Oddo: Gedämpfte Gewinnaussichten am Aktienmarkt

Marktausblick

Mit den gestiegenen Risiken sind die Gewinnaussichten im Aktienbereich zwar gesunken, liegen aber nach Einschätzung der Experten von Oddo BHF AM weiter im positiven Bereich.

31.07.2018 | 13:47 Uhr

Die Unternehmensinvestitionen liegen auf sehr hohem Niveau und erstmals in der Geschichte sind mehr Stellen zu besetzen als Menschen arbeitsuchend gemeldet sind,“ so Wilbur Ross, US-Handelsminister, in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC. Diesen Montag zog der ISM-Index für den verarbeitenden Sektor aus Juni überraschend kräftig an und stieg um +2,5 Punkte auf 60,2. Auch die Bauinvestitionen legten im Mai um +0,4% zu. Dies lässt eine Wachstumsrate von knapp 3% erwarten. Also alles im grünen Bereich? Nicht wirklich. Das weltweite Wirtschaftswachstum am Scheitelpunkt, Populismus und Protektionismus – an Gründen zur Besorgnis herrscht kein Mangel. Aber man sollte nicht vorschnell Alarm schlagen, sondern sich die Zeit nehmen und prüfen, wieviel Konkretes hinter dem Lärm steckt.

Ölschock: Dieser dämpft allmählich die Kaufkraft der Verbraucher. In Europa wird dies durch den schwächelnden Euro noch verstärkt. Insgesamt dürften 1000 Mrd. USD von den Öl verbrauchenden Ländern in die Erzeugerländer umverteilt werden. Als Gegenpol zu fehlenden Investitionen und dem Wiederaufflammen politischer Risiken im Nahen Osten und Venezuela wirkt sich das sich seinem Zenit nähernde Wachstum und die Produktion von Schiefergas preissenkend aus.

Politische Risiken: Eigentliches Kernthema bleibt der Brexit, nun da die Risiken in Italien mit der Bildung der neuen Regierung gesunken sind.

Risiko eines Handelskrieges: Aus Drohungen wird nun Realität. Aber in welchem Ausmaß wird sich dies tatsächlich auswirken? In Summe dürften die Maßnahmen nach unseren Berechnungen das Wachstum in den USA bzw. China um jeweils 0,20% schmälern bzw. 0,50% im Falle eines extremen Szenarios. Mehr noch als die getroffenen Maßnahmen ist es die aktuelle Wahrnehmung, die auf die Anlegerstimmung drückt.

Bewertungen: Mit einem geschätzten KGV von 13 bzw. 17 in der Eurozone bzw. in den USA präsentieren sich die Bewertungen auf angemessenem Niveau, sofern die Gewinnaussichten nicht merklich einbrechen. Bald fällt der Startschuss für die Berichtssaison, und dies in einem Umfeld, in dem die Ertragsstreuung so stark ist wie selten zuvor. Wachstumsunternehmen (europäische Luxusgüter, US-Technologiewerte usw.) befinden sich nahe ihres Höchststands. Substanzwerte (Finanzwerte, zyklische Titel) hingegen aktuell deutlich im Sinkflug. Letztere könnten nach Veröffentlichung entsprechend positiver Zahlen deutlich aufwerten. 

Mittelflüsse: Nach einem erfreulichen, für eine Neupositionierung in Aktien günstigen Jahresauftakt hat sich das Momentum zuletzt wieder umgekehrt.

Zwar sind nun mehr negative Signale als noch zu Jahresbeginn zu vermelden, aber nicht in dem Maße, dass wir unseren Kurs ändern. Wir behalten daher unsere leichte Untergewichtung in Risikowerten bei (45%) und bleiben in Unternehmensanleihen deutlich untergewichtet. Ziel ist es, Verluste im Falle einer deutlicheren Baissebewegung gering zu halten, aber gleichzeitig von einer Erholung im Gefolge einer zuversichtlich stimmenden Berichtssaison zu profitieren. Mit den gestiegenen Risiken sind die Gewinnaussichten im Aktienbereich zwar gesunken, liegen aber nach unserer Einschätzung weiter im positiven Bereich. Aktien erscheinen uns daher im Moment als einzig sinnvolle Anlage. Auch auf die Gefahr hin, dass es dort mal heiß hergehen kann – aber das ist ja nicht untypisch für diese Jahreszeit.

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