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ARAMEA Quarterly "Q" 03/2023: "Wenn's mal wieder länger dauert"

ARAMEA Quarterly "Q" 03/2023: "Wenn's mal wieder länger dauert"
Marktausblick

Es gibt immer wieder Entwicklungen an den Kapitalmärkten, die man im Vorhinein für äußerst unwahrscheinlich hält, im Nachhinein dennoch plausibel erklären kann.

04.07.2023 | 06:48 Uhr

Jüngstes Beispiel: Die Rallye an den Aktienmärkten seit Jahresbeginn. Die durchschnittliche Prognose der Analysten für beispielsweise den S&P 500 für Ende 2023 lag im Dezember letzten Jahres bei ziemlich genau 4.000 Punkten, was in Sachen erwarteter prozentualer Performance der pessimistischste Ausblick seit 1999 war. Zur Erinnerung: Ende 2022 stand der S&P 500 bereits bei 3.839 Punkten. Aktuell notiert der Index jedoch bei fast 4.400 Punkten und damit rund 14% im Plus seit dem 31. Dezember 2022 – wenn auch nur dank einiger weniger Aktien.

Ende letzten Jahres war die Stimmung schlecht, der Aktienmarkt allerdings bereits seit Oktober ordentlich geklettert. Sorgen vor einer „Jahrhundertrezession“ angesichts unter Umständen leerer Gasspeicher machten die Runde, sodass den Märkten für Risikoaktiva nur wenig zugetraut wurde. Sechs Monate später findet man ohne Probleme zahlreiche Argumente dafür, dass wir seit Anfang des Jahres eine Rally erlebt haben, die als eine der unbeliebtesten in die Geschichte eingehen könnte. Neben dem Ausbleiben eben jener „Jahrhundertrezession“, sind es die robusten Gewinne vor allem jener Unternehmen, die über eine hohe Preissetzungsmacht verfügen, welche die Märkte befeuerten. Der aber wohl wichtigste Grund ist, dass die defensive Positionierung zu Jahresbeginn für eine Underperformance gegenüber den Benchmarks bei vielen Investoren gesorgt hat, die nun wiederum Rücksetzer für Zukäufe nutzen, um bei womöglich doch weiter steigenden Märkten nicht noch weiter ins Hintertreffen zu geraten.

Im zweiten Quartal dürfte sich die Konjunktur in Europa minimal erholt haben. Im nun beginnenden zweiten Halbjahr erwartet uns jedoch voraussichtlich eine erneute Schwächephase, da die enorme geldpolitische Straffung erst jetzt so richtig beginnt, die volkswirtschaftliche Nachfrage zu dämpfen – wobei dieses Mal besonders viel Zeit ins Land geht, bis sich die Wirkung in der Realwirtschaft zeigt. Wir warten aktuell also auf die „Snickers-Rezession“: Wenn‘s mal wieder länger dauert…

Für Anleger bedeutet dies: Vorsicht an der Bahnsteigkante! Die erhöhte Dispersion zwischen und auch innerhalb der Assetklassen bietet jedoch ohne Frage viele Chancen, damit 2023 aus individueller Sicht als erfreuliches Kapitalmarktjahr enden kann.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihr

Felix Herrmann, CFA

Chefvolkswirt, ARAMEA Asset Management AG

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