ODDO BHF: China - Auf dem weg zu nachhaltigerem Wachstum

ODDO BHF: China - Auf dem weg zu nachhaltigerem Wachstum
Marktausblick

Die chinesische Wirtschaft ist im ersten Quartal dieses Jahres um 18,3% gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Diese Wachstumsrate ist die höchste seit Beginn der Ausweisung von Quartalsdaten und dürfte den Höhepunkt des aktuellen Konjunkturzyklus repräsentieren.

26.04.2021 | 10:00 Uhr

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Tatsächlich blieb die wirtschaftliche Dynamik des ersten Quartals trotz des Rekordwachstums sogar ein wenig enttäuschend: Denn im Vorquartalsvergleich lag der Anstieg der Wirtschaftsleistung nur bei unterdurchschnittlichen 0,6%, nach Steigerungen um gut 3% in den beiden Vorquartalen. Darin schlagen sich Beschränkungen im überregionalen Reiseverkehr und die ersten Maßnahmen zur Straffung der Wirtschaftspolitik nieder, insbesondere zur Eindämmung der Kreditvergabe. Sehr stark fielen hingegen die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor aus. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im März um gut 34% zum Vorjahr, unter anderem aufgrund einer starken Belebung der Umsätze mit Kraftfahrzeugen. Die Kfz-Nachfrage, die sich seit 2018 recht schwunglos entwickelt hatte, verbesserte sich im März um rund 68% im Vergleich zum Vorjahr, dem Höhepunkt der Covid-Krise.

Das Wirtschaftswachstum in China wird sich in den kommenden Quartalen verlangsamen. Die chinesische Führung hat für das Jahr 2021 ein Wachstum von mindestens 6% in Aussicht gestellt. Wir erwarten ein Wachstum von über 8,5% im Jahr 2021 aufgrund der hohen Konsumnachfrage und der Belebung der chinesischen Exportwirtschaft, die von dem hohen Wachstum in den USA profitieren wird. Anders als in den USA und in Europa nimmt die chinesische Regierung den Fuß aber bereits vom geld- und finanzpolitischen Gaspedal. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die Begrenzung des Kreditwachstums und das Zurückdrängen der „Schattenbanken“, beispielsweise durch die verschärfte Regulierung der Kreditvergabe an Immobilienentwickler. Zudem ist der Realzins relativ hoch und der Renminbi recht fest.

Die sich abzeichnende Abschwächung des Wirtschaftswachstums im Jahr 2022, steigende Zinsen in den USA sowie weitere exogene Faktoren haben zu der diesjährig schwachen Entwicklung des chinesischen Aktienmarktes beigetragen. Der chinesische Aktienmarkt ist stark in das Jahr 2021 gestartet, bevor es ab Mitte Februar zu vermehrten Gewinnmitnahmen kam. Aktuell liegt der chinesischen Leitindex CSI 300 rund 12% unter dem Höchststand von Mitte Februar und etwa 2% unter dem Niveau von Ende 2020.

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Internetriesen wie Tencent und Alibaba sind aufgrund ihrer wachsenden Marktmacht und ihres immer bedeutenderen Kreditgeschäfts ins Visier der Aufsichtsbehörde geraten. China ist kein Rechtsstaat nach westlichem Muster. Die kommunistische Regierung reagiert bei vermuteten Regelverstößen schnell, ohne lange Rechtstreitigkeiten. Sie zeigt sich aber bei Strafen milde, insbesondere wenn bedeutsame chinesische Unternehmen involviert sind. Die Regulierer behalten das Geschäftsgebaren der Internetriesen zur Sicherung des Wettbewerbs und im Hinblick auf das sensible Thema der Meinungsbeeinflussung über Medien genau im Auge. „Fintechs“ wie Alibabas Ant Group werden künftig als Finanzdienstleister reguliert.

Gefahrenpotenzial ergibt sich durch die wachsende politische und wirtschaftliche Rivalität zwischen den USA und China. In China ist ein zunehmender Nationalismus zu beobachten. Der Konflikt im Südchinesischen Meer und die Ausschaltung der demokratischen Opposition in Hongkong, bedrohlichere Töne in Richtung Taiwan aber auch protektionistische Maßnahmen der Regierung Biden im „American Jobs Plan“ und im „The Made In America Tax Plan“ belasten das Verhältnis der beiden Mächte. Während einige Beobachter nur Gefahren sehen, wittern wir Chancen. In China sind in den letzten Jahren global wettbewerbsfähige Marktführer gerade im Technologiesektor entstanden. Ein kluger Rat lautet, Aktien dann antizyklisch zu kaufen, wenn die politischen Spannungen steigen. Hierfür scheint es noch zu früh.

Quelle für die Grafiken: Refinitiv Datastream

Den vollständigen ODDO BHF Marktausblick finden Sie hier als PDF.


Vergangene Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für die Zukunft. Die Rendite kann infolge von Währungsschwankungen steigen oder fallen. Etwaige Meinungsäußerungen geben die aktuelle Einschätzung des Investment Office der ODDO BHF AG wieder, die sich insbesondere von der Hausmeinung innerhalb der ODDO BHF Gruppe unterscheiden und ohne vorherige Ankündigung ändern kann.

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