2020 befanden sich die Märkte im Fluss. Riesige Mengen Liquidität wurden bereitgestellt, während gleichzeitig eine Pandemie grassierte, weltweite Lieferketten umgebaut wurden und ein Technologieschub Arbeitswelt sowie Unterhaltung auf den Kopf stellte.
12.01.2021 | 10:21 Uhr
Jim Cielinski, Leiter für globale Anleiheninvestments, erklärt, dass Anleihen empfindlich auf Veränderungen reagieren und sich anhand ihrer Richtung bestimmen lässt, wohin die Reise für die Anlageklasse 2021 geht.
Die kurzfristigen Zinsen werden von den Verantwortlichen für die Geldpolitik kontrolliert. Die langfristigen Zinssätze ergeben sich dagegen aus der künftigen Entwicklung der Kurzfristzinsen und einer Laufzeitprämie, die meist an das Wirtschaftswachstum, die Inflationserwartungen sowie die Auswirkungen von Angebot und Nachfrage gekoppelt ist. Die Leitzinsen am kurzen Ende liegen in den meisten Industrieländern nahe null und werden wahrscheinlich auf diesem Niveau verharren, sodass es fast unmöglich ist, dass sich die 2020 verbuchten Kapitalerträge auf Staatsanleihen nächstes Jahr wiederholen werden. Hierbei spielt die Laufzeitenprämie eine Schlüsselrolle.
Kreditsensitive Bereiche des Anleihenuniversums kamen 2020 dank der raschen und massiven geldpolitischen und fiskalischen Hilfsmaßnahmen zur Bewältigung der Wirtschaftskrise weitgehend ungeschoren davon. Angesichts der kräftigen Erholung der Kreditmärkte seit April werden die zu Jahresanfang verzeichneten Verluste leicht übersehen. Die Kreditspreads sind Ende 2020 immer noch weiter als vor der COVID-Krise, und wir sind überzeugt, dass sich die Renditen 2021 umkehren und kreditsensitivere Marktbereiche wie Hochzinsanleihen und verbriefte Anleihen zinssensitive Staatsanleihen, bei denen sich die Anleger wahrscheinlich mit dem Kupon begnügen müssen, übertreffen werden.
Die rege Nachfrage nach den Emissionen in Rekordhöhe hat Marktbeobachter anscheinend überrascht. Wenn ein Unternehmen oder ein Staat Anleihen begibt, muss sie allerdings natürlich jemand auf der anderen Seite kaufen. Die anhaltende Suche nach Ertrag schürte die Nachfrage. In den USA erreichten die Emissionen von Investment-Grade- und Hochzins-Unternehmensanleihen allein bis Ende Oktober 2.073 Milliarden US-Dollar und haben damit das Rekordjahr 2017 bereits übertroffen, wie Grafik 1 zeigt.
Grafik 1: US-Brutto Unternehmensanleiheemissionen pro Kalenderjahr (Mrd. USD)
Quelle: SIFMA, Gesamtjahresemissionen, *die YTD-Angaben für 2020 beziehen sich auf den Zeitraum bis 31. Oktober 2020.
Unternehmen haben sich vorsorglich mit Krediten eingedeckt, ganz nach der Maxime bei der Eigenkapitalbeschaffung „Go Big and Go Early“. Denn es ist immer einfacher - und billiger - sich aus einer komfortablen Position heraus Kapital zu beschaffen. Angesichts niedriger Zinsen und Anleiherenditen sind die Nettokosten (Carrying Cost) der Überschussliquidität in einem unsicheren Umfeld niedrig. Einige Unternehmen halten diese Barmittel einfach in ihren Bilanzen, sodass die Nettoverschuldung nur geringfügig steigt. Wir gehen davon aus, dass der Verschuldungsgrad 2021 sinken wird, wenn die Gewinne wieder steigen.
Den vollständigen Anleihe-Marktausblick für 2021 finden Sie hier.
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