ODDO BHF CIO View: Drei Risiken, die jetzt in den Blickpunkt rücken

ODDO BHF CIO View: Drei Risiken, die jetzt in den Blickpunkt rücken
Marktausblick

Für Anleger ist nicht nur die Rendite entscheidend. Genauso wichtig ist es, Risiken rechtzeitig zu erkennen, zu überwachen und sachgerecht zu kontrollieren bzw. zu managen. In einer solchen Marktphase befinden wir uns aktuell. Drei Risiken für die Kapitalmärkte sollten in diesem Jahr im Blick behalten werden:

27.02.2023 | 10:39 Uhr

1. Risiko: Steigende Zinsen. In den USA wie auch in Europa scheint sich die Inflation zäher zu halten als ursprünglich angenommen. Anfangs ging die Teuerung von dramatisch in die Höhe gegangenen Preisen für Erdöl aus. Nun scheint sie jedoch in der breiten Wirtschaft angekommen zu sein. Denn auch die Kerninflation, in der die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel ausgeklammert werden, ist immer noch sehr hoch. Diese ist im Januar in den USA zwar weiter gesunken, liegt jedoch bei 5,6 Prozent und damit spürbar über der geldpolitischen Zielmarke von 2 Prozent.

Die amerikanische Notenbank Fed hat bereits signalisiert, dass sie mit weiteren Zinserhöhungen reagieren wird. Damit ändern die Marktteilnehmer ihre Erwartungen: Es liegen nun mehr Zinsschritte der Fed im Bereich des Möglichen und am Ende auch ein höherer Zinssatz. Im vergangenen Jahr hatte die Fed ihre Leitzinsen schon von 0,25 Prozent auf derzeit 4,75 Prozent erhöht. Hatten die Märkte bis vor kurzem noch damit gerechnet, dass der amerikanische Leitzins bis Mai auf 4,9 Prozent steigen wird, so liegen die Schätzungen nun bei rund 5,3 Prozent und mehr.

Auch im Euroraum sinkt die Inflation, bleibt aber hoch. Für Deutschland hatte das Statistische Bundesamt diese Woche die Inflationszahl für 2022 von 7,9 Prozent auf 6,9 Prozent korrigiert. Die Inflationsrate für den Euroraum für den Januar liegt bei 8,5 Prozent, nach 9,2 Prozent im Dezember. Was die EZB unternehmen wird, ist noch ungewiss. Sie hatte nach ihrer Ratssitzung Anfang Februar angekündigt, auf ihrer Sitzung am 16. März die Zinsen um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) anzuheben. Die Frage ist nun: Bleibt die EZB bei ihrem Fahrplan, oder wird auch sie ihre Zinserhöhungen in der Zeit und in der Höhe ausdehnen?

Die Anleihemärkte reagieren darauf mit steigenden Renditen. Zehnjährige Staatsanleihen der USA werden schon mit 3,95 Prozent verzinst. In Deutschland ist die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in dieser Woche auf mehr als 2,5 Prozent gestiegen.

2. Risiko: Geopolitik. Am heutigen Freitag jährt sich der russische Einmarsch in die Ukraine. Auch nach einem Jahr ist ein Szenario, wie dieser Krieg beendet werden kann, nicht in Sicht. Als sicher gilt, dass dieser Krieg erhebliche geopolitische Folgen haben könnte. Wurde schon der amerikanische Rückzug aus Afghanistan in weiten Teilen der Erde als Zeichen der Schwäche gesehen, so formieren sich nun neue Allianzen, die sich außerhalb der Weltordnung befinden, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist.

So haben sich in den vergangenen Monaten Russland und China angenähert, nachdem sich Peking anfangs neutral im Krieg gegen die Ukraine verhalten hatte. Die entscheidenden Fragen werden nun sein: Wird China die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland missachten, und wird China Russland mit Waffenlieferungen oder wichtigen Dual-Use-Gütern wie Halbleitern unterstützen?

China beobachtet den Verlauf des Russland-Ukraine-Konflikts sowie die Reaktionen des Westens genau. Die von China daraus gezogenen Schlüsse können vor allem mit Blick auf die zunehmenden Spannungen um Taiwan geopolitische Folgen haben.

Auch haben die fünf Staaten der BRICS-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) ihre Zusammenarbeit verstärkt. Südafrika hat diese Woche Marinemanöver mit China und Russland durchgeführt. Auch sollen weitere Staaten wie die Türkei, Algerien oder Saudi-Arabien und Argentinien in die Gruppe aufgenommen werden. Ob sich die BRICS künftig in Opposition zu den etablierten internationalen Institutionen wie der Welthandelsorganisation WTO oder komplementär zu ihnen definieren werden, ist noch nicht endgültig geklärt.

Auch die Energie- und Rohstoffmärkte sollten Anleger im Blick behalten. So können sich die ohnehin bestehenden Spannungen im Ölkartell Opec+ (Opec plus Russland und Kasachstan vor allem) unmittelbar auf den Markt für Rohöl auswirken.

Den ausführlichen „ODDO BHF CIO View: Drei Risiken, die jetzt in den Blickpunkt rücken“ finden Sie als PDF.

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