sei und Hilfszahlungen an Fluggesellschaften (25 Mrd. USD) befürworte. Ob die Covid-19-Erkrankung die Wahrscheinlichkeit einer Wiederwahl Trumps wirklich so negativ beeinflusst wie manche der jüngsten Umfragen ausweisen, bleibt abzuwarten (aktueller Umfragemittelwert Wahlsieg Trump: 41,9%; Biden: 51,6%; Quelle: Real Clear Politics). Neben der Covid-19 Krise und der hohen Bewertung am Aktienmarkt ist die Wahl in den USA ein zentraler Unsicherheitsfaktor. Die Volatilität an den Märkten wird vermutlich bis zum 3. November 2020 hoch bleiben.

Start der Q3-Berichtssaison – Analysten wieder optimistischer

Angesichts der fortschreitenden Erholung der US-Wirtschaft warten die Investoren mit Spannung auf die in den kommenden Tagen an Fahrt aufnehmende Berichtssaison. Bereits in der nächsten Woche werden die großen US-Banken wie JPMorgan und Citigroup ihr Zahlenwerk der Öffentlichkeit präsentieren. Auf aggregierter Ebene sollte sich der Gewinnrückgang im Bankensektor (S&P 500) auf knapp 30% summieren (ggü. Vorjahresquartal; Quelle Schätzungen jeweils FactSet). Während die Umsatzentwicklungen in kapitalmarktnahen Bereichen durch die zuletzt hohen Handelsaktivitäten tendenziell stabiler ausfallen dürften, rechnet das Gros der Analysten auf der Kreditseite mit einem weiterhin schwachen Bild. Auch die Niedrigzinspolitik der US-Notenbank dürfte ein belastender Faktor für die Banken darstellen.

Umfragemittelwert USA

Betrachtet man die erwartete Gewinnentwicklung im Vergleich zum Vorjahresquartal auf Gesamtindexebene (S&P 500), dürfte sich der Rückgang noch auf knapp 21% summieren (Umsatzschätzungen: -6%). Trotz einer immer noch erwarteten schwächeren Entwicklung im Vorjahresvergleich ist der Optimismus unter den Analysten zuletzt weiter gestiegen. So liegt die Gewinnschätzung je Aktie für den S&P 500 (Q3 2020) aktuell rund 5% höher als noch Anfang Juli. Historisch betrachtet ist das eine ungewöhnliche Entwicklung: Typischerweise sind die Analysten zu Beginn eines Quartals am optimistischsten. Entsprechend liegen die durchschnittlichen Gewinnrevisionen der letzten 15 Jahre bei -5%. Der weitere Ausblick stellt sich nach Einschätzung der Analysten positiv dar. Ab dem ersten Quartal 2021 dürfte sich wieder ein Gewinnwachstum einstellen (12%). Für das Gesamtjahr bewegen sich die Schätzungen momentan bei rund +25%.

Geschätze Gewinnentwicklung

Die aktuelle Berichtssaison unterstreicht einmal mehr die Bedeutung einer aktiven Aktienselektion für Investoren. So sollte sich die K-förmige Entwicklung der S&P500-Unternehmensgewinne innerhalb der einzelnen Sektoren fortsetzen. Bei Krisengewinnern wie Technologiewerten und für den Gesundheitssektor rechnen die Analysten mit einem Gewinn je Aktie in etwa auf Vorjahresniveau (-3% bzw. -1%). Im IT-Software-Bereich dürfte sogar ein Wachstum von rund 10% verbucht werden. Unternehmen aus dem Industrie-Bereich und Grundstoffe dürften dagegen deutliche Rückgänge zeigen (-60% bzw. -18%).

Neben schwach erwarteten Umsatzzahlen spielt hierbei die Gewinnmargenentwicklung der Unternehmen eine ausschlaggebende Rolle. Die Marge im Gesundheitssektor wird im Vorjahresvergleich leicht von 10,4% auf 10,9% steigen. Im Gegensatz dazu wird die Gewinnmarge im Industriebereich krisenbedingt von 9,0% auf 2,1% sinken. Die einzelnen Sektoren werden sich auch nach der Covid-Krise unterschiedlich schnell erholen. Deshalb macht die aktive Selektion von Branchen und Einzelwerten derzeit so viel Sinn. Wir setzen weiterhin auf Pharmawerte und Technologieunternehmen und meiden Energietitel und Banken.

Abschließend noch ein Blick nach Europa: Hier liegen die Schätzungen für den STOXX Europe 600 aktuell bei einem Gewinnrückgang in Höhe von knapp 34%, die Umsätze dürften im vergangenen Quartal laut aktuellen Konsensus-Schätzungen aggregiert um rund 12% gesunken sein.

Vergangene Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft. Die Rendite kann infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen. Etwaige Meinungsäußerungen geben die aktuelle Einschätzung des Investment Office der ODDO BHF AG wieder, die sich insbesondere von der Hausmeinung innerhalb der ODDO BHF Gruppe unterscheiden und ohne vorherige Ankündigung ändern kann.
Quellen der Grafiken: Bloomberg (Real Clear Politics), FactSet

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