ODDO BHF CIO View: Omikron - Die Unsicherheit kehrt zurück

ODDO BHF CIO View: Omikron - Die Unsicherheit kehrt zurück
Marktausblick

Mit den Nachrichten zur Ausbreitung der Omikron-Variante des Covid-19 Virus ist die Unsicherheit an den Finanzmärkten zurückgekehrt. Die Aktienmärkte reagierten mit deutlichen Kursverlusten.

06.12.2021 | 09:40 Uhr

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Die Einbußen an den europäischen Märkten fielen dabei heftiger aus als die der US-Märkte. Staatsanleihen und zeitweise auch Gold konnten zulegen. Der heftigste Absturz war am Ölmarkt zu beobachten, wo der Preis um mehr als zehn Prozent absackte (siehe Tabelle).

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In Gang gesetzt wurde die Entwicklung durch Meldungen, dass sich eine möglicherweise gefährliche Mutation des COVID-19-Virus vom südlichen Afrika aus rasch ver- breiten würde. Nach Aussagen der World Health Organi- sation (WHO) könnte die „Omikron“-Variante, die bereits in einer Reihe von europäischen Ländern nachgewiesen wurde, ein höheres Infektionsrisiko beinhalten.1) In Verbindung mit den ohnehin besorgniserregenden Fallzahlen in Europa und der wieder steigenden Zahl von Erkrankungen in den USA verbreitete sich an den Märkten die Angst vor neuen „Lockdowns“ mit merklichen wirtschaftlichen Einbußen. Die Marktreaktionen könnten dadurch verstärkt worden sein, dass die Liquidität der Märkte eingeschränkt war aufgrund des Thanksgiving- Feiertages in den USA. Die Omikron-Meldungen trafen also auf einen „Markt im Notbetrieb“.

Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, Cash Flow-Renditen oder Preis-zu-Buchwert- Verhältnisse deuten darauf hin, dass die Aktienmärkte nach der erfreulichen Aktienkursentwicklung in den letzten Jahren mittlerweile hoch bewertet sind. Das Shiller-KGV, das den aktuellen Indexstand des S&P 500 den durchschnittlichen, inflationsbereinigten Gewinnen der vorangegangenen 10 Jahre gegenüberstellt, wird aktuell mit üppigen 39 ausgewiesen. Im langfristigen Mittel lag diese Bewertungskennzahl bei knapp 21. Höher war das Niveau nur im New Economy-Boom zur Jahrtausendwende. Der Grund für die hohe Bewertung sind die historisch niedrigen Zinsen. Aktienmärkte, die hoch bewertet sind, korrigieren typischerweise stärker als niedrig bewertete Märkte, wenn die Unsicherheit steigt.

Welchen Einfluss wird die Omikron Variante haben? Bekannt ist, dass das Genom der Omikron-Mutation des SARS-COV-2-Virus (B.1.1.529) rund 50 Veränderungen aufweist, davon betreffen etwa 30 das sog. Spike- Protein. Dieses Protein benötigt das Virus, um in menschliche Zellen eindringen zu können. Bestimmte Mutationen könnten das Virus infektiöser machen. Zudem ist zu befürchten, dass die Wirksamkeit neutralisierender Antikörper und damit auch die Wirkung von Impfungen sinken könnte. Vor diesem Hintergrund hat die World Health Organisation die Mutante als „Variant of Concern“ eingestuft. Vorläufige Evidenz deutet darauf hin, so die WHO, dass das Risiko der Reinfektion erhöht ist; außerdem scheint sich die Mutante schneller als vorangegangene zu verbreiten. Hinsichtlich der Schwere der Erkrankungen macht die WHO keine Aussage; die südafrikanischen Behörden sehen hier aber bisher keine Auffälligkeiten.2)

Einschätzungen aus der Pharma-Industrie mahnen zur Vorsicht. Pfizer-Vorstand Scott Gottlieb sprach von „berechtigtem Vertrauen“, dass mit mindestens drei Impfdosen ein relativ guter Schutz gegen diese Variante bestehen würde.3) Vorsichtig äußerte sich der CEO von Moderna, Stéphane Bancel, der vor der verminderten Wirksamkeit des Impfschutzes durch die verfügbaren Präparate bei der Omikron-Variante warnte.4)

Die Marktteilnehmer hatten sich während der letzten Monate recht zuversichtlich gegeben, dass die Pandemie-Situation zumindest in den Industrieländern beherrschbar und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Risiken begrenzt bleiben. Dieses Gefühl der Sicherheit war trügerisch: Die Gesundheitskrise verschärft sich. Das Wissen über die Omikron-Variante und vor allem über die Konsequenzen für Infektiosität, Krankheitsverläufe und Impfschutz sind bislang noch sehr unsicher. Die Wirtschaft hat angesichts der Erfahrungen der letzten 13⁄4 Jahre viele Abläufe an die Notwendigkeiten des Infektionsschutzes angepasst, so dass die wirtschaftlichen Risiken vermutlich geringer sind als im Frühjahr 2020.

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