
Die jüngste Insolvenz von Tricolor Holdings lässt alle Alarmsignale angehen. Das US-Unternehmen lieferte Gebrauchtwagen, für deren Finanzierung in Form von Subprime-Krediten nur sehr wenig Sorgfalt aufgewendet wurde.
28.10.2025 | 08:36 Uhr
In
einigen Fällen wurde nicht einmal eine Bonitätsauskunft oder eine einfache
Sozialversicherungsnummer verlangt. Der Zusammenbruch des Unternehmens,
verursacht durch eine Anhäufung nicht zurückbezahlter Kredite, zeugt von den
finanziellen Schwierigkeiten, mit denen die weniger wohlhabenden Schichten der
amerikanischen Bevölkerung zu kämpfen haben. Es erinnert auch an die
Insolvenzen der Subprime-Hypothekenanbieterim Vorfeld der Krise von 2008.
Vertraute Muster in neuem Gewand
Der Vergleich mit der großen Finanzkrise hinkt nicht. Der Konkurs von Tricolor Holdings und First Brands, einem Automobilzulieferer, hat mehrere renommierte Finanzinstitute - darunter JP Morgan, Barclays, Jefferies und die UBS - in Mitleidenschaft gezogen. Damit steigt erneut die Gefahr einer Ansteckung des Bankensektors. Während viele Beobachter die Analogie zur Krise von 2008 anzweifeln, sieht der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, diese Gefahr. Bailey warnt insbesondere vor dem Bereich der privaten Finanzierung, der bei Fällen wie denen von First Brands oder Tricolor Holdings sehr aktiv ist. Er betont insbesondere, dass private Kreditgeber die gleiche Art von Finanzengineering betreiben wie die Banken im Vorfeld der Krise von 2008, insbesondere die Aufteilung von Krediten und die Bündelung von Subprime-Krediten.
Einzelfall oder Vorbote einer größeren Krise
Die
grundlegende Frage ist natürlich, ob sich die Schwierigkeiten dieser
Unternehmen auf idiosynkratische Fehler der privaten Kreditvergabe beschränken
oder ob sie auf tiefere strukturelle Risse im Finanzsystem hindeuten. Auch wenn
derzeit Einigkeit darüber zu bestehen scheint, dass diese Insolvenzen
idiosynkratischer Natur sind, gibt die Bedeutung der privaten Finanzierung
Anlass zur Vorsicht bei einigen internationalen Institutionen, allen voran dem
IWF. Seine Generaldirektorin Kristalina Georgieva warnte vor einer „sehr
bedeutenden Verlagerung” der Finanzierung hin zu wenig regulierten privaten
Kreditfonds. Die Institution wies außerdem darauf hin, dass die weltweiten
Banken etwa 4,5 Billionen Dollar an Risiken gegenüber
Nichtbanken-Finanzinstituten halten. Diese Zahl ist groß genug, um als
systemisch bezeichnet zu werden.
Handelt
es sich bei den Einbrüchen von Tricolor Holdings und First Brands um
Einzelfälle, um einfache Symptome eines Zyklusendes oder deuten sie auf tiefere
Ungleichgewichte hin? Diese Debatte wird nicht sofort entschieden werden. Da
sich Krisen nie identisch wiederholen, wird es eine Fülle durchaus
stichhaltiger Argumente geben, die behaupten, dass diese Ereignisse nichts mit
denen früherer Perioden zu tun haben. Für den Anleger ist es jedoch wichtig,
diese Signale nicht zu unterschätzen und sie im Hinterkopf zu behalten -
insbesonderein
einem sehr optimistischen Marktumfeld, in dem Versprechungen hoch belohnt und
Warnungen meist ignoriert werden.
Den ausführlichen Beitrag finden Sie hier.
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