Mit
Blick auf den Juli 2025 sind wir insgesamt konstruktiv gestimmt. Aus saisonaler
Sicht ist der Juli meist ein guter Monat. Allerdings ist Vorsicht geboten,
falls es wider Erwarten doch zu keiner Einigung im Zollstreit zwischen der EU
und den USA bzw. zwischen den USA und Japan kommt. Sollte der Handelskonflikt
hier eskalieren, ist mit einer Marktkorrektur zu rechnen.
Die
nun anstehende Q2-Berichtssaison könnte bereits durch stärkere Einflüsse auf
der Währungsseite geprägt sein. International aufgestellte US-Unternehmen
profitieren von der Schwäche des US-Dollars, europäische Unternehmen mit
größerem US-Dollar-Exposure hingegen nicht. Generell erscheinen die Erwartungen
nicht zu hoch, zudem ist das Überraschungspotenzial für US-Unternehmen größer
als für europäische. Positiv ist zudem, dass sich die wirtschaftspolitische
Unsicherheit in den USA zurückbildet bzw. abnimmt. Solche Phasen waren in der
Vergangenheit meist positiv für die Märkte.
Über
den Sommer hinweg wird es voraussichtlich noch keine Zinssenkungen der
US-Notenbank geben. Im September hingegen ist ein Zinsschritt (Senkung)
wahrscheinlich. Phasen moderater Zinssenkungen bei Ausbleiben einer Rezession
waren in der Vergangenheit gute Phasen für die US-Börse. Einer der
Hauptwachstumstreiber der US-Konjunktur bleibt die künstliche Intelligenz.
Deutlich schwieriger ist hingegen die Situation im Konsumsektor. Regional
bleiben ausgewählte Schwellenländer interessant.
Chancen, die wir sehen:
- Schwellenländer bleiben
selektiv chancenreich: Emerging Markets (EMs) sind
generell Profiteure eines schwächeren US-Dollars. Indien senkt die Zinsen,
ist wenig von der US-Zollpolitik betroffen und viele Unternehmen berichten
über gut laufende Geschäfte. Für China ist die verstärkte fiskalpolitische
Stimulierung durch den Staat positiv, der nun
(Rekord-Staatsneuverschuldung im Jahr 2025) mehr Schulden aufnimmt. Viele
Schwellenländer zeigen sich im Zollkonflikt selbstbewusst und wissen um
ihre starke Stellung.
- Technologie-Sektor attraktiv:
Unter den offensiveren Sektoren erscheint Technologie, besonders in den
Bereichen Künstliche Intelligenz und Software, weiterhin interessant.
- Infrastruktur bleibt ein
langfristiges Thema: Staatliche und unternehmerische
Ausgaben im Bereich Infrastruktur – vor allem im Energiesektor – bleiben
hoch, unabhängig vom Zollkonflikt. Davon profitieren gut positionierte
Unternehmen.
- Der Höhepunkt der
Zollbelastungen dürfte hinter uns liegen: Die
Erfahrungen und Turbulenzen der letzten Wochen, die verschlechterten
Konjunkturaussichten und die niedrigeren Zustimmungswerte dürften Donald
Trump davon abhalten, den Zollstreit weiter zu eskalieren.
- US Policy Uncertainty-Index
fällt: In der Vergangenheit war dies
meist ein positives Signal für die Märkte.
Risiken, die wir beobachten:
- Keine Einigung im Zollstreit
mit der EU bzw. Japan: Sollte es im Juli (Deadline am
09.07.) keine Einigung im Zollstreit zwischen den USA und der EU geben,
könnte dies die Märkte stärker belasten.
- Zollfolgen für
Unternehmensgewinne unterschätzt: Die
negativen Effekte der erratischen US-Zollpolitik könnten mit zeitlicher
Verzögerung (Spätsommer/Herbst) auf die Gewinnentwicklung verschiedener
Branchen durchschlagen. Diese Risiken erscheinen bislang nicht
eingepreist.
- Konsumsektor:
In den USA zeichnet sich eine Rezession im Konsumsektor ab.
- Automobilsektor
(Europa/westliche Welt): Die Marktanteile westlicher
Hersteller in China werden weiter fallen, da sie bei Elektroautos
gegenüber chinesischen Herstellern nicht konkurrenzfähig scheinen.
- Europäische Unternehmen mit
hohem US-Dollar-Exposure können durch die Schwäche der
US-Währung stärker tangiert werden. Bei einer sehr langfristigen
Betrachtung fällt auf, dass europäische Aktien (basierend auf dem Euro
Stoxx 50) das Hoch aus dem Jahr 2000 immer noch nicht überwunden haben.
Aus technischer Sicht wäre es sehr wichtig, dass europäische Aktien diesen
Widerstand überwinden.
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