Sowohl die USA als auch Asien bieten derzeit attraktivere Chancen für Investoren als Deutschland und Europa. Das liegt vor allem an der Verunsicherung über die weitere Energiepreisentwicklung und die damit verbundenen Belastungen für die deutsche und europäische Wirtschaft.
12.09.2022 | 10:54 Uhr
Europäische Aktien und deutsche Staatsanleihen erwartet
ein weiterhin schwieriges Umfeld. Unternehmensanleihen bieten bei mittleren
Laufzeiten selektiv Chancen. Die zweite Augusthälfte war für die Börsen schwierig. Das
lag vor allem an der weiteren Verschärfung der Energiekrise sowie der Politik
der Zentralbanken, die der Inflationsbekämpfung Vorrang vor Wachstum und
Arbeitsmarkt einräumten. Wir rechnen damit, dass auch der September für die
Börsen ein eher schwieriger Monat werden wird, insbesondere für europäische
Aktienwerte und deutsche Staatsanleihen.
Auch historisch betrachtet ist der September – besonders in der zweiten Hälfte
– häufig kein guter Monat für die Börsen. Wir werden uns daher weiter defensiv
positionieren und die Investitionsquoten insgesamt nicht erhöhen. Aus unserer
Sicht ist der US-Markt gegenüber Deutschland und Europa unverändert
attraktiver, weil er das bessere Chance-Risiko-Verhältnis bietet. Die
Energiepreisproblematik wird Deutschland und Europa weiter belasten, und die
bisherigen Antworten der Politik hierauf erscheinen uns ungenügend. Deutsche
Unternehmen werden kaum entlastet, und ihnen fehlt die notwendige
Planungssicherheit. Neben den USA sind wir auch für Asien etwas optimistischer,
nicht zuletzt, wenn man die dortige Geldmengenentwicklung betrachtet. Gerade
der Stadtstaat Singapur könnte Chancen bieten. Auf der Anleihenseite halten wir
bei deutschen und europäischen Staatstiteln weiterhin Vorsicht für das Gebot
der Stunde.
Aktien/Anleihen
• Fokus auf Unternehmen mit hoher
Preissetzungsmacht
• Deutsche bzw. europäische Staatsanleihen
bleiben unattraktiv
• Ausgewählte Unternehmensanleihen weiter
chancenreich
Den Aktienanteil unserer Fondsportfolios haben wir aktuell reduziert. Auf der
Aktienseite halten wir einen Fokus auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit
hoher Preissetzungsmacht unverändert für sinnvoll, da diese auch in einem
wachstumsschwachen Umfeld solide Gewinne erwirtschaften können und somit
langfristig voraussichtlich die beste Anlagealternative bieten. Bei den
festverzinslichen Wertpapieren erachten wir vor allem deutsche Staatsanleihen
weiter für unattraktiv. Der Grund liegt in der sich verschärfenden
Energiekrise, dem daraus resultierenden Wettbewerbsnachteil für deutsche
Unternehmen und der anhaltend hohen Inflation. Die Renditen deutscher
Bundesanleihen halten wir daher für deutlich zu niedrig. Weiterhin
Chancen bieten dagegen ausgewählte Unternehmensanleihen. Attraktiv sind vor
allem Emissionen, die bei Laufzeiten von fünf bis sechs Jahren aktuell über
fünf Prozent Rendite bringen.
Volkswirtschaften/Regionen
• USA und asiatische Regionen wie Singapur
attraktiv
• Deutschland und Europa günstig bewertet,
aber mit Risiken
• China bleibt schwierig
Wir halten den US-Markt für attraktiver als Deutschland und Europa, weil er aus
unserer Sicht das bessere Chance-Risiko-Verhältnis bietet. Die Energiepreise
werden Deutschland und Europa weiter belasten, zumal wir die Antworten der
Politik bislang für nicht ausreichend erachten. Der deutsche bzw. europäische
Aktienmarkt ist aus unserer Sicht zwar günstig bewertet, aber die weiter
steigenden Energiepreise bergen große Konjunktur- und Standortrisiken. Auch
China bleibt aus unserer Sicht nach wie vor sehr schwierig. Dabei halten wir in
erster Linie die Tendenz zu mehr Verstaatlichungen – vor allem bei privaten
Immobilienentwicklern – für bedenklich. Die geopolitischen Risiken durch die
Zuspitzung des Konflikts um Taiwan kommen erschwerend hinzu. Auf der anderen
Seite verbessern sich in China sowohl das Geldmengenwachstum als auch die
Überschussliquidität. Die Geldmengenentwicklung ist in Asien generell wieder
etwas besser, neben China hat auch Japan weiter eine positive
Überschussliquidität. Innerhalb Asiens halten wir Singapur für attraktiv: Die
Börse in Singapur ist günstig bewertet und zeigt darüber hinaus seit Anfang
2022 relative Stärke. Singapur ist sowohl für die USA als auch China als
Handelsdrehscheibe bedeutend. Auf Sektorenebene halten wir den Energiesektor
unverändert für aussichtsreich: Die Branche ist nach wie vor günstig bewertet
und überzeugt durch hohe freie Cashflows. Da das Angebot an Energie nicht
kurzfristig steigerbar ist, dürften die Energiepreise längerfristig auf hohem
Niveau bleiben.
Währungen/Rohstoffe/Gold
• Euro weiter belastet
• Norwegische Krone oder Schweizer Franken
attraktiv
Der Euro dürfte durch die Entwicklung in Europa und vor allem in Deutschland
sowie durch die Energiepreisproblematik weiter belastet bleiben. Innerhalb
Europas sehen wir dagegen in Währungen wie dem Schweizer Franken oder der
norwegischen Krone größeres Potenzial.
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