ODDO BHF CIO View: Zinshöhepunkt in Sicht

ODDO BHF CIO View: Zinshöhepunkt in Sicht
Marktausblick

In einmütiger Gleichzeitigkeit haben die beiden großen Notenbanken, die EZB in Europa und die Fed in den USA, in der vergangenen Woche nicht nur ihre Leitzinsen heraufgesetzt, sondern auch den Weg für ihre weitere Geldpolitik vorgezeichnet.

15.02.2023 | 07:15 Uhr

Jan Viebig

Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer Ratssitzung Anfang Februar ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) weiter heraufgesetzt: Die Hauptrefinanzierungsfazilität wird nun mit 3,0 Prozent verzinst, die Spitzenrefinanzierungsfazilität mit 3,25 Prozent und die Einlagefazilität mit 2,5 Prozent. Diese Zinsschritte waren an den Märkten in dieser Höhe erwartet worden. Allerdings, und das ist etwas ungewöhnlicher, hat sich die EZB recht deutlich darauf festgelegt, dass auf der Ratssitzung am 16. März 2023 mit großer Wahrscheinlichkeit eine weitere Erhöhung in gleicher Höhe folgen wird. In der Pressemitteilung hatte die EZB zudem bekräftigt, dass sie an ihrem eingeschlagenen Kurs festhalte und die Zinsen „deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo anhebt“.

Weitere Zinserhöhungen sind angezeigt, da die Preissteigerung in der Eurozone – trotz des jüngsten Rückgangs der Inflation – weiterhin deutlich höher ist als das Inflationsziel der EZB in Höhe von 2 Prozent. Maßgeblich ist für die EZB der harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI. Dieser hatte im Oktober vergangenen Jahres mit einem Anstieg von 10,6 Prozent voraussichtlich seinen Höhepunkt in diesem Zyklus überschritten. Seitdem geht die Inflation im Euroraum Schritt um Schritt zurück. Bis zum Jahresende 2022 fiel sie auf 9,2 Prozent. Im Januar kletterten die Verbraucherpreise laut Eurostat im Jahresvergleich immer noch um 8,5 Prozent.

Die amerikanische Notenbank hatte Anfang Februar ihren Leitzins ebenfalls auf 4,50 bis 4,75 Prozent angehoben. Für die Federal Reserve war es die achte Zinserhöhung in Folge. Lagen die Anhebungen zwischenzeitlich noch bei 75 Basispunkten, betrug die Erhöhung im Dezember nur noch 50 Basispunkte. Anfang Februar hat die Fed die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben. Die immer kleiner werdenden Zinsschritte deuten darauf hin, dass der Zinshöhepunkt in den USA in Sicht ist.

Im Vergleich der beiden großen Wirtschaftsräume haben die USA früher und entschlossener begonnen, ihre Geldpolitik der neuen geopolitischen Lage anzupassen. Die zuletzt sehr festen Arbeitsmarktdaten in den USA deuten darauf hin, dass die Zinsen in den USA in den nächsten beiden Sitzungen nochmals um jeweils 25 Basispunkte angehoben werden. Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,4 Prozent nahe den historischen Tiefstständen. Aufgrund des festen Arbeitsmarktes müssen Arbeitgeber höhere Löhne zahlen. Dies beflügelt die Inflation in den USA. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise in den USA im Jahresvergleich um 6,5 Prozent. Die Kerninflationsrate – die ohne den Anstieg der volatileren Preise für Lebensmittel und Energie berechnet wird – lag Ende des Jahres bei 5,7 Prozent. Wir erwarten derzeit, dass die Leitzinsen in den USA bis Mai 2023 weiter steigen werden. Anders als viele Marktteilnehmer gehen wir derzeit nicht davon aus, dass die Fed bereits im Sommer 2023 wieder beginnen wird, die Leitzinsen zu senken. Dafür ist der Arbeitsmarkt zu fest und die Kerninflation zu hoch.

Den ausführlichen "ODDO BHF CIO View: Zinshöhepunkt in Sicht" finden Sie hier als PDF.

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