Die europäischen Anleihemärkte kämpfen mit einem Berg von Sorgen. Trotz der Risiken deutet die Geschichte auf ein positives Resultat hin.
10.02.2025 | 07:05 Uhr
Europa sieht sich mit Widrigkeiten und Ungewissheit konfrontiert. Die
Negativpunkte lassen sich leicht aufzählen, aber nur schwer
quantifizieren: die finanziellen und menschlichen Kosten der Kriege in
der Ukraine und im Nahen Osten; erhöhte Militärausgaben, höhere US-Zölle, die für bestimmte Branchen wie die Automobilindustrie bei vielleicht 10 %–20 % oder mehr liegen könnten; und zusätzliche Kosten für den ökologischen Wandel, die auf 2,5 % des BIP pro Jahr für zwei Jahrzehnte geschätzt werden.
Hohe Defizite in weiten Teilen Europas und politische Instabilität in
Frankreich und Deutschland schränken den Handlungsspielraum der
politischen Entscheidungsträger ein, während die Rückkehr Trumps an die
Macht die Probleme der Wettbewerbsfähigkeit Europas und den Druck durch
Populisten zu verschärfen drohen.
Vor diesem herausfordernden Hintergrund sind die Aussichten für die
europäischen Anleihemärkte überraschend gut. Hohe Renditen und sinkende
Zinsen waren in der Vergangenheit starke Pluspunkte für Anleiheanleger und könnten es – abgesehen von Worst-Case-Szenarien wie einem weiteren Krieg oder einer Pandemie – auch 2025 wieder sein.
Die europäischen Volkswirtschaften haben bereits jetzt
Schwierigkeiten, nach der COVID-Pandemie wieder ein nennenswertes
Wachstum zu erzielen, und ein externer Schock könnte die Region in eine
Rezession stürzen. Der Markt geht davon aus, dass sich der Leitzins der
Europäischen Zentralbank (EZB) in den nächsten Jahren bei etwa 2 %
einpendeln wird, was dem Niveau vor der Pandemie entspricht.
Wir halten dieses Niveau für zu hoch und gehen davon aus, dass die Zinsen weiter sinken werden, da Europa mit den gleichen strukturellen Problemen wie vor der Pandemie
konfrontiert ist. Auf seiner Sitzung im Dezember 2024 kündigte der
EZB-Rat ein Ende der restriktiven Geldpolitik an und ebnete damit den
Weg für Zinssenkungen auf jeder nachfolgenden Sitzung bis Juni 2025.
Neue Herausforderungen durch die Politik von Trump könnten sogar noch
mehr Zinssenkungen durch die EZB und die Bank of England bedeuten. In
der Zwischenzeit könnten diese Maßnahmen zu einem höheren nominalen Wachstum und einer höheren Inflation in den USA und zu weniger Zinssenkungen durch die US-Notenbank führen.
Die Aussicht auf deutlich niedrigere Zinsen in Europa und ein stärkeres
Wachstum in den USA wird sich in den nächsten zwei Jahren wahrscheinlich
sehr positiv auf die Märkte für Euro- und Pfund-Anleihen auswirken. Wir
erwarten ein besonders günstiges Umfeld für Anleihen mit einer Laufzeit
von 0 bis 10 Jahren; ihre Renditen würden sinken, wenn die
Zentralbanken die Zinsen senken. Wir erwarten auch eine gewisse
Versteilung der Zinskurve, da längerfristige europäische Staatsanleihen
durch die Verschlechterung der Haushaltslage, die wir bei Regierungen
weltweit beobachten, beeinträchtigt werden könnten.
Emittenten mit Investment-Grade-Rating und den stärksten Finanzkennzahlen werden am widerstandsfähigsten gegenüber einer Konjunkturabschwächung und dem Druck durch Zölle sein, und ihre Anleihen dürften unserer Meinung nach am meisten von sinkenden Zinsen profitieren. Emittenten von Hochzinsanleihen reagieren empfindlicher auf Veränderungen der Wirtschaftsaussichten und könnten stärker von einer Wachstumsverlangsamung betroffen sein. Dennoch starten europäische Hochzinsunternehmen aus einer Position der Stärke. Die aktuellen Renditen sehen im historischen Vergleich attraktiv aus und waren unabhängig von den Marktbedingungen ein guter Indikator für zukünftige Erträge (siehe Abbildung).
Die Nachfrage nach Euro-Hochzinsanleihen ist im Vergleich zum Angebot weiterhin hoch, und obwohl die Spreads meist relativ eng sind, bieten die aktuellen Renditeniveaus einen erheblichen Puffer, um Rückschläge abzufedern (siehe Abbildung).
Wir gehen davon aus, dass die Spreads angesichts der starken
Attraktivität der aktuellen Renditen wahrscheinlich in der bestehenden
Bandbreite bleiben werden.
Obwohl wir mit einer gewissen Verschlechterung rechnen, da die
Bedingungen härter werden, sind die Fundamentaldaten der Emittenten von
Euro-Hochzinsanleihen größtenteils solide: Rund 65 % des Hochzinsmarktes
sind mit BB bewertet, und die Emittenten in dieser Gruppe brauchen
nicht unbedingt ein starkes Wachstum, um ihre Schulden zu bedienen. Im
Gegensatz dazu werden stärker verschuldete Emittenten mit einem Rating
von CCC und darunter wahrscheinlich Wachstum benötigen, um ihre
Kapitalstrukturen aufrechtzuerhalten, und sind anfällig für eine
Verlangsamung.
Angesichts der makroökonomischen Unsicherheiten glauben wir auch, dass
Unternehmensemittenten relativ wenig Interesse daran haben werden, ihre
Bilanzen durch aggressive Akquisitionen oder Aktienrückkäufe zu strecken
– ein weiterer positiver Faktor für Anleiheanleger.
Wenn die Zinsen weiter fallen, glauben wir, dass europäische Anleger,
die Anleihen meiden und in Bargeld bleiben, erhebliche
Opportunitätskosten in Kauf nehmen müssen. Die Zuflüsse aus
Geldmarktfonds in die Unternehmensanleihenmärkte waren 2024 stark, und
wir sehen, dass sich dieser Trend fortsetzt, da die EZB ihre Geldpolitik
weiter lockert und die Zinskurven wieder steiler werden.
Insgesamt gehen wir davon aus, dass die europäischen Anleihemärkte
auch 2025 von denselben positiven fundamentalen, technischen und
bewertungsspezifischen Faktoren profitieren werden, die sich 2024 als
unterstützend erwiesen haben.
Dennoch glauben wir, dass die Märkte sehr empfindlich auf politische und
wirtschaftliche Nachrichten reagieren werden, insbesondere auf aktuelle
Nachrichten zu Zollvorschlägen der USA. Die Märkte schätzen aktuell die
wahrscheinlichen Auswirkungen einer Vielzahl potenzieller Ergebnisse
ab. Wenn die tatsächlichen Auswirkungen klarer werden, könnten sich die
Anleihepreise erheblich verändern, insbesondere für die am stärksten
betroffenen Branchen und Emittenten.
Finanzielle Belastungen und eine Revolte der Wähler könnten die
europäischen Regierungen auch dazu zwingen, einige ihrer
Netto-Null-Verpflichtungen zurückzunehmen, was erhebliche Auswirkungen
auf eine Vielzahl europäischer Emittenten haben könnte. Anleger müssen
diese Ereignisse und die Entwicklung der Wertpapierkurse, die die
Auswirkungen von Veränderungen über- oder unterbewerten könnten, im Auge
behalten.
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